Edelmetalle: „Mangelndes Interesse der Investoren nicht nur auf Gold beschränkt“

Imaru Casanova, VanEck
Foto: Valerie Caviness

„Goldaktien hatten einen schlechten Start ins Jahr und blieben erneut deutlich hinter dem Metall zurück“, kommentiert Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck.

„Der Grund für die verstärkten Verluste bei Goldaktien im Vergleich zu Goldbarren liegt unserer Meinung nach in den enttäuschenden vorläufigen Betriebsergebnissen zum Jahresende 2023 und den Prognosen für 2024 für einen bereits ungeliebten Sektor. So schwierig es auch sein mag, die Unternehmen müssen es sich zur Priorität machen, die Märkte mit jährlichen operativen und finanziellen Prognosen, Erwartungen und Zielen zu informieren, die sie erreichen oder übertreffen können. Verfehlungen werden hart bestraft.“

fDer World Gold Council meldete für das Jahr 2023 eine Gesamtgoldnachfrage von 4.899 Tonnen, den höchsten jemals verzeichneten Wert. Starke Käufe der Zentralbanken wirkten als Haupttreiber der Goldpreise im Jahr 2023, wobei die Nachfrage des offiziellen Sektors mehr als 20 Prozent der gesamten Goldnachfrage des Jahres ausmachte. Die Nettokäufe von 1.037 Tonnen im Jahr 2023 sind mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittlichen jährlichen Nettokäufe von rund 500 Tonnen Gold pro Jahr vor 2022. „Das ist ein beeindruckender Trend, der sich längerfristig fortsetzen dürfte.“ Im Gegensatz dazu verzeichneten die Bestände der globalen Goldbarren-ETFs im Jahr 2023 weiterhin Abflüsse. „Dies ist ein weiteres Zeichen für die Abneigung der Anleger gegenüber Gold als Anlageklasse“, so die Goldexpertin.

„Ein mangelndes Interesse der Investoren ist nicht nur auf Gold beschränkt. Silber, der günstigere Cousin des Goldes, ist noch stärker betroffen und hat sich in den letzten Jahren schlechter entwickelt als Gold.“ Das Gold-Silber-Verhältnis (die Anzahl der Unzen Silber, die benötigt werden, um eine Unze Gold zu kaufen) liegt derzeit bei circa 90 und damit deutlich über dem 20-Jahres-Durchschnitt von etwa 68. Silber ist, wie Gold, ein Edelmetall und historisch gesehen ein sicherer Hafen, der von denselben Fundamentaldaten angetrieben wird. Silber ist aber auch ein Industriemetall, das in einer Vielzahl von Anwendungen in der Elektronik, der Medizin, der Automobilindustrie, in Haushaltsgeräten, als chemischer Katalysator und vor allem bei der Herstellung von Solarzellen eingesetzt wird.

Das US-amerikanische Silver Institute schätzt die Nachfrage nach Silber, das in der Photovoltaik (PV) verwendet wird, für das Jahr 2023 auf rund 161 Millionen Unzen, was etwa 13 Prozent der gesamten weltweiten Silbernachfrage entspricht. Es wird erwartet, dass diese Nachfrage weiter steigt und so das Wachstum von Solaranlagen als eine der wichtigsten Quellen für erneuerbare Energien weltweit widerspiegelt. „Die Folgen für Silber liegen auf der Hand, denn die steigende Nachfrage nach PV-Anlagen in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus wird wahrscheinlich nicht mit einem Anstieg des Angebots einhergehen“, sagt Casanova.

Einige grobe Zahlen können helfen, dies in den richtigen Zusammenhang zu bringen: Eine mehr als Verdoppelung der PV-Kapazität bis 2028 dürfte zu einer mehr als doppelt so hohen PV-Nachfrage nach Silber führen, also zu mehr als 300 Millionen Unzen Silber. Das jährliche weltweite Angebot an Silber lag in den letzten zehn Jahren relativ unverändert bei etwa 1 Milliarde Unzen. Die wachsende Nachfrage nach Solaranwendungen ist daher für eine Branche, die auf der Angebotsseite sehr unelastisch ist, erheblich.

Nicht nur, dass primäre Silbervorkommen schwer zu finden sind, es gibt auch nur sehr wenige, die auf ihre Erschließung warten. Und selbst, wenn eine Erschließungsentscheidung getroffen wird, können die technischen, wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Studien, die Genehmigungsverfahren und die Erfüllung der behördlichen Auflagen bis zu einem Jahrzehnt oder länger dauern. „Silber, das im Vergleich zu Gold bereits unterbewertet ist, könnte nicht nur davon profitieren, dass die Multiplikatoren wieder mehr dem historischen Durchschnitt entsprechen, sondern auch von dem zusätzlichen und wachsenden Schub durch die Solarenergie“, so Casanova.

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