Es ist nicht nur Aktien-Anlegern vorbehalten, Impact zu erzielen

Ella Thomas, Schroders
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Ella Thomas, Schroders: "Der Rohstoffsektor ist sehr kapitalintensiv, da Hunderte von Millionen benötigt werden, um ein Projekt von der Exploration bis zur Produktion zu realisieren, weshalb Fremdfinanzierung in diesem Sektor eine große Rolle spielt. Für Credit-Investorinnen und -investoren ist es daher wichtig, sich über die Auswirkungen der Unternehmen, in die sie investieren, bewusst zu sein."

Ella Thomas, Portfolio Analyst bei Schroders, weiß, wie auch Credit-Investoren Unternehmen aus dem Rohstoffsektor hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Natur und Umwelt zur Verantwortung ziehen und damit auch Impact generieren können.

Der Weg hin zu einer Netto-Null-Wirtschaft sorgt für eine erhöhte Nachfrage nach Metallen. Rohstoffunternehmen sollen die entsprechenden Materialien liefern, die für einen Übergang hin zu Netto-Null wichtig sind. Gleichzeitig haben entsprechende Unternehmen allerdings Auswirkungen auf die Natur. So kamen beispielsweise 2019 beim Dammbruch von Brumadinho in Minas Gerais, Brasilien, 270 Menschen ums Leben und es entstanden erhebliche Umweltschäden. Das verantwortliche Rohstoffunternehmen wurde zur Zahlung von sieben Milliarden US-Dollar an die von der Katastrophe betroffenen Gemeinden verurteilt.

Der Rohstoffsektor ist sehr kapitalintensiv, da Hunderte von Millionen benötigt werden, um ein Projekt von der Exploration bis zur Produktion zu realisieren, weshalb Fremdfinanzierung in diesem Sektor eine große Rolle spielt. Für Credit-Investorinnen und -investoren ist es daher wichtig, sich über die Auswirkungen der Unternehmen, in die sie investieren, bewusst zu sein. Dies hilft auch dabei, Möglichkeiten für ein Engagement zu erkennen. Im Jahr 2021 untersuchte das Sustainable Investment Team von Schroders die Sektoren, die am stärksten von naturbedingten Risiken betroffen waren, und begann seine Untersuchungen mit Daten aus Exploring Natural Capital Opportunities, Risks and Exposure (ENCORE). Das ist ein webbasiertes Tool, welches Finanzdienstleistern, Investorinnen, Investoren und Versicherern dabei hilft, Risiken zu bewerten, die Umweltschäden wie die Verschmutzung der Ozeane oder die Zerstörung der Wälder für Finanzinstitute mit sich bringen. Dies half dabei, relevante Sektoren zu identifizieren und die ersten Ansatzpunkte für die Analyse zu definieren.

Die Analyse wurde in zwei Phasen unterteilt:

  1. Identifizierung von Unternehmensrisiken und Offenlegungen
  2. Management der Risiken

Um die einzelnen Risiken zu ermitteln, wurden die Daten von rund 70 Unternehmen kombiniert und ihre Minenstandorte mit wissenschaftlichen Studien über den Umfang der Biodiversität verbunden. Die Abteilung Investment Insights führte dann eine räumliche Analyse durch, um die Minenstandorte mit den Daten zur Biodiversität zu vergleichen. Nachdem die Risikoexposition der Unternehmen ermittelt wurde, ging es an die Bewertung des Grads ihrer Offenlegung anhand globaler Standards. Die Untersuchung und die anschließende Analyse lieferten einen Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit mit den Rohstoffunternehmen, die zu besseren Geschäftspraktiken bewegt werden sollen.

Fallstudie: Endeavour Mining

Eines dieser Unternehmen war Endeavour Mining, ein diversifizierter Goldproduzent, mit dem im Juni 2022 Kontakt aufgenommen wurde. Hauptziel war es, ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, wie das Unternehmen mit naturbedingten Risiken an seinen Produktionsstandorten umgeht.

Das Unternehmen wurde auf Bedenken hingewiesen, dass die jüngsten Übernahmen des Unternehmens ein erhöhtes Risiko für die Biodiversität darstellen könnten. Darüber hinaus wurde betont, wie wichtig eine umfassende Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung für alle neu erworbenen Standorte ist und dass alle Standorte einen standardisierten Ansatz für die Biodiversität haben sollten.

Endeavour Mining hat Maßnahmen ergriffen, um die negativen Auswirkungen seiner Bergbauaktivitäten zu verringern. Im Senegal beispielsweise führt das Unternehmen zu Beginn eines jeden Projekts eine Sozial- und Umweltbewertung des Gebiets durch, in dem es den Betrieb aufnehmen will. Kürzlich stellte das Unternehmen bei einer dieser Bewertungen fest, dass es an einem seiner Standorte den Westafrikanischen Schimpansen gibt, eine vom Aussterben bedrohte Art, die im Senegal unter Naturschutz steht. Um die Schimpansenpopulation zu schützen und hoffentlich zu vermehren, hat Endeavour Mining eine Sperrzone von etwa 1.500 Hektar eingerichtet, in der kein Bergbau betrieben werden darf. Endeavour hat auch seine künftige Strategie näher erläutert und Ziele für die Erhaltung von Land und die Sanierung von Minen genannt. Der positive Ansatz des Unternehmens zur Verbesserung seiner aktuellen ESG-Strategie lässt hoffen, dass es in der Lage ist, wesentliche Umweltfragen zu bewältigen. Im Rahmen des Engagements wurden auch andere wichtige Themen wie Menschenrechte, Klimawandel und Wassernutzung angesprochen. Es bleibt spannend, die Fortschritte des Unternehmens in diesem Jahr zu beobachten, um weiteres Feedback zu Strategie und Umsetzung geben zu können.

Ein positives Engagement wie das von Endeavour Mining ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob eine Investition in ein Unternehmen getätigt oder fortgesetzt werden soll. Die Erzielung von Impact ist folglich sowohl Aufgabe von Aktien- als auch Credit-Investorinnen und -investoren.

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