Europäischer Versicherungsmarkt im Wandel: Vier Treiber beschleunigen Konsolidierung

Schach, Schachspiel, Strategie, Versicherungsmarkt, Wandel, Neuausrichtung
Foto: Smarterpix/TarasMalyarevich
Das Spiel verändert sich: Neue Strategien sind gefragt.

Die Konsolidierung im europäischen Versicherungsmarkt hat spürbar an Tempo gewonnen. Eine neue Analyse von Zeb zeigt, wie strukturelle Faktoren den Wettbewerb verschärfen und warum besonders kleinere Anbieter unter Druck geraten. Welche strategischen Wege jetzt offenstehen.

Die jüngste European Insurance Study von Zeb beleuchtet die Konsolidierung im europäischen Versicherungssektor im Zeitraum von 2019 bis 2024. Für die Untersuchung analysierten die Autoren mehr als 2.000 Versicherer mit einem Gesamtumsatz von rund 1,35 Billionen Euro. Die Studie zeigt, dass moderates Branchenwachstum, steigende Kosten und gesellschaftliche Veränderungen die Marktstruktur nachhaltig verschoben haben.

Seit 2019 sank die Zahl der Versicherer in Europa um rund 160 und damit um mehr als sieben Prozent. Besonders deutlich war der Rückgang im Life-Segment, in dem die Anbieterzahl um über zehn Prozent fiel, während der Markt jährlich lediglich um 2,5 Prozent wuchs. Im Non-Life-Bereich errechnete Zeb ein Wachstum von 5,6 Prozent und einen Rückgang der Anbieterzahl von knapp fünf Prozent. Länder wie Dänemark, Norwegen und Tschechien verzeichneten zweistellige Rückgänge, während Deutschland und Frankreich stabile Marktstrukturen aufwiesen.

Unterschiedliche Dynamiken und steigende Anforderungen

Als wesentliche Treiber der Konsolidierung identifiziert die Studie schwaches Wachstum, demografische Veränderungen, steigende IT-Kosten und eine deutliche Ausweitung regulatorischer Vorgaben. In Märkten mit starker Alterung der Bevölkerung beschleunigte sich der Rückzug kleinerer Anbieter, da sowohl die Nachfrage nach klassischen Produkten sank als auch der Fachkräftemangel zunahm.


Das könnte Sie auch interessieren:

Gleichzeitig stiegen die technologischen Anforderungen. In Deutschland erhöhten sich die IT-Ausgaben der Versicherer zwischen 2017 und 2022 um über 30 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro. Investitionen in Digitalisierung, die Modernisierung von Kernsystemen sowie in neue Technologien wie künstliche Intelligenz trieben die Kosten. Hinzu kamen steigende Anforderungen an Cybersicherheit und Datenschutz.

„Die Zahl der relevanten EU-Vorschriften für Versicherer ist seit 2019 von 12 auf aktuell 70 gestiegen. In Kraft traten eine Fülle von Regelungen zu Nachhaltigkeit, digitaler Resilienz und Datenschutz. Die Umsetzung dieser Vorgaben wird auch in Zukunft nicht unerhebliche Ressourcen in Compliance und IT binden“, sagt Dieter Kipp, Zeb-Partner und Mitautor der Studie.

Strategische Optionen für kleinere und mittlere Anbieter

Vor allem kleinere und mittlere Versicherer stehen vor der Frage, wie sie ihre Marktposition sichern können. Zeb beschreibt drei mögliche Wege. Fusionen und Übernahmen bieten die Chance, Skaleneffekte zu realisieren, erfordern jedoch hohe Investitionen und komplexe Integrationsprozesse. Eine alternative Strategie besteht in einer klaren Spezialisierung auf Nischen, in denen fokussierte Anbieter weiterhin überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen.

Partnerschaften gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Kooperationen im Vertrieb, im Schadenmanagement oder in der IT ermöglichen es Unternehmen, Teile der Wertschöpfung auszulagern und Kapazitäten zu bündeln. Beispiele aus mehreren Märkten zeigen, dass sich solche Modelle zunehmend etablieren.

„Auch kleinere und mittlere Anbieter können den Treibern der Konsolidierung durch Spezialisierung oder Partnerships entlang der eigenen Wertschöpfungskette erfolgreich begegnen. Entscheidend ist, die eigene Position zu definieren und flexibel auf Veränderungen zu reagieren“, resümiert Dr. Jan Hendrik Sohl, Partner bei Zeb und Mitautor der Studie.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments