Vor zwei Jahren, im Mai 2023, wurde die Immac Holding AG zu 80 Prozent durch ein Bankenkonsortium unter der Führung der Hannoverschen Volksbank übernommen. Was hat sich seitdem im Unternehmen verändert?
Bormann: Durch die Übernahme hat sich im operativen Geschäft nichts verändert und auch die Vertriebsstrukturen sind identisch geblieben. Es ist sehr positiv einen so starken Partner wie die Hannoversche Volksbank zu haben und damit auch einen „Unendlichkeitsgedanken“ in der Immac group zu verspüren.
Welchen Stellenwert haben für Immac aktuell und künftig Vertriebspartner mit Zulassung nach Paragraf 34f GewO?
Bormann: Mit der Übernahme hat sich unsere Vertriebsstruktur noch breiter und flexibler aufgestellt. Es ist uns sehr wichtig, nicht von einzelnen Marktteilnehmern abhängig zu sein. Viele Initiatoren haben in der Vergangenheit schmerzhaft erfahren müssen, wie schwierig es sein kann, den Wegfall des Bankenvertriebs zu kompensieren. Deshalb haben wir immer versucht, ein gutes Gleichgewicht zwischen Banken, Finanzdienstleistern und Vermögensverwaltern zu finden. Aber unser Hauptfokus bleibt klar auf dem freien Vertrieb, mit dem wir ja schon immer eng verbunden waren. Diese breit aufgestellte Struktur gibt uns die nötige Flexibilität und sorgt dafür, dass wir auch in herausfordernden Zeiten stabil bleiben.
In den vergangenen zwei bis drei Jahren war der Immobilienmarkt generell nicht gerade einfach. Wie hat sich Ihr spezielles Marktsegment, also Healthcare-Immobilien, entwickelt und wie ist die Situation heute?
Bormann: Auch der Markt für Healthcare-Immobilien blieb in den vergangenen Jahren nicht unbeeinflusst von den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen. Steigende Zinsen, inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie eine restriktivere Finanzierungspraxis haben allgemein spürbare Auswirkungen auf Transaktionen und Preisniveaus gezeigt. Die Rahmenbedingungen sind anspruchsvoll – auch für soziale Infrastruktur. Dennoch zeigt sich unser Segment im Vergleich zu vielen anderen Assetklassen deutlich resilienter.
Worauf ist das zurückzuführen?
Bormann: Der demografische Wandel führt zu einer stetig wachsenden Nachfrage nach Pflegeplätzen, während das Angebot weiterhin begrenzt ist. Der flächendeckende Ausbau der Pflegeinfrastruktur ist daher dringlicher denn je. Die gesellschaftlichen Veränderungen infolge der Alterung der Bevölkerung unterstreichen die langfristige Bedeutung von Pflegeimmobilien – sowohl als zentrale soziale Einrichtung als auch als wirtschaftlich attraktive Investitionsmöglichkeit. Zugleich ist zu beobachten, dass Investoren heute mit größerer Zurückhaltung und höherer Selektivität agieren. Doch wo Qualität und Substanz überzeugen, bleibt der Markt unverändert attraktiv.
Welche Arten von Einrichtungen bevorzugen Sie aktuell als Investitionsobjekte?
Bormann: Unsere Expertise im Bereich vollstationärer Pflegeeinrichtungen basiert auf über 27 Jahren Branchenerfahrung. Neben klassischen Solitärobjekten sehen wir auch integrierte Konzepte als attraktiv – etwa dann, wenn betreutes Wohnen oder ambulante Versorgungsstrukturen sinnvoll eingebunden sind. Entscheidend ist für uns stets eine langfristige Nutzbarkeit in Verbindung mit einem qualitativ starken Standort. Die Auswirkungen des demografischen Wandels zeigen sich regional sehr unterschiedlich und beeinflussen die Attraktivität von Standorten maßgeblich. Daher analysieren wir die Rahmenbedingungen mit hoher Detailtiefe – auf Grundlage aktueller Daten ebenso wie mit Blick auf demografische und strukturelle Entwicklungsperspektiven. Bundesweit prüfen wir eine Vielzahl von Standorten, stets mit dem Ziel, wirtschaftlich tragfähige Objekte in Regionen mit nachhaltigem Versorgungsbedarf und stabiler Nachfrage zu identifizieren.
Welches sind für Immac die wichtigsten Kriterien – oder auch K.o.-Kriterien – bei der Objektauswahl?
Bormann: Erfolgreiche Investitionen erfordern fundiertes Marktverständnis und präzise Analysen. Unsere Ankaufsprüfung geht deshalb über die reine Objektbewertung hinaus: Wir nehmen gezielt auch die Perspektive des künftigen Betreibers ein und bewerten dessen Erfolgspotenzial am jeweiligen Standort. Investitionsentscheidungen können somit durch zahlreiche Faktoren maßgeblich beeinflusst werden. Im Zentrum unserer Prüfung stehen die langfristige Nutzbarkeit, die Standortqualität und die Stabilität des Betreibers. Der Standort ist dabei ein Schlüsselkriterium: Eine belegbar positive Nachfrageentwicklung, eine gute infrastrukturelle Anbindung sowie ein ausgewogenes regionales Versorgungsangebot sind grundlegende Voraussetzungen – oder eben ein K.o.-Kriterium.
Welche weiteren Knackpunkte gibt es?