Wie bewerten Sie die aktuelle Lage auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt, und welche Auswirkungen haben die Zinswende und die wirtschaftliche Unsicherheit auf die Immobilienpreise?
Grundler: Die Zinswende hat den Wohnimmobilienmarkt spürbar verändert. Nach Jahren expansiver Geldpolitik war der plötzliche Zinsanstieg ein regelrechter Schock für viele Marktteilnehmer. Finanzierungen wurden teurer, die Nachfrage ging zurück – entsprechend sind auch die Preise gefallen. Gleichzeitig bestehen strukturelle Herausforderungen wie Wohnungsmangel, steigende Baukosten und ein stark regulierter Markt fort. Insgesamt erleben wir eine Phase der Neujustierung, in der Angebot und Nachfrage sich neu sortieren.
Sehen Sie derzeit eine Bodenbildung bei den Immobilienpreisen – oder erwarten Sie weitere Rückgänge? Zeigen sich hierbei regionale Unterschiede?
Grundler: Wir beobachten aktuell eine Stabilisierung der Preise – vielerorts lässt sich bereits eine Bodenbildung erkennen. Dies gilt vor allem für wirtschaftlich stabile Regionen mit hoher Nachfrage. In strukturschwächeren Gegenden oder bei nicht modernisierten Objekten können punktuell weitere Rückgänge folgen. Die Differenzierung nach Lage, Zustand und Nutzungsart wird also künftig noