Es ist ein Buch, das seine Leser auf der einen Seite sachlich über die Themen Rente, Versicherungen und Vermögensaufbau sensibilisieren möchte. Auf der anderen Seite aber auch ein emotionales Buch, das hart mit der Politik, aber auch mit der Finanz- und Versicherungsbranche ins Gericht geht.
Dazu verbindet der Autor seine persönlichen Erfahrungen als Honorarberater mit einer systematischen Analyse der Finanzbranche. Sein Ziel ist es, seine Leser zu befähigen, finanzielle Entscheidungen eigenverantwortlich und kritisch zu treffen. Dazu fehlt zwar aus meiner Sicht an vielen Stellen dann letztlich doch die Tiefe, aber es setzt definitiv die richtigen Impulse.
Sven Stopka beschreibt im Vorwort seine eigene Entwicklung vom provisionsbasierten Versicherungsvermittler zum unabhängigen Honorar-Finanzanlagenberater. Seine Leser erfahren, wie er die versteckten Kosten und begrenzten Renditechancen klassischer Renten- und Lebensversicherungen genauso wie die eklatanten Interessenskonflikte erkannte. Diese persönliche Erfahrung bildet den Ausgangspunkt für das Buch, das konsequent auf Aufklärung und Transparenz setzt.
Struktur des Buches
Das Werk ist klar gegliedert und verbindet Theorie, Fallbeispiele und konkrete Handlungsempfehlungen miteinander. Gleichzeitig ist es hoch emotional und begleitet die Leser mit Schwung durch die einzelnen Kapitel.
- Im ersten Teil lernen seine Leser vier fiktive Charaktere kennen: Sebastian (Durchschnittsverdiener), Rebecca (Elite-Angestellte), Karo (Selbstständige) und Simon (Unternehmer). Anhand ihrer Profile verdeutlicht Sven Stopka unterschiedliche Ausgangssituationen und Risiken.
- Der anschließende Abschnitt untersucht die gesetzliche Rente und zeigt anhand von Rentenbescheiden und Kaufkraftverlusten, warum diese allein nicht ausreicht.
- Danach analysiert der Autor die Schwächen privater Renten- und Lebensversicherungen. Er erläutert das Drei-Säulen- und Drei-Schichten-Modell und kritisiert deren praktische Umsetzung.
Kritische Analyse der Finanzbranche
Ein zentrales Kapitel widmet sich den „Taschenspielertricks“ von Vermittlern. Sven Stopka beschreibt Methoden wie künstlichen Zeitdruck, das Spiel mit Angst oder vermeintlich kostenlose Beratung. Seine Leser sollen so lernen, typische Manipulationen zu erkennen. Gleichzeitig grenzt er sein eigenes Beratungsmodell als Honorarberater deutlich von provisionsgetriebenen Strukturen ab.
Aus meiner Sicht ist vor allem dieses Kapitel extrem lesenswert, da die allerwenigsten – bis heute – die eklatanten Unterschiede zwischen Versicherungsvertretern, Maklern und Honorarberatern bekannt sind. Manch einer hat bereits verstanden, dass erstere Gruppe nicht so unabhängig ist wie ein Makler. Aber nur die wenigsten haben auch verstanden, dass auch zwischen Maklern und Honorar-Beratern Welten liegen. Das liegt wahrscheinlich mit auch daran, dass sich viele Makler in den sozialen Medien mittlerweile als Finfluencer „tarnen“ und gezielt Stimmung gegen Versicherungsvertreter und Bankberater machen, um sich selbst als die weißen Ritter zu verkaufen.
Dabei wird vor allem häufig mit dem Wörtchen „unabhängig“ um sich geworfen. Zwar bieten die allermeisten Makler via Software-Unterstützung ihren Kunden eine sehr breite Palette an verschiedenen Versicherungsgesellschaften etc. an, erreichen in der Praxis aber niemals die volle Bandbreite (weil einige Versicherungen das bewusst nicht möchten und es auf der anderen Seite schier unmöglich ist). Und wovon sind die lieben Makler im Unterschied zu den Honorar-Beratern niemals „unabhängig“? Von Abschlüssen, von Unterschriften, denn nur dann fließen die Provisionen, die wiederum ihren Unterhalt sichern.
Sehr perfide empfinde ich in letzter Zeit bei einigen Maklern sogar die Angewohnheit einfach beides anzubieten. Eine Honorar-Beratung (rechtlich nicht gleichzusetzen mit der „echten“ Honorar-Beratung in der Finanzbranche) und dann zusätzlich ihre Dienstleistung als Makler. Sie schöpfen dann aus beiden Trögen. Lassen sich für ihre eigentlich gebührenfreie Beratung wie ein Honorar-Berater bezahlen und verdienen dann auch noch zusätzlich an den Abschlüssen via Provision mit. Rein rechtlich betrachtet sollte das nicht erlaubt sein, aber rein technisch gesehen ist es überhaupt kein Problem. Und: es findet statt.
Versicherungen im Überblick
Nach seiner umfassenden Kritik an der Branche zeigt das Buch, welche Versicherungen tatsächlich sinnvoll sein können. Genannt werden etwa private Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen. Wobei ich persönlich bei Letzterer immer noch mehr als kritisch bin, da es in der Realität häufig deutlich sinnvollere Lösungsansätze mit überschaubarem Risiko gibt. Und mir zusätzlich der Grundsatz von Tony Robbins nie aus dem Kopf geht, dass jede Versicherung nichts anderes ist als eine Wette, die du mit einer Gesellschaft eingehst. Dabei wird diese Gesellschaft – in aller Regel ein Versicherungsunternehmen – diese Wette nur mit dir eingehen, wenn der Erwartungswert auf ihrer Seite steht. Sie wird zudem in diesen Deal auch stets ihre mitunter enormen Fixkosten und eine Gewinnmarge einrechnen.
Das heißt im Grundsatz: Wenn du exakt dieselben Beiträge, die du für die Police bezahlen würdest, stattdessen zu denselben Konditionen privat investierst, gehst du zwar ein Risiko ein, aber die Wahrscheinlichkeiten stehen für dich. Und wenn du dann auch noch kostengünstiger und renditestärker anlegst als die Gesellschaft es könnte, verschiebst du es mehr und mehr in deine Richtung.
Vielen sind diese Trivialitäten allerdings so nicht bewusst, sie schätzen sie schlichtweg falsch ein oder sind selbst nicht fähig, wissenschaftlich fundiert am Kapitalmarkt zu investieren.
Aber nicht nur da hat die Branche einfach enorme Interessenskonflikte, denn wenn die Kunden eben nur noch wegen zwei potenzieller Policen zu den „Experten“ rennen, dann möchte man zumindest diese beiden Trigger gerne so lange wie möglich erhalten. Dazu zählen zurzeit eben vor allem private Krankenversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen. Alle anderen Policen lassen sich mittlerweile in wenigen Klicks viel besser selbst vergleichen.
Dank der Unfähigkeit unserer Regierung kommt ab 1. Januar 2026 noch ein dritter Trigger dazu. Denn ab da müssen Selbständige entweder in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen oder ein Äquivalent im Versicherungsmantel vorweisen können. Selbstverständlich kein privates Depot, denn wo würden wir denn da hinkommen, wenn die Bürger dieses Landes eigenverantwortlich denken und handeln würden?
Denn niemand mit etwas Finanzwissen zahlt freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse auch nur einen Cent ein. Sven Stopka denkt da ähnlich. Ihm geht es in seinem Buch auch nicht um eine generelle Ablehnung von Absicherungen, sondern um eine differenzierte Bewertung.
Vermögensaufbau und finanzielle Freiheit
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Strategien des Vermögensaufbaus. Sven Stopka betont, dass Vermögensplanung im Kopf beginnt und ein klarer Finanzplan notwendig ist. Seine Leser erfahren, welche Anlageklassen – von Immobilien bis Aktien und ETFs – Chancen und Risiken bergen. Auch die betriebliche Altersvorsorge und steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten werden in eigenen Kapiteln aufgearbeitet. Ziel ist es, seine Leser aufzuzeigen, wie finanzielle Unabhängigkeit schrittweise erreichbar ist.
Didaktischer Ansatz
Das Buch setzt auf anschauliche Beispiele, klare Strukturen und praxisnahe Impulse. Am Ende jedes Kapitels stehen Umsetzungsfragen, die seine Leser aktiv einbeziehen. Durch die wiederkehrenden Charaktere Sebastian, Rebecca, Karo und Simon bleibt der Bezug zu realen Lebenssituationen erhalten.
Kernaussage
Die zentrale Botschaft lautet: Finanzielle Sicherheit ist nicht ohne Eigeninitiative erreichbar. Wer den Ruhestand ohne Abstriche genießen möchte, muss den Vermögensaufbau selbst in die Hand nehmen. Aus diesem Grund formuliert Sven Stopka den provokanten Titel „Du kannst es dir nicht leisten, kein Millionär zu werden“.
„Sie nutzen deine Unwissenheit aus und schüren deine Ängste. Auf diese Weise gelangen Versicherungsunternehmen, Finanzvertriebe und Vermittler an dein Geld. Ihr beliebtestes Vehikel sind private Renten und Lebensversicherungen, die sie dir als unverzichtbare Ergänzung zur mickrigen gesetzlichen Rente verkaufen. Hättest du eine Ahnung, auf welche Kostenhölle du zusteuerst, würdest du deine Unterschrift nicht so leichtsinnig hergeben. Nicht selten gehen 20 Prozent oder mehr deiner Sparsumme in undurchsichtigen Kosten verloren. Und falls du die Kosten doch entdeckst, beschwichtigt man dich, sie würden dich ja nicht belasten, weil sie bereits im Sparbetrag eingepreist seien. Ein schwaches Argument. Denn dein Geld ist trotzdem weg!“ – Sven Stopka
Sven Stopka – Finanzexperte mit klarer Mission
Sven Stopka ist Finanzexperte, Coach und unabhängiger Honorar-Finanzanlagenberater. Er hat sich bewusst gegen das provisionsgetriebene System der Finanzbranche gestellt. Sein Weg begann mit fundierter Ausbildung und dem Schritt in die Selbstständigkeit. 2013 kam der Wendepunkt: Er verzichtete auf 35.000 Euro Provision – aus Überzeugung. Seitdem setzt er auf Transparenz, Unabhängigkeit und Fairness in der Beratung.
2019 gründete er die Tuendum-Gesellschaft für Investmentberatung mbH in Ahaus. Dort begleitet er Privatpersonen und Unternehmen beim Vermögensaufbau. Besonders im Fokus steht die versicherungsfreie betriebliche Altersversorgung.
Mit kritischen Recherchen deckte er zudem einen großen Anlegerskandal mit auf. Sein Engagement zeigt: Er kämpft für mehr Fairness und Aufklärung im Finanzsystem.
Sein Leitsatz lautet: „Jeder hat das Recht, aber auch die Pflicht, vermögend zu werden.“ Dieses Wissen teilt er auch in seinem Podcast „Vermögensaufbau abseits der Masse“. Dort erhältst du Impulse, wie du Finanzen neu und unabhängig betrachten kannst.
Heute gilt Sven Stopka als Stimme für Transparenz und finanzielle Eigenverantwortung.
„Es gab einen Moment, da wurde mir klar: Die ganze Rechnung geht nicht auf. Damals arbeitete ich als Versicherungsmakler und Finanzberater auf Provisionsbasis, und das wohl wichtigste Produkt in meinem Portfolio war die private Rentenversicherung. Erschaffen, um unsere Rentenlücke zu schließen. (…) Ich ging der Sache nach und prüfte unzählige Hochrechnungen im Detail. Mir fiel auf, dass die Einzahlungen erheblich geschmälert wurden, unter anderem von der Vertriebsprovision, den Verwaltungskosten, den Risikokosten und was es da noch alles Dubioses gab. Insgesamt schlugen die Kosten mit 25 bis 30 Prozent zu Buche. Mit anderen Worten: Von 100 Euro, die mein Kunde einzahlte, verlor er 30 Euro. Autsch!“ – Sven Stopka
Erster Eindruck und Aufmachung
Der provokante Buchtitel macht sofort neugierig und die Bindung wirkt hochwertig. Das Paperback bietet knapp 250 Seiten für 20 Euro, was fair erscheint. Innen gibt es zwar kein optisches Feuerwerk, doch das saubere Druckbild überzeugt. Hervorhebungen und Grafiken sind sinnvoll platziert und passen zu einem Finanzbuch.
Das Backcover überzeugt weniger, da hier weniger Text mehr Wirkung erzielt hätte. Es bleibt jedoch eine Kleinigkeit.
Sprache und Ton
Die Sprache wirkt praxisnah und emotional, und man spürt die Leidenschaft des Autors sofort. Er adressiert klar die Themen, die ihm wichtig sind. Ein starkes Beispiel liefert ein prägnantes Zitat:
„Das ist insofern logisch, als die Versicherungsbranche ihre Kunden nur zu gern mit steuerlichen Vorteilen lockt, um nicht zu sagen, sie in vermeintliche Steuerspar-Produkte hineinquatscht.“ Diese Aussage kann ich uneingeschränkt unterschreiben.
Fachlicher Hintergrund
Der größte Pluspunkt ist der fachliche Hintergrund des Autors. Sven Stopka verdient nicht an Abschlüssen oder Vermittlungen, sondern wird für unabhängige Beratung bezahlt. Dieser Unterschied ist entscheidend und wird von vielen in der Branche gern übersehen.
Versicherungsmakler handeln nicht automatisch im Kundeninteresse, sondern nur im Rahmen von Angaben und Vorlieben. Ein Honorarberater kann dagegen Denkfehler aufzeigen, Glaubenssätze prüfen und Wissen vermitteln. So verbessert er die Entscheidungsgrundlage seiner Kunden.
Für Makler können bestehende Sichtweisen lukrativ bleiben, da höhere Provisionen schnell Interessenkonflikte schaffen. Noch deutlicher wird dies bei gebundenen Beratern, die oft nur verfügbare Produkte empfehlen – nicht zwingend die besten Policen.
Diese klare Abgrenzung überzeugt im Buch besonders. Der Autor spricht selbst von einer kleinen Abrechnung, die berechtigt und notwendig erscheint. Die Schärfe dieser Kritik zeigt sich bereits in den Überschriften.
Das Buch ist pointiert und funktioniert vor allem als Impulsbuch. Es vermittelt Grundideen und Skepsis gegenüber bestimmten Marktakteuren. Bei knapp 250 Seiten ist dieser Ansatz nachvollziehbar.
Tiefe und Bewertung
Tiefe Analysen fehlen bewusst, einzelne Versicherungen oder steuerliche Aspekte bleiben eher skizziert. Als Impulsgeber funktioniert das Buch jedoch hervorragend. Für fünf Sterne hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, wie sie andere Bücher noch deutlicher bieten.
Trotzdem empfehle ich das Buch uneingeschränkt. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht, und für mich ist es sehr gelungen. Du bekommst klare Orientierung und wertvolle Anstöße zum Handeln.
„Uns Deutschen schwebt ein scharfes Schwert vor der Brust. Berufstätige spüren und sehen es in aller Regel nicht, denn es ist unsichtbar. Erst in ferner Zukunft wird es sich zu erkennen geben, erbarmungslos zustechen und einen kritischen Treffer landen bei all denjenigen, die keine hiebfeste Weste tragen. Gemeint ist die Altersarmut. Wenngleich es nur eine Metapher ist, so könnte dieses scharfe Schwert tatsächlich unser Leben bedrohen. Oder es zumindest erheblich verschlechtern. Zum Beispiel, indem es uns hindert, eine medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Oder, indem es uns dazu verdammt, minderwertige Lebensmittel zu konsumieren. In jedem Fall bedroht dieses scharfe Schwert unseren Lebensstandard, und davon sind weit mehr Menschen in diesem Industrieland betroffen, als wir vielleicht wahrhaben wollen.“ – Sven Stopka
Fazit
Sven Stopka bietet mit diesem Buch eine emotionale Orientierung im komplexen Themenfeld Altersvorsorge und Vermögensaufbau. Seine Leser erwartet eine Kombination aus persönlicher Erfahrung, kritischer Branchenanalyse und praxisnahen Strategien. Das Werk richtet sich an Angestellte, Selbstständige und Unternehmer gleichermaßen. Es zeigt, warum finanzielle Eigenverantwortung unverzichtbar ist und wie unterschiedliche Ausgangssituationen gezielt berücksichtigt werden können.
Fünf Key Learnings aus „Du kannst es dir nicht leisten, kein Millionär zu werden“ von Sven Stopka:
1. Die Rentenlücke ist eine Schlucht, keine Lücke
Die gesetzliche Rente reicht nicht, um den Lebensstandard im Alter zu sichern. Ohne private Initiative droht Altersarmut.
2. Versicherungen sind keine Allheilmittel
Private Renten- und Lebensversicherungen verschlingen oft enorme Kosten. Nur wenige Policen sind wirklich sinnvoll und müssen bewusst gewählt werden.
3. Finanzberater handeln selten unabhängig
Viele Vermittler leben von Provisionen und verkaufen, was für sie lukrativ ist. Unabhängige Beratung schützt vor falschen Entscheidungen.
4. Eigenverantwortung und Wissen sind entscheidend
Wer Finanz-Mythen und Denkfehler hinterfragt, legt den Grundstein für finanzielle Freiheit. Finanzbildung ist der Schlüssel.
5. Vermögensaufbau braucht klare Strategien
Breite Diversifikation, steuerliche Intelligenz und ein langfristiger Plan sind notwendig. Nur wer größer denkt, kann Wohlstand sichern.
Celine Nadolny ist seit 2022 Kolumnistin des Cash.-Magazins sowie von Cash.Online. 2019 gründete sie Book of Finance und wurde zu Deutschlands einflussreichster Sachbuchkritikerin. Mit mehr als 400 rezensierten Sachbüchern erhielt sie mittlerweile zwölf Branchenpreise, ist somit die mistausgezeichnete Finanzbloggerin der DACH-Region und wurde von Forbes auf die 30-Under-30 Liste aufgenommen. Celine möchte so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, mehr zu lesen, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen und ein erfülltes Leben zu führen.














