Hiscox-Studie: Dienstleister setzen auf KI und vernachlässigen Risiken

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Foto: Smarterpix/thomaseder
KI ist in der deutschen Dienstleistungswirtschaft längst keine Randerscheinung mehr

Künstliche Intelligenz ist im Dienstleistungssektor angekommen, wie ein neue Hiscox-Studie. Doch trotz hoher Erwartungen an Effizienz, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit zeigen sich erhebliche Wissens- und Absicherungslücken.

Künstliche Intelligenz ist in der deutschen Dienstleistungswirtschaft längst keine Randerscheinung mehr. Wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Versicherers Hiscox zeigt, setzen bereits mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen regelmäßig auf KI-Technologien – entweder in einzelnen Projekten oder intensiv im laufenden Betrieb. Weitere 21 Prozent planen, in absehbarer Zeit ebenfalls damit zu starten.

Ein Unternehmen, das KI für gänzlich irrelevant hält, fand sich in der Umfrage nicht. Das unterstreicht den hohen Stellenwert der Technologie quer durch die Branchen – vom Solo-Selbstständigen bis zum Großkonzern.

Effizienz schlägt alle anderen Ziele

Besonders häufig wird Künstliche Intelligenz aktuell für alltägliche Aufgaben wie Recherchen oder Übersetzungen eingesetzt (45 Prozent), gefolgt von Datenanalysen (38 Prozent) und der Prozessautomatisierung (36 Prozent). Die Erwartungen sind klar: 54 Prozent der Befragten wollen vor allem effizienter werden, 48 Prozent hoffen auf Qualitätssteigerung, und 36 Prozent sehen in der Technologie Potenzial zur Kostensenkung.

Dass KI auch die Wettbewerbsfähigkeit stärkt, glauben 65 Prozent der Teilnehmenden. In der Gruppe der Entscheiderinnen und Entscheider liegt der Wert sogar bei 81 Prozent.

KI kostet – aber viele investieren

Die Investitionsbereitschaft steigt: Lediglich rund ein Viertel nutzt ausschließlich kostenfreie Tools. Drei Viertel der befragten Unternehmen haben bereits kostenpflichtige Lösungen angeschafft. Bei knapp jedem vierten Unternehmen lagen die Investitionen im vergangenen Jahr bei mehr als 20.000 Euro – bei 16 Prozent sogar jenseits der 100.000-Euro-Marke.

Quelle: Hiscox

Arbeitswelt im Wandel – nicht im Abbau

Sorgen um Arbeitsplatzverluste gibt es zwar: 37 Prozent der Befragten sehen diese Gefahr. Gleichzeitig erwartet die große Mehrheit (67 Prozent), dass sich Tätigkeitsprofile grundsätzlich verändern werden. Immerhin ein Viertel sieht durch KI auch Chancen für neue Arbeitsplätze. Die Umfrage deutet auf einen Paradigmenwechsel hin: weg von der Angst, ersetzt zu werden – hin zur aktiven Gestaltung des technologischen Wandels.

Hürden: Datenschutz, Fehleranfälligkeit, Unsicherheit

Trotz breiter Nutzung bleibt die Skepsis präsent – insbesondere beim Datenschutz (40 Prozent) und der Fehleranfälligkeit von KI-Systemen (36 Prozent). Eine zentrale Rolle spielen auch regulatorische Unsicherheiten: 42 Prozent der Befragten gaben an, dass gesetzliche Vorschriften ihre Entscheidungen zum KI-Einsatz stark beeinflussen.


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Hier wirkt sich vor allem der schrittweise in Kraft tretende AI Act der EU aus. Je nach Risiko stuft die Verordnung KI-Systeme unterschiedlich ein, schreibt Pflichten wie menschliche Aufsicht vor oder untersagt bestimmte Anwendungen ganz, etwa Social Scoring. Damit wächst der Handlungsdruck auch auf Unternehmen, die KI lediglich nutzen und nicht selbst entwickeln.

Versicherungsbedarf kaum erkannt

Trotz erkennbarer Risiken fehlt vielerorts eine entsprechende Absicherung. Nur ein Viertel der befragten Entscheiderinnen und Entscheider gab an, dass das eigene Unternehmen gegen KI-Risiken versichert sei. 17 Prozent planen dies, weitere 14 Prozent wissen gar nicht, ob ein entsprechender Schutz besteht. Jeder Sechste (15 Prozent) hält Absicherung gar für unmöglich.

Auch intern herrscht häufig Unsicherheit. Zwei Drittel der Befragten berichten von unzureichendem Know-how zur sicheren KI-Nutzung im Unternehmen. Besonders ausgeprägt ist dies außerhalb der Kernbelegschaft (71 Prozent), aber selbst unter den Entscheidenden gaben 53 Prozent Wissenslücken an.

Hiscox warnt vor Sorglosigkeit

„Unsere Umfrage zeigt ein differenziertes Bild: Der wirtschaftliche Nutzen von KI wird erkannt, aber es mangelt an Wissen und Absicherung“, betont Marc Thamm, Product Head Technology, Media, Communications bei Hiscox. „Es reicht nicht, einfach loszulegen. Unternehmen brauchen Schulung, klare Strategien und Versicherer, die Orientierung bieten.“

Thamm sieht hier auch seine eigene Branche in der Pflicht: „Dass viele Unternehmen gar nicht wissen, ob und wie sie sich absichern können, liegt auch an uns. Es braucht mehr Aufklärung, transparente Produkte und Mut zur Positionierung.“

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