Künstliche Intelligenz (KI) ist mehr als nur ein technologischer Trend; sie ist die Zukunft der Arbeit und eine transformative Kraft, die auch die Interne Revision grundlegend verändern wird. Für Revisoren bietet diese Entwicklung eine doppelte Herausforderung und zugleich eine beispiellose Chance: Sie können den Einsatz von KI im Unternehmen kritisch begleiten und sie gleichzeitig nutzen, um ihre eigene Rolle neu zu definieren und wertvoller denn je zu machen.
Die doppelte Verantwortung: KI steuern und KI nutzen
Die Interne Revision ist in einer einzigartigen Position, den Wandel durch KI zu gestalten. Ihre Verantwortung ist dabei zweigeteilt.
Einerseits ist sie als Hüterin von Risiko und Governance gefordert, den verantwortungsvollen Einsatz von KI im gesamten Unternehmen sicherzustellen. Ein solcher Einsatz braucht einen klaren Zweck und robuste Leitplanken. Diese Leitplanken sind kein Hindernis, sondern eine Voraussetzung für eine sichere und schnelle Implementierung – vergleichbar mit den Bremsen an einem Rennwagen, die hohe Geschwindigkeiten erst ermöglichen. Die Aufgabe der Internen Revision ist es, die Existenz und Wirksamkeit dieser Kontrollen zu prüfen.
Andererseits liegt die große Chance darin, KI als leistungsstarkes Werkzeug für die eigene Arbeit zu entdecken. Sie kann die Effizienz, Prüfungstiefe und Qualität von Audits massiv verbessern. Aufgaben, die früher Stunden dauerten, können in Sekunden erledigt werden, was Revisoren den Freiraum für anspruchsvollere Tätigkeiten schafft.
Zwischen Beschleunigung und Urteilsvermögen: Die Grenzen der Technologie
Bei aller Euphorie ist eine kritische Distanz unerlässlich. Die Qualität eines KI-Tools hängt maßgeblich von der Qualität der eingegebenen Daten und der menschlichen Aufsicht ab. Ein KI-generierter Bericht ist eine brillante Arbeitserleichterung, doch er sollte stets wie der Entwurf eines neuen Teammitglieds behandelt werden: eine gute Grundlage, die aber eine sorgfältige Überprüfung durch einen erfahrenen Experten erfordert. KI beschleunigt die Arbeit, sie ersetzt aber niemals das menschliche Urteilsvermögen.
Darüber hinaus muss eine strategische Grenze gewahrt werden. Die Möglichkeit, Daten in Echtzeit zu analysieren, ist verlockend. Doch die Interne Revision darf dadurch nicht selbst zu einer permanenten Kontrollinstanz werden. Ihre Stärke ist und bleibt die unabhängige, objektive Prüfung aus einer übergeordneten Perspektive. Diese Unabhängigkeit gilt es unter allen Umständen zu schützen.
Die Zukunft der Profession: Mehr Stratege als Prüfer
Die oft geäußerte Sorge, KI könnte den Job des Revisors ersetzen, greift zu kurz. Im Gegenteil: KI wird Revisoren von Routineaufgaben befreien und sie zu strategischeren Beratern machen. Durch die Automatisierung repetitiver Tätigkeiten gewinnen sie Zeit für das, was wirklich zählt: tiefgreifende Analysen, die Identifizierung komplexer Risiken und die Ableitung von Handlungsempfehlungen, die dem Management echten Mehrwert bieten.
Der langjährige Wunsch der Internen Revision nach einem festen Platz am Tisch, wenn es um die Unternehmensstrategie geht, kann so Realität werden. KI gibt ihr die Möglichkeit, sich diesen Platz zu verdienen, indem sie fundierte und datengestützte Einblicke liefert.
Fazit: Die Zukunft aktiv gestalten
KI ist eine der größten Chancen für den Berufsstand der Revisoren seit Jahrzehnten. In der Global Practitioner Survey von Workiva gaben 88 % der Befragten an, dass sich der ROI durch den Einsatz von KI im letzten Jahr erhöht hat[1]. KI wird zudem neue Rollen und Spezialisierungen schaffen, ähnlich wie es einst bei der Einführung von IT- oder Cyber-Audits der Fall war. Um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, sollten Revisoren sich frühzeitig in Pilotprojekte einbringen und die Gestaltung von KI-Governance im Unternehmen aktiv mitprägen. Durch ihre Expertise in Risiko- und Kontrollfragen ist die Interne Revision prädestiniert dafür, diese neue Ära verantwortungsvoll zu begleiten und ihre Zukunft aktiv zu gestalten.
Autorin Corinna Krestel ist Senior Consultant DACH bei Workiva
[1] https://www.workiva.com/resources/2025-practitioner-survey
Case Study: StoneX hat in Zusammenarbeit mit Workiva die Automatisierung von Audit-Aufgaben und SOX-Prozessen in allen Unternehmenseinheiten vorangetrieben und nutzt nun die Automatisierungsfunktionen von Workiva für PBC-Anfragen, Test-Workflows und Statusaktualisierungen. Das Ergebnis ist eine Zeitersparnis von 58 % bei der Bearbeitung von Audit-Feststellungen. Lesen Sie hier die vollständige Case Study.