Gold, Dollar, Franken, Bitcoin: Was in Krisenzeiten wirklich schützt

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Gold, Dollar Franken oder Bitcoin – was ist der sichere Hafen?

Gold gilt seit Jahrhunderten als sicherer Hafen. Doch aktuelle Daten zeigen: Nicht immer hält der Mythos stand. Auch Dollar, Schweizer Franken und Bitcoin offenbaren überraschende Stärken und Schwächen. Welche Rückschlüsse lassen sich daraus für Anleger ziehen?

Seit Generationen gilt Gold in unsicheren Zeiten als sicherer Hafen. In der vergangenen Woche, als sein Preis mit 3.508,50 US-Dollar pro Unze Rekorde brach, sagt die Rückkehr zu Gold weniger über seine Zuverlässigkeit aus, sondern vielmehr über unsere kollektive Angst.

In Zeiten digitaler Umbrüche und anhaltender geopolitischer Krisen stellt sich die Frage: Hält überhaupt irgendein sicherer Hafen, was der Mythos verspricht?

Der alte Verlässliche: Gold, mit Einschränkungen

Der Reiz von Gold ist simpel: Es ist greifbar, weltweit akzeptiert und dient oft als Absicherung, wenn sonst alles aus den Fugen gerät. Die Zahlen bestätigen das – im Durchschnitt verzeichnete Gold in den zwölf Monaten nach größeren Konflikten einen Zuwachs von fast 9 %, in manchen historischen Fällen sogar von über 14 %. Momente wie der Iran-Israel-Konflikt 2024 ließen Gold innerhalb eines Jahres um mehr als 35 % steigen.

Doch der Ruf des Goldes ist nicht unantastbar. Während der Operation Rising Lion im Jahr 2025 – einem plötzlichen militärischen Aufflammen, das sich rasch wieder legte – fiel Gold tatsächlich um über 3 %, da Anleger in Aktien und andere risikoreichere Anlagen umschichteten. Das zeigt einen Wandel: Gold garantiert nicht mehr automatisch Schutz vor jeder Katastrophe. Seine Absicherungsfunktion hängt davon ab, wie langanhaltend und bedrohlich der Konflikt tatsächlich ist.

Der Dollar ist nicht immer König

Die gängige Meinung besagt, dass der US-Dollar in einer Krise steigen müsste. Die Realität ist komplizierter. Betrachtet man dieselben Konflikte, so zeigte der US-Dollar-Index (DXY) nach einem Monat im Schnitt einen leichten Rückgang und fiel sogar kräftig (über 5 %) nach Schocks wie der Iran-Israel-Konfrontation 2024. Starke Zugewinne verzeichnete der Dollar nur während Ereignissen wie dem Ukraine-Krieg – allerdings aufgrund rascher Zinserhöhungen der Fed, nicht wegen geopolitischer Panik.

Für gewöhnliche Amerikaner ist das eine Lehre zwischen den Zeilen: Wenn Zentralbanken die Zinsen anheben, kann der Dollar stark steigen – doch allein globale Angst sorgt nicht zwingend für eine Flut an Nachfrage nach dem Greenback.

Der Schweizer Franken: Stille Beständigkeit

Wenn eine Währung den Status „sicherer Hafen“ verdient hat, dann ist es der Schweizer Franken. Beständig, unspektakulär, hartnäckig stark. In jedem jüngeren Krieg oder jeder Krise wertete der Franken gegenüber dem Dollar auf – mal nur leicht, mal bis zu jährlichen Gewinnen von 2,9 %, während der Dollar nachgab. Sein Geheimnis: Schweizer Neutralität, ein hochsicheres Finanzsystem und kein Ballast als Weltreservewährung.

Doch da die Schweizer Nationalbank geneigt ist, Aufwertungen zu begrenzen, und die Rendite des Franken extrem niedrig ist, erfordert eine stärkere Allokation ruhige Hand und realistische Erwartungen.

Bitcoin: Die digitale Wildcard

Nicht jeder wird zustimmen, aber neu in der Diskussion um sichere Häfen ist Bitcoin. Die Datenlage ist begrenzt – nur für die jüngsten Konflikte verfügbar –, doch was wir wissen, lautet: Man muss auf eine Achterbahnfahrt vorbereitet sein. Bitcoin stürzte in den ersten Monaten des Ukraine-Krieges um 43 % ab, stieg aber im Jahr nach der Iran-Israel-Eskalation um über 32 %. Sogar während der Operation Rising Lion legte er leicht zu, da ein Teil des Geldes digitalen Schutz suchte.

Der Haken: Das Krisenverhalten von Bitcoin ist vom jeweiligen Ereignis abhängig. Mal bewegt er sich im Gleichschritt mit Tech-Aktien, mal verhält er sich eher wie Notfall-Bargeld für Länder unter Finanzsanktionen. Für gewöhnliche Käufer sollte Bitcoin weniger als digitales Gold betrachtet werden, sondern vielmehr als Wette auf systemischen Wandel – spannend, aber nicht verlässlich.

Das amerikanische Spielbuch: Diversifizieren, nicht glorifizieren

Offensichtlich bietet kein einzelner Vermögenswert – weder Gold, Dollar, Franken noch Krypto – narrensicheren Schutz. Jeder reagiert unterschiedlich, abhängig von Art, Schwere und Dauer der Krise. Für Alltagsanleger in den USA gilt: Der Impuls, alles auf einen „sicheren“ Wert zu setzen, sollte widerstanden werden.

Es ist wie ein Spiel mit den Stühlen: Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Selbst wenn es eine Prognose gäbe, dass der Goldpreis bis Ende 2026 auf 4.250 US-Dollar steigen könnte, wäre es wahrscheinlich keine gute Idee, kopfüber ausschließlich in Gold zu investieren.

Der kluge Ansatz ist nicht Gold-Maximalismus oder Krypto-FOMO, sondern Bescheidenheit: Diversifikation über robuste, wenig korrelierte Anlagen hinweg. Das bedeutet etwas Gold zur Krisenabsicherung, ein Engagement in starken Fremdwährungen wie dem Franken und – wenn es ins Risikoprofil passt – ein Stück Bitcoin. Die Unsicherheit der Welt wird offenbar nicht verschwinden. Aber ebenso wenig die Kraft eines ausgewogenen Portfolios, um den Sturm zu überstehen.

Der Autor Dan Runkevicius, Chefredakteur bei InvestorsObserver, ist ein ehemaliger Wall-Street-Publizist, dessen Markteinschätzungen nicht nur die Aufmerksamkeit von Millionen Privatanlegern erregt haben, sondern auch den Respekt von Finanzgrößen wie Shark Tank-Investor Kevin O’Leary und dem renommierten Ökonomen John Mauldin. Als treibende Kraft hinter den Marktanalysen von InvestorsObserver prägt Runkevicius mit seinen Einschätzungen Anlageentscheidungen führender Institutionen – von BlackRock und Google bis hin zu Harvard University und der SEC.

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