Die Odysseus-Strategie der Kapitalanlage

Der erste Blick auf die monatlichen Zu- und Abflüsse seit Anfang 2002 zeigt folgende Entwicklung: Zu- und Abflüsse bei Multi-Asset-Fonds haben sich im Auf und Ab des Aktienmarktes stetiger entwickelt als bei reinen Aktienfonds. Das kann als Zeichen gewertet werden, dass Multi-Asset-Lösungen weniger dazu „verführen“, den Markt „timen“ zu wollen und eher der strategischen Umsetzung von Investmentzielen dienen.

Bedeutungszuwachs der Multi-Asset-Fonds

Geradezu auffällig ist der Bedeutungszuwachs, den Multi-Asset-Fonds über die letzten Jahre, gemessen am jährlichen Nettomittelaufkommen, erlangten. Dazu mag auch beigetragen haben, dass die Produktanbieter mit neuen Produktlösungen auf den Markt gekommen sind, doch die Spitze der neuen Produkte um die Jahre 2007 und 2008 ist längst überschritten. Im Saldo pendelten die Netto-Produkteinführungen über die letzten Jahre hinweg um die Nullmarke.

Aspekt „Heimatliebe“ bei der Kapitalanlage

Auffällig ist auch die „Heimatliebe“, die sich bei der Kapitalanlage ausdrückt. Bleibe zu Hause und investiere redlich scheint die Devise zu lauten. Eine typische Verhaltensanomalie. Das zeigt sich im Vergleich der Anteile, mit denen die Anleger in Aktien ihres Wohnsitzlandes investiert haben reltativ zu deren Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung. Gemessen am gesamten Bestand an Aktienfonds, die sich im Besitz der Deutschen befinden, entfallen gut 30 Prozent auf Aktienfonds mit Zielanlage deutscher Firmen. Auffällig: Gemessen an der weltweiten Marktkapitalisierung, abgebildet durch den MSCI Welt, machen Aktien auf deutsche Firmen nur ca. 3,5 Prozent aus.

Multi-Asset-Fonds sind geeignetes Gegenmittel

Bekanntlich sagt ja der Firmensitz nichts über die Entstehung der Gewinne aus. Selbst geringer kapitalisierte Firmen können mit ihren Produkten „Global Player“ sein und einen großen Teil der Gewinne im Ausland erwirtschaften, aber der „Home Bias“ fällt dennoch auf. Ein typisches Multi-Asset-Mandat dürfte über eine Region wie Europa oder sogar die ganze Welt anlegen und damit deutlich breiter diversifiziert sein.

Wie diese Betrachtungen zeigen, helfen Multi-Asset-Fonds bei der Odysseus-Strategie der Kapitalanlage: Sie können ein geeignetes Gegenmittel bei so manchen Verhaltensmustern sein, die eher ein Renditekiller als ein Renditebrüller sind. Wer dabei der Odysseus-Strategie folgt, kann sein Geld entspannter für sich arbeiten lassen.

Hans-Jörg Naumer ist Global Head of Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors

Foto: Andreas Varnhorn

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