EXKLUSIV

Florian Sallmann, Interrisk: „Wir haben die Chance, uns neu und stark im Markt zu präsentieren“

Lassen Sie uns auf die Sachsparte schauen: Hausrat, Wohngebäude, Haftpflicht, Unfall. Sie bieten in allen Bereichen Tarife an. Welche Relevanz hat die Sparte für Sie?

Sallmann: Die allergrößte! Als Allround-Versicherer bieten wir Produkte in nahezu allen relevanten Sparten an – mit Ausnahme von Kranken- und Kfz-Versicherungen. Im Bereich Komposit sind wir in allen Segmenten mit leistungsstarken Produkten präsent. Dabei positionieren wir uns bewusst nicht als besonders günstiger Anbieter, sondern als verlässlicher Serviceversicherer. Wer allein auf den Preis fokussiert ist – etwa bei der Wohngebäudeversicherung – wird bei uns vermutlich nicht das günstigste Angebot finden. Dafür setzen wir auf Qualität, Leistungsstärke und Verlässlichkeit. Unser Ansatz folgt dem Prinzip des Best Advice: Vermittler sollen sich auf unsere stabile Leistungsabwicklung und die Solidität der Interrisk verlassen können – und genau deshalb entscheiden sie sich für uns. Mit unseren differenzierten Produktlinien – L, XL und XXL – sprechen wir sowohl preissensible als auch anspruchsvolle Kunden an und bieten maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse.

Wo liegen denn aktuell die Herausforderungen in dem Segment?

Sallmann: Im Wohngebäudebereich herrscht ein harter Wettbewerb, geprägt von hohen Schadenquoten. Wir sind Versicherer, kein Wohltätigkeitsverein – wir müssen wirtschaftlich arbeiten und zugleich für unsere Kunden da sein, wenn Schäden eintreten. Naturkatastrophen nehmen zu, was die Lage zusätzlich verschärft. Aktuell wird über eine Elementar-Pflichtversicherung diskutiert. Unsere Haltung – im Einklang mit dem Verband – ist: Vorsorge sollte individuell bleiben. Wir stehen für Qualität, schnelle Hilfe im Schadenfall und faire Leistungen. In der Haftpflicht bieten wir starke, existenzsichernde Produkte an. Unser Flaggschiff bleibt die Unfallversicherung. Alle Sparten entwickeln wir kontinuierlich weiter – auch gemeinsam mit Rückversicherern. Beim Thema Assistance prüfen wir laufend sinnvolle Zusatzbausteine. Beispiel Hausrat: Hier rückt neben klassischen Risiken wie Feuer zunehmend der Schutz bei Cyber-Schäden in den Fokus – auch für ‚abgebrannte‘ digitale Daten.

Warum ist Unfall eigentlich Ihr Flaggschiff?

Sallmann: Ich denke, das hat sich historisch entwickelt. Von Anfang an gab es ein starkes Interesse seitens der Vermittler – und wir konnten ihnen die passenden Lösungen bieten. So hat sich über die Jahre eine enge Verbindung entwickelt, durch die wir uns in diesem Bereich stark etabliert haben. Heute sind wir hier seit Langem bekannt und nehmen eine feste, bedeutende Rolle im Markt ein.

Wer ist Ihr Rückversicherer?

Sallmann: Wir arbeiten mit verschiedenen Rückversicherern zusammen. In dem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf unsere Muttergesellschaft, die Vienna Insurance Group (VIG), über die wir bisher noch wenig gesprochen haben. Die VIG ist am ATX gelistet und Marktführer in Zentral- und Osteuropa. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Erfolgsgeschichte ist beispielsweise die VIG Re – der eigene Rückversicherer der Gruppe, der mittlerweile seit rund 17 Jahren besteht. Die in Prag ansässige VIG Re hat sich am Markt etabliert und wächst kontinuierlich. Sie fungiert sowohl als Know-how-Träger wie auch als Liquiditätsgeber. Die VIG Re übernimmt nicht nur Rückdeckungen innerhalb der Gruppe, sondern unterstützt auch andere mittelständische Versicherer im In- und Ausland.

Wie sehen die Vienna Insurance Group Pläne für den deutschen Markt aus?

