Trotz des zunehmenden makroökonomischen Gegenwinds zu Jahresbeginn verbuchten die chinesischen Aktien weiterhin eine positive Performance. Beflügelt wurde die Rallye insbesondere durch konsumorientierte staatliche Konjunkturmaßnahmen, die das Vertrauen von Privatanlegern gestärkt haben. Kurzfristig können die Kapitalzuflüsse weiteres Aufwärtspotenzial schaffen. Ob sich die Kursrallye jedoch als tragfähig erweist, hängt entscheidend von den künftigen politischen Weichenstellungen ab. Ein nachhaltiger Bullenmarkt erfordert neben Liquidität auch wohl dosierte wirtschaftspolitische Impulse, die Schuldenexzesse vermeiden.
Der Shanghai Composite Index erreichte im August ein Zehnjahreshoch, wobei ihm die anhaltenden Konjunkturinitiativen der chinesischen Führung zugute kamen, die Wachstumsängste gedämpft und das Anlegervertrauen gestärkt haben.
Während die anhaltende Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China die Sorgen gemildert hat, war vor allem die Reaktion der heimischen Politik ein wesentlicher positiver Impuls. Im Gegensatz zu früheren massiven Konjunkturprogrammen, die stark auf Investitionen setzten, verfolgen die politischen Entscheidungsträger diesmal einen kontrollierten, konsumorientierten Ansatz. Dazu gehörten bisher unter anderem ein Eintauschprogramm für Konsumgüter, eine Geburtenprämie sowie Zinszuschüsse für Verbraucher kredite. In der Folge haben sich die Konsensprognosen für das chinesische BIP-Wachstum 2025 erholt, was vor allem das Vertrauen einheimischer Privatanleger wieder gestärkt hat.
Aktuelle Einlagendaten zeigen, dass Privatanleger ihre Ersparnisse statt bei Banken zunehmend bei Nichtbank-Finanzinstituten halten. Dies ist ein Indikator für eine verstärkte Marktteilnahme. Angesichts nach wie vor hoher Bankeinlagen dürfte dieser Umschichtungsprozess weiterlaufen und die Aktienrallye zusätzlich stützen.
Mit dem Potenzial weiterer Kurszuwächse durch die Kapitalzuflüsse von Privatanlegern gewinnt nun das Tempo der Rallye an Bedeutung. Eine Wiederholung der Rallye von 2015, die stark von Hebelwirkung getrieben war, könnte Instabilität verursachen. Gelingt es den chinesischen Entscheidungsträgern jedoch, ausgewogene Konjunkturmaßnahmen aufzulegen und exzessive Verschuldung zu verhindern, kann daraus ein gesunder und lang anhaltender Bullenmarkt hervorgehen.
Autor Christian Floro ist Market Strategist bei Principal Asset Management.









