Gewerbeimmobilienmarkt in Europa bleibt unter Druck – Deutschland fällt zurück

Büroimmobilie
Foto: PantherMedia/Vladitto
Symbolbild.

Die Stimmung auf den europäischen Gewerbeimmobilienmärkten bleibt angespannt. Während Länder wie Spanien und Portugal optimistischer in die Zukunft blicken, setzt sich in Deutschland der Abwärtstrend fort – das zeigt der aktuelle RICS Global Commercial Property Monitor.


Der europäische Immobiliensektor steht weiterhin im Zeichen konjunktureller Unsicherheiten. Der aktuelle RICS Global Commercial Property Monitor (GCPM) zeigt für das dritte Quartal 2025 einen rückläufigen Commercial Property Sentiment Index (CPSI) für Europa. Der Wert sinkt von –4 auf –7. Im Gegensatz dazu verbessert sich der globale Index leicht von –6 auf –4. Die Stimmungsunterschiede zwischen einzelnen Ländern und Assetklassen fallen dabei deutlich aus.

Besonders stark ist die Stimmungseintrübung in Frankreich (CPSI –40) und Großbritannien (–11). Deutschland verzeichnet mit einem Rückgang von –12 auf –19 ebenfalls einen deutlichen Dämpfer. Dagegen führen Spanien (+30), Portugal (+21) und Griechenland (+15) das europäische Stimmungstableau an. Die Gründe liegen laut RICS vor allem im schwachen Wirtschaftswachstum, politischen Unsicherheiten sowie einer geringen Renditedifferenz zwischen Immobilien und Staatsanleihen.

Deutschland: Rückschlag bei Investoren- und Mieterstimmung

Die Stimmung in Deutschland trübt sich auf breiter Front ein. Der Anteil der Befragten, die den Markt in einer frühen Aufschwungsphase sehen, sinkt von 40 auf 29 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die den Zyklus am Tiefpunkt verorten, auf 52 Prozent. Der Investorenindex fällt von –12 auf –17, die Mieterstimmung von –11 auf –20.

Die Nachfrage zeigt ein gemischtes Bild: Während das Interesse an Industrieimmobilien bei Investoren steigt (von –2 % auf +15 %), sinkt es bei Büroobjekten deutlich von 0 auf –15 Prozent. Im Einzelhandel bleibt der Rückgang mit –9 Prozent nahezu stabil. Auf Nutzerseite zeigt sich ebenfalls ein Rückgang in allen Segmenten – besonders bei Einzelhandelsflächen (–22 %) und Büros (–9 %). Die Erwartungen an Miet- und Kapitalwerte verschlechtern sich ebenfalls deutlich: Bei den Mieten über alle Assetklassen hinweg sinkt der Wert von +2 auf –14 Prozent, bei den Kapitalwerten von –2 auf –18 Prozent.

Die Einschätzung Deutschlands als Investitionsstandort bleibt trotz allem stabil: 45 Prozent der Befragten halten das Preisniveau für angemessen, 44 Prozent für hoch. In puncto Kreditkonditionen endet der positive Trend des zweiten Quartals (+25 %) mit einem Rückgang auf einen neutralen Wert von 0 Prozent.

Europa im Stimmungsgefälle – Südwesteuropa vorn

Europaweit zeigen sich Investoren und Nutzer weiterhin zurückhaltend. Der Investment Sentiment Index (ISI) fällt auf –6, der Occupier Sentiment Index (OSI) auf –9. Während die Investitionsnachfrage auf niedrigem Niveau leicht positiv bleibt, bricht die Nutzernachfrage erneut ein. Der Leerstand steigt in fast allen Sektoren – insbesondere bei Büro- und Einzelhandelsflächen.

Trotz des insgesamt verhaltenen Bilds gibt es Lichtblicke: In vielen Ländern stabilisiert sich die Nachfrage nach Büroflächen. Spanien führt mit einem Netto-Saldo von +52 Prozent, gefolgt von Portugal und Griechenland. In Frankreich, Deutschland und Großbritannien hingegen bleibt die Nachfrage schwach. Besonders positiv bleibt die Stimmung bei Assetklassen wie Datenzentren, Studierendenwohnen und Mehrfamilienhäusern – sowohl bei Kapital- als auch bei Mieterwartungen.

Ausblick bleibt vorsichtig – Investoren suchen Orientierung

Die RICS weist auf eine weiterhin unsichere Lage hin – sowohl wirtschaftlich als auch regulatorisch. Jens Böhnlein, Vorstandsvorsitzender der RICS Deutschland, sieht strukturelle Hemmnisse als wesentlichen Bremsfaktor: „Die von der RICS beobachtete anhaltende Verunsicherung betrifft sowohl Investoren als auch Nutzer und prägt das Marktgeschehen auf weiter Front.“

Auch Susanne Eickermann-Riepe, Vorsitzende des RICS European World Regional Board, verweist auf ein deutliches Süd-Nord-Gefälle: „Während Frankreich, Deutschland, Niederlande und UK unter Unsicherheiten und gebremstem Wachstum leiden, zeigen Spanien, Portugal und Griechenland deutliche Verbesserungen.“ Die Vorbereitung auf ein herausforderndes Jahr 2026 sei laut RICS bereits jetzt geboten.

Die Befragung fand vom 11. September bis 15. Oktober 2025 statt, 1.507 Unternehmen haben den Angaben zufolge daran teilgenommen. RICS steht für Royal Institution of Chartered Surveyors und ist ein britischer Berufsverband von Immobilienfachleuten und -bewertern, der inzwischen global aktiv ist.

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