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Bonität, Laufzeit, Streuung: Worauf es bei der Anleiheauswahl jetzt ankommt

Schriftzug Bonds mit Saeulendiagramm und Kurvenverlauf
Foto: PantherMedia/alexmillos
Worauf es bei Anleihen jetzt ankommt

Wer Anleihen auswählt, steht vor komplexen Entscheidungen. Bonität, Laufzeit, Diversifikation und Zinsstruktur prägen die Ertragschancen – und das Risiko. Wie Vermögensverwalter Privatanlegern zu planbaren Ergebnissen verhelfen.

Anleger schätzen Anleihen vor allem wegen ihrer Berechenbarkeit: Wer sie bis zur Endfälligkeit hält, erhält in der Regel den Nennwert zurück. Zwischenzeitliche Kursschwankungen sind dann zweitrangig. Doch die Auswahl geeigneter Papiere ist anspruchsvoll, denn Renditen, Bonität und Zinsentwicklung hängen eng zusammen.

„Anleger sollten nicht nur auf die Höhe des Zinskupons schauen, sondern auf Bonität, Laufzeitstruktur und breite Streuung achten“, rät Roland Schmack, Geschäftsführer der Meine Werte GmbH. Karsten Müller von der Das Wertehaus Vermögensverwaltung in München ergänzt: „Unabhängig davon, ob es sich um Staats- oder Unternehmensanleihen handelt, eine fundierte Prüfung des Geschäftsmodells ist unerlässlich.“ Dazu gehöre die Analyse von Einnahmen, Ausgaben, geplanten Investitionen und möglichen Risiken durch Währungsbewegungen oder Kapitalverkehrskontrollen.

Weil diese Anforderungen für Privatanleger schwer zu erfüllen sind, empfehlen Experten eine breite Streuung über aktiv gemanagte Fonds oder kostengünstige ETFs. Fondsmanager können die Laufzeiten im Portfolio gezielt steuern und auf Zinsbewegungen reagieren. In Phasen hoher Volatilität sei das ein entscheidender Vorteil gegenüber passiven Indexprodukten.

Die Zinsstrukturkurve liefert wichtige Hinweise für die strategische Positionierung. Über Jahre hinweg waren kurzlaufende Anleihen ertragreicher als langfristige – eine inverse Zinsstruktur, die auf wirtschaftliche Unsicherheiten hindeutet. Inzwischen hat sich das Verhältnis normalisiert: Langlaufende Papiere bieten wieder höhere Renditen als kurzlaufende, was auf eine Beruhigung der Markterwartungen schließen lässt.

Für viele Vermögensverwalter bleibt Diversifikation der Schlüssel. Anleihen aus unterschiedlichen Regionen, Laufzeiten und Emittentenklassen tragen dazu bei, das Risiko von Ausfällen oder Marktschwankungen abzufedern. Entscheidend ist die Balance zwischen Sicherheit und Ertragsziel – und die Bereitschaft, sich flexibel auf veränderte Zinsbedingungen einzustellen.

Autor Christian Euler ist Buchautor und Wirtschaftsjournalist.

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