Gold, Silber und Co.: Komfortable Gewinnspannen bei Minengesellschaften

Gold-Nuggets
Foto: PantherMedia
Weltweite Konjunktur pusht Goldverkäufe.

Die Rohstoffpreise haben sich im ersten Halbjahr 2023 sehr uneinheitlich entwickelt, Zeit für ein kurzes Zwischenfazit. Der Goldpreis konnte in beiden wichtigen Weltwährungen auf Jahressicht leicht zulegen (5 Prozent auf Dollarbasis und 3,5 Prozent in Euro) und dies trotz des weltweit steigenden Zinsumfelds.

„Der wachsende reale Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation treibt Investitionen in Gold, d.h. der Inflationsschutz spielt bei Investitionsentscheidungen im Edelmetallbereich im Moment eine große Rolle“, erklärt Martin Siegel, Geschäftsführer der Stabilitas GmbH. „Es gibt aber auch gegenläufige Entwicklungen: die schwächelnde Weltwirtschaft begünstigt Goldverkäufe und teilweise sind Gewinnmitnahmen ebenfalls attraktiv. Schließlich hat sich der Goldpreis in den letzten Jahren sehr gut entwickelt.“ Letztlich dürfte sich nach Meinung von Siegel die private Goldnachfrage für den Rest des Jahres insgesamt neutral halten. Anders sieht es bei den Zentralbankkäufen aus. „Wir beobachten im Moment Bestreben nach einer stärkeren Diversifikation zum US-Dollar, insbesondere Seitens der Zentralbanken aus Russland und China, daher ist hier mit einer weiterhin hohen Nachfrage zu rechnen“, so Siegel.

Beim Silberpreis bestimmt die Investorennachfrage das Geschehen und überlagert die Industrienachfrage. Dabei verläuft der Silberpreis weitgehend parallel zum Goldpreis, aber mit einem Hebel in beide Richtungen. „Wir sehen für den Goldpreis einen fairen Wert von 2.300 US-Dollar. Im Windschatten von Gold sollte der Silberpreis auf 30 US-Dollar steigen können“, sagt Rohstoffexperte Siegel. 

Auf der Angebotsseite läuft die Goldproduktion weltweit auf Hochtouren. Minengesellschaften können komfortable Gewinnspannen von bis zu 30 Prozent realisieren. „Wir gehen davon aus, dass die Produktionskosten aufgrund der weltweit gesunkenen Energiepreise weiter zurückgehen, sodass die Profitabilität der Gesellschaften selbst bei einem etwas rückläufigen Goldpreis erhalten bleibt. Dies gilt für Minenbetreiber weltweit“, sagt Siegel. Die Silberproduzenten dagegen sind momentan in einer schwierigeren Situation, da sie bei dem aktuellen Silberpreis von 23 US-Dollar je Feinunze kaum Gewinne machen. Die fundamentalen Bedingungen sollten sich aber mit steigendem Silberpreis verbessern.

Die Preise für Platin und Palladium sind in diesem um 12 bzw. 28 Prozent gefallen. Russland hat den Markt trotz der westlichen Sanktionen als weltweit größter Palladiumproduzent anhaltend gut versorgt und Südafrika ist als größter Platinproduzent trotz der Energieknappheit nicht ausgefallen. „Die globale Nachfrage nach Katalysatoren ist aufgrund der lahmenden Weltwirtschaft aber stark zurückgegangen, sodass mittlerweile auch die Produzenten gegensteuern und die Produktion zurückfahren“, so Siegel. „Wir werden hier in den kommenden Jahren mit einem deutlich sinkenden Angebot rechnen müssen, so viel ist sicher.“

Die Basismetalle hängen ebenfalls klar an der globalen Konjunktur und entwickelten sich in diesem Jahr stark rückläufig. Der Nickelpreis ist auf Jahressicht um etwa 30 Prozent gesunken. Blei reduzierte sich um 8 Prozent. Der Preis für Aluminium notiert um 6 Prozent und für Zink um 17 Prozent niedriger. Der Preis für das Industriemetall Kupfer bewegte sich mit mit einem Gewinn von 1 Prozent stabil. „Wir gehen davon aus, dass Basismetalle in den nächsten Monaten weiter unter Druck geraten. Auch wenn die Investoren bereits sinkende Zinsen anztizipieren, was man gut an den Aktienmärkten ablesen kann. Ein Ende des Zinsauftriebs wäre zwar langfristig gut für Basismetalle, sie reagieren aber im Konjunkturzyklus zeitverzögert auf ein Anspringen der Industrienachfrage“, so Martin Siegel.

Der Ölpreis ist wie Basismetalle absolut konjunkturabhängig. „Es kommt aber hinzu, dass Investitionen vor ein bis zwei Jahren deutlich zurückgefahren wurden und die OPEC die Produktion in diesem Jahr ebenfalls gedrosselt hat, was stabilisierend auf die Preise wirkt“, sagt Siegel. Folglich hat sich der Preis der Sorte Brent-Öl in diesem Jahr seitwärts entwickelt. „Wir erwarten auch bis Jahresende keine großen Bewegungen in die eine oder andere Richtung“, so Siegel. 

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