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Die Bröning-Kolumne: Warum viele Anleger dieses Jahr auf der Stelle treten

Tim Bröning
Foto: Fonds Finanz
Tim Bröning, Fonds Finanz

Trotz oft Allzeithochs bei vielen Aktienindizes, fällt die Bilanz vieler Fondsanleger eher ernüchternd aus. Aber was sind die Gründe dafür?

Ein flüchtiger Blick auf die internationalen Aktienmärkte könnte zu falschen Schlüssen führen: Der S&P 500, der NASDAQ, der DAX – sie alle notieren nahe oder sogar auf neuen Allzeithochs. Für Anleger müsste 2025 also ein erfreuliches Jahr sein. Doch die Realität vieler Fondsanleger, insbesondere in Europa, sieht oft ganz anders aus. Depots mit global anlegenden Fonds zeigen zum Teil deutliche Rückgänge. Wie kann das sein?

Der Dollar-Effekt: Eine stille Wertvernichtung

Die Antwort liegt wie so oft im Detail. Oder genauer gesagt im Wechselkurs. Seit Jahresbeginn hat der Euro deutlich gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Notierte der Euro zum Jahreswechsel noch bei etwa 1,03 US-Dollar, liegt er inzwischen bei rund 1,17 US-Dollar – eine Aufwertung um rund 13 Prozent. Was das für Investoren in Europa bedeutet? Verluste.

Denn die großen US-Indizes wie etwa der S&P 500 oder die NASDAQ notieren in US-Dollar. Bleibt der Index in US-Dollar stabil, aber wertet der Dollar gegenüber dem Euro um 13 Prozent ab, dann ist das Investment für europäische Anleger entsprechend weniger wert. Ein Beispiel: Der S&P 500, der nominal seit Jahresanfang ca. acht Prozent gestiegen ist, bedeutet für den Euro-Investor de facto ein Minus von rund fünf Prozent.

Genauso sieht es beim MSCI World aus. Dieser global ausgerichtete Index besteht zu über 70 Prozent aus US-Aktien. Damit greift die gleiche Währungsproblematik auch hier. Viele Fonds, die den MSCI World abbilden oder sich daran orientieren, haben deshalb in diesem Jahr Verluste verzeichnet – nicht wegen schlechtem Stock Picking, sondern wegen des Wechselkurses. Und der hat ETFs in gleichem Maße getroffen.

Warum Mischfonds ebenfalls betroffen sind

Auch Mischfonds sind häufig transatlantisch aufgestellt. Insbesondere auf der Rentenseite halten viele Fondsmanager US-Treasuries. Diese galten bisher als sicher und liefern mit über vier Prozent Verzinsung auf die 10-jährige US Treasury Note attraktive laufende Erträge. Doch auch diese Zinszahlungen erfolgen in US-Dollar – und verlieren beim Umtausch in Euro an Wert. Die scheinbare Sicherheit der US-Treasuries verpufft, wenn die Währung um über 13 Prozent nachgibt und damit auch die Anleihekurse.

In vielen Fällen reichte also die nominelle Performance auf Aktien- oder Anleiheseite nicht aus, um die Wechselkursverluste zu kompensieren.

Amerikanische Anleger im Vorteil

Für Anleger in den USA ist die Situation naturgemäß eine andere. Sie messen ihre Erträge in US-Dollar und ihre Investments in heimische Aktien haben derzeit zumindest nominal keine Verluste erlitten. Wer als US-Investor zusätzlich in europäische Aktienmärkte investiert hat, konnte nicht nur von einer positiven Aktienperformance profitieren, sondern zusätzlich auch noch von Wechselkursgewinnen. Der starke Euro verlieh Aktien also nochmal eine „13 Prozent Extra-Rendite“.

Der politische Einfluss auf den US-Dollar

Die US-Währung ist aber nicht nur ein Marktphänomen, sondern auch ein politisches Steuerungsinstrument. US-Präsident Donald Trump hat bereits mehrfach betont, dass er einen schwachen Dollar bevorzugt. Warum? Ein günstiger Dollar verbessert die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte im Export und macht Investitionen für ausländische Firmen in den USA billiger. Zinssenkungen der Fed würden diese Abwertung zusätzlich begünstigen.

Doch es gibt einen Haken. Ein schwacher Dollar heizt auch die Inflation an. Importierte Waren werden teurer und Zölle auf chinesische oder europäische Produkte verschärfen diesen Effekt. Der geldpolitische Balanceakt zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Preisstabilität wird damit zur Herausforderung für die Fed und zum Risiko für den Kapitalanleger, der immer weniger abschätzen kann in welche Richtung der Wechselkurs sich entwickelt.

Zwei Handlungsoptionen für Anleger

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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