Birgit Schrowange: “Lieber etwas spießigere Aktien im Depot”

Foto: Sandra Weimar
Birgit Schrowange

Cash. sprach mit der TV-Moderatorin und Buchautorin Birgit Schrowange über ihre Erfahrungen und Strategien bei der Kapitalanlage.

Frau Schrowange, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?

Schrowange: Das waren damals die typischen Kapitallebensversicherungen. Mit 30 Jahren habe ich dann angefangen, mich für Aktien zu interessieren. Ich hatte damals einen Freund in New York, und in den USA hat ja jeder irgendwelche Aktien. Ich habe aber keine Einzelaktien gekauft, sondern Fonds und ETFs. Angefangen habe ich mit dem UniGlobal. Das ist bis heute ein super Fonds – in den letzten zehn Jahren im Schnitt immer zehn Prozent pro Jahr, das ist doch mal was.

Das hat sich also für Sie rentiert?

Schrowange: Es hat sich sehr rentiert. Ich würde jemandem, der zum ersten mal an der Börse investieren will, immer raten, keine Einzelaktien zu kaufen, sondern lieber Fonds und ETFs. Ich habe früh angefangen und monatlich eingezahlt. Durch den Cost-Average-Effekt konnten mir auch die Börsencrashs nicht viel anhaben. Ich habe immer Geld damit verdient. Zwischendurch habe ich zwar auch mal gezockt, aber in erster Linie ging es mir immer darum, fürs Alter vorzusorgen. Ich war mein ganzes Leben lang Freiberuflerin und möchte mein Gesicht im Alter nicht für jede Tankstelleneröffnung hergeben müssen. Das fände ich ganz furchtbar.

In Ihrem neuen Buch “Birgit ungeschminkt” beschreiben Sie auch einige Investments, bei denen Sie viel Geld verloren haben, zum Beispiel Immobilien in Ostdeutschland und EM.TV-Aktien. Was haben Sie aus diesen Pleiten gelernt?

Schrowange: Gier frisst Hirn. Der Satz stimmt. Ich habe damals ganz gut Geld verdient, hatte drei Sendungen bei RTL und dachte, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und würde mit meinen Investments superreich werden. Das ist dann total in die Hose gegangen. Ich habe daraus gelernt, dass ich nicht mehr blind irgendwelchen Anlagetipps folge, denn das habe ich damals gemacht. Ich zocke nicht und investiere nicht in sogenannte “Pennystocks”, auch wenn die mal richtig hochgehen. Das ist mir alles zu unsicher. Ich bin zufrieden, wenn ich eine gewisse Rendite habe und ruhig schlafen kann. Ich habe lieber etwas spießigere Aktien in meinem Depot, die aber gut laufen und eine gute Dividende bringen.

In Ihrem Buch schreiben Sie, das besonders Frauen häufig eine große Scheu vor Aktieninvestments haben.

Schrowange: Ich kenne in meinem privaten Umfeld viele gebildete Frauen, die große Angst vor Aktien haben, weil sie sie für hochgefährlich halten. Aktien sind aber nicht gefährlich. Zocken ist gefährlich, aber nicht Investieren. Man beteiligt sich an guten Unternehmen, und was soll guten Unternehmen denn passieren, die sind auch in einer Krise weiterhin gut. Gar kein Risiko mehr einzugehen ist in der heutigen Zeit das allergrößte Risiko. Man bekommt ja keine Zinsen mehr auf sein Erspartes. Deshalb müssen wir Geld anders denken. Daran führt kein Weg vorbei. Ganz egal, wie viel man verdient: Es kommt darauf an, dass man bewusst mit Geld umgeht. Wenn man früh mit dem Investieren anfängt, kann man schon mit kleinen Summen viel erreichen. Viele Frauen verlassen sich aber lieber auf ihre Männer. Dabei sind Frauen eigentlich sogar besser in der Geldanlage, weil sie umsichtiger sind, nicht so zocken und ein besseres Bauchgefühl haben.

Es gibt ja auch historische Gründe dafür, dass sich viele Frauen so wenig mit Geldanlage beschäftigen, einige davon zählen Sie in ihrem Buch auf. Dazu gehört eine aus heutiger Sicht befremdlich wirkende Gesetzgebung, die unter anderem bis 1962 vorsah, dass Frauen ohne Zustimmung der Männer kein eigenes Bankkonto eröffnen durften. Und bis 1977 durften Frauen nur mit Erlaubnis des Mannes arbeiten.

Schrowange: Ja, das war damals so. Mein Vater musste bei meiner Mutter noch die Unterschrift unter ihrem Arbeitsvertrag leisten. Das muss man sich mal vorstellen. Ich bin in einem kleinen Dorf im Sauerland groß geworden. Wenn dort eine Frau gearbeitet hat, hieß es: “Oh Gott, die arme Frau muss arbeiten gehen. Ihr Mann verdient wohl nicht genug.” Da wurde gar nicht in Betracht gezogen, dass Arbeiten auch eine Erfüllung sein und Spaß machen kann. Deshalb predige ich immer, dass Frauen finanziell unabhängig sein müssen, um ihrem Partner auf Augenhöhe zu begegnen. Außerdem kann der Mann ja auch mit einer jüngeren Frau abhauen, oder er stirbt.

In Ihrem Buch schreiben Sie: “Auch Sofortrenten oder Riester-Verträge können für 50plus-Personen eine Option darstellen. Doch genauso wie in der Aktienwelt gilt hier: Schlau machen. Am besten bei seriösen Honorarberatern oder der Verbraucherzentrale.” Heißt das im Umkehrschluss, dass Sie der provisionsbasierten Beratung grundsätzlich misstrauen?

Schrowange: Nein, so ist das nicht gemeint. Es geht einfach darum, sich schlau zu machen, das kann auch bei der Bank sein. Ich persönlich habe einen super Banker, an den ich durch Zufall geraten bin. Mit dem arbeite ich seit über 25 Jahren zusammen. Ich vertraue ihm total. Es sind ja nicht alle Banker schlecht. Es gibt auch richtig gute.

Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.

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