Sallmann: Deutschland ist für die VIG ein Spezialmarkt. Es gibt zwar größere Märkte, die für die Gruppe eine noch wichtigere Rolle spielen, aber Deutschland bleibt zweifellos ein hochinteressanter und strategisch bedeutender Markt. Wir sind seit mittlerweile 50 Jahren im Markt aktiv und mit einer starken Präsenz vertreten. Meine Berufung dient unter anderem dem Ziel, diese Präsenz weiter auszubauen. Unser Fokus liegt auf organischem Wachstum. Sollten sich attraktive Gelegenheiten ergeben, wird die Gruppe diese selbstverständlich prüfen. In einem Markt wie Deutschland präsent zu sein, ist essenziell, um technologische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und relevante Innovationen auch in andere Märkte zu übertragen. Insofern spielt Deutschland eine wichtige Rolle als Impulsgeber innerhalb der Gruppe.

Welche Relevanz hat das Gewerbegeschäft für Sie?

Sallmann: Das Gewerbegeschäft macht bei uns zwar nur einen kleineren Teil aus, ist aber dennoch von großer Bedeutung. Persönlich schätze ich insbesondere das Kleingewerbegeschäft, weil es sehr gut zu unserer Zielgruppe passt – vor allem im Sachversicherungsbereich. Unsere Produkte bieten hier passende Absicherungsmöglichkeiten. Ich sehe darin eine echte Symbiose. Gleichzeitig befinden wir uns inmitten einer technologischen Weiterentwicklung: Aktuell modernisieren wir unsere IT-Infrastruktur, um unsere Prozesse weiter zu optimieren und das Gewerbegeschäft künftig effizienter und kundenorientierter abzuwickeln.

Die Gewerbeversicherung befindet sich also im Fokus?

Sallmann: Absolut – das gehört einfach dazu. Wer ein Unternehmen besitzt, möchte in der Regel dafür auch den passenden Versicherungsschutz, idealerweise aus einer Hand. Viele Vermittler schätzen genau das: umfassende Lösungen für Privat- und Gewerbekunden aus einer Quelle anbieten zu können. Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen: Das Industrie- und Großgewerbegeschäft gehört nicht zu unserem Kerngeschäft. Das ist nicht unsere Spielwiese. Allerdings engagiert sich unsere Gruppe – die Vienna Insurance Group – in vielen Märkten sehr wohl in diesem Segment. Auch für den deutschen Markt stellt die Gruppenzentrale bestimmte Kapazitäten bereit, die zentral gesteuert werden.

Im privaten Sachbereich ist der Wettbewerb hoch, der Preis spielt eine entscheidende Rolle, aber auch die Güte im Service und im Leistungsfall, der Moment of Truth. Wie stellen sie sicher, dass Makler und Versicherte im Schadensfall den bestmöglichen Service erhalten?

Sallmann: Für uns ist entscheidend: Wir sind ein Versicherer, der ansprechbar ist – mit echten, persönlichen Partnern statt unpersönlichen Postfächern. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denn trotz aller KI bleibt der menschliche Faktor unverzichtbar. Unser Schadenteam bei der Interrisk arbeitet unter der Leitung von Barbara Esser hervorragend, ebenso wie der Betrieb unter Miriam Libich. Aktuell prüfen wir, wie wir Schadenbearbeitung und Betrieb modernisieren können – etwa durch unterstützende Technologien, die für Kunden erlebbar werden. Die Digitalisierung ist notwendig, weil sich der Markt rasant verändert. Versicherungsbetrug etwa ist kein neues Phänomen, aber die Methoden – etwa mit KI manipulierte Schadensbilder – werden raffinierter. Auch die Kundenkommunikation verläuft zunehmend digital, darauf müssen wir uns einstellen. Ein weiterer Punkt: das Thema Kundenbewertungen. Hier haben wir noch Potenzial, das wir künftig stärker nutzen wollen. Wer guten Service erhält, ist oft bereit, das auch zu honorieren – und genau dieses Feedback möchten wir gezielter einholen, um unsere Qualität sichtbar zu machen und weiter zu verbessern.

Warum stand die Bewertung nicht im Fokus?

Sallmann: Das kann ich nicht schönreden – bisher war das kein Fokus, entsprechend unergiebig ist die Situation. Aber das wollen wir jetzt gezielt verbessern. Gerade im Maklerbereich gibt es viele Partnerschaftsmöglichkeiten. Wenn bei unseren Partnern der Gedanke verankert ist, dass die Interrisk ein verlässlicher, solider Versicherer ist, dann kommen wir gemeinsam voran. Ich schließe niemanden aus, der ein tragfähiges Geschäftsmodell verfolgt und den Schaden im Blick hat – denn wir müssen die Versichertengemeinschaft schützen. In allen Sparten brauchen wir nachhaltige Erträge. Als Aktiengesellschaft sind wir verpflichtet, wirtschaftlich zu arbeiten und zugleich für unsere Partner und Kunden einen echten Mehrwert zu liefern.

Sie haben es schon angedeutet: Makler und die Kunden erwarten heute schnelle Lösungen, also sprich Antrags- und Leistungsprüfungen. BIPRO gehört dazu. Was können die Kunden, die Makler hier erwarten? Wie sieht ihre digitale Agenda aus?

Sallmann: Wir erfüllen die relevanten BIPRO-Normen und haben zahlreiche Partner bereits erfolgreich angebunden. Ein spezialisiertes Team kümmert sich bei uns ausschließlich um die technische Anbindung – weil wir wissen, wie wichtig reibungslose Prozesse für den Arbeitsalltag des Maklers sind. Dabei setzen wir auf echtes Feedback aus dem Vertrieb: Wenn Partner uns Hinweise geben, greifen wir diese direkt auf. Dafür haben wir ein eigenes Gremium geschaffen, das solche Rückmeldungen praxisnah bewertet und schnell die notwendigen Konsequenzen zieht. Ein Beispiel: Meldet ein Pool, dass eine bestimmte Kennziffer fehlt und dadurch manuelle Arbeit entsteht, dann ändern wir das – unbürokratisch und lösungsorientiert. Unsere überschaubare Größe erlaubt uns, die entscheidenden Leute schnell zusammenzubringen und konkrete Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Klar ist: Technische Weiterentwicklung kostet Geld. Aber die Vienna Insurance Group investiert bewusst in den deutschen Markt. Uns geht es nicht um Spielereien, sondern um Tools, die für die Makler wirklich relevant sind und ihre Arbeit spürbar erleichtern.

Ich war letztes Jahr in Hamburg auf einer Veranstaltung zum Thema Run-off. Dabei ging es nicht nur um den Lebenbereich, sondern auch eine in die Jahre gekommene IT und die Herausforderung, dass den Unternehmen das Geld fehlt, diese auf den neuesten Stand zu bringen. Und das sorgt für Kopfschmerzen, nicht nur im Leben-, sondern auch im Sachbereich.

Sallmann: Ein spannendes Thema – zum Run-off könnte ich viel sagen, tue es aber bewusst nicht. Wichtiger ist: Wir müssen uns als Unternehmen stetig weiterentwickeln. Es reicht heute nicht mehr, einmal in ein neues System zu investieren und sich dann zurückzulehnen. Veränderungen sind kontinuierlich – vor allem in puncto IT-Sicherheit und Systemstabilität. Entscheidend ist, die wirklich relevanten Funktionen bereitzustellen: Verträge müssen sauber verwaltet, Schäden zuverlässig reguliert werden, die Buchhaltung muss effizient funktionieren. Für Makler ist die korrekte Provisionsabrechnung zentral – das ist das A und O. Und auch die Kommunikation, wie etwa Anschreiben, muss stimmen. Wir stellen sicher, dass genau diese Kernprozesse stabil laufen. Dafür braucht es kein überladenes System, sondern eine schlanke, funktionale Lösung. Ich bin da sehr optimistisch – weil ich ein starkes Team habe, das sich mit genau diesen Themen bestens auskennt.

Abschlussfrage: Warum sollte ein Makler verstärkt mit der Interrisk zusammenarbeiten, was ist ihr persönliches Versprechen an die Vermittler? Und wo sehen Sie die Interrisk in fünf Jahren?

Sallmann: Drei harte Nüsse. Warum mit der Interrisk? Weil wir mit frischem Wind und einem erfahrenen, engagierten Team neu durchstarten. Wir hören den Maklern zu, entwickeln gemeinsam individuelle Lösungen und begegnen unseren Partnern auf Augenhöhe – das war schon immer unsere Stärke, und so soll es bleiben. Mein Versprechen: Wir nehmen unsere Partner ernst, gerade auch in herausfordernden Zeiten. In fünf Jahren sehe ich die Interrisk als modernes, wachsendes Maklerversicherungsunternehmen, das im Markt nicht zu übersehen ist – mit klarer Haltung, guten Produkten und zufriedenen Partnern. Partner, die sagen: Es hat sich gelohnt, diesen Weg gemeinsam zu gehen.

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments