Unternehmen, die derzeit ihre Versicherungsverträge erneuern oder erweitern, profitieren von einem günstigen Marktumfeld. Viele Industrieversicherer arbeiten profitabel, neue Anbieter erhöhen den Wettbewerb und in zahlreichen Sparten sinken die Prämien. Gleichzeitig bleibt die Lage in einigen Bereichen angespannt – allen voran durch geopolitische Risiken. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle halbjährliche Trendreport zur Industrieversicherung von Willis.
„Die Vielzahl systemischer Risiken verlangt heute ein integriertes Risikomanagement: weg vom isolierten Spartendenken, hin zu einer strategischen Gesamtsicht“, sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis, einem Geschäftsbereich von WTW. Für den Zugang zu Versicherungskapazitäten seien überzeugende Präventionsmaßnahmen und transparente Risikoinformationen seitens der Unternehmen ausschlaggebend.
Geopolitik drückt auf Kreditversicherungen
Trotz der insgesamt stabilen Lage bleibt die politische Unsicherheit ein zentraler Faktor. Vor allem Kreditversicherer reagieren mit strengerer Risikoprüfung und schauen besonders kritisch auf Branchen wie Bau, Industrie, Einzelhandel und Energie. Das kann zu steigenden Prämien und gekürzten Deckungslimits führen. Auch international tätige Firmen sind stärker betroffen. „Unruhen und wirtschaftliche Unsicherheiten betreffen viele Länder und damit quasi jedes Unternehmen“, ergänzt Safak Okur, Head of Broking Deutschland und Österreich. „Ob internationaler Mittelstand oder Großkonzern – eine vorausschauende Risikoanalyse in allen Regionen muss zwingend zur Risikostrategie gehören.“
Cyber bleibt Wachstumsmarkt – auch für Risiken
Ein weiteres Risiko entsteht durch staatlich gesteuerte Cyber-Attacken, die zunehmend Teil geopolitischer Auseinandersetzungen sind. Dennoch profitieren Kunden aktuell von einem günstigen Cyber-Versicherungsmarkt. Der Wettbewerb unter den Anbietern ist hoch, die Kapazitäten sind ausreichend und die Versicherer passen ihre Anforderungen an IT-Sicherheitsstandards individueller an.
„Dennoch ist weiterhin Vorsicht geboten, auch auf Führungsebene“, warnt Nazaruk. „Manager stehen in der Pflicht, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine zuverlässige IT-Sicherheit zu schaffen. Versäumen sie das, besteht die Gefahr einer Organisationspflichtverletzung, die sich auch auf die Manager-Haftpflichtpolice auswirken kann.“
Klimarisiken verteuern Sachversicherung
Im Sachversicherungsmarkt sind nach Jahren hoher Preise wieder günstigere Konditionen möglich. Mehr Kapazitäten und neue Anbieter sorgen für Preisnachlässe und die Chance auf Mehrjahresverträge. Zurückhaltend bleiben die Versicherer jedoch bei Klimarisiken und den damit verbundenen Naturkatastrophen. „Schwere Unwetterereignisse sind Teil unserer Realität geworden, die finanziellen Schäden werden weiter steigen“, zeigt sich Okur überzeugt. Daher sei es notwendig, Gefahren nicht allein über Versicherungen abzusichern, sondern auch präventiv mit datengestützten Szenarioanalysen zu arbeiten.
Kfz-Versicherung bleibt schwierig
Auch die Kfz-Sparte steht unter Druck. Hohe Unwetterschäden, steigende Reparatur- und Lohnkosten – insbesondere im E-Segment – sowie Verluste der vergangenen Jahre belasten die Anbieter. Zwar konnten die Schäden bislang nicht vollständig kompensiert werden, doch ausreichende Kapazitäten verhindern überzogene Forderungen. Beitragsanpassungen sind allerdings auch 2026 möglich.
Verantwortung der Unternehmen
Trotz der Risiken sieht Willis für Firmen insgesamt ein positives Marktumfeld. Nazaruk betont: „Tragen Unternehmen ihren Teil zu den Vertragsverhandlungen bei, indem sie fundierte Risikoanalysen zu ihrem Geschäft und zu einzelnen Standorten liefern, Präventionsmaßnahmen ergreifen und frühzeitig in den Dialog mit Versicherern gehen, haben sie gute Chancen auf attraktive Konditionen.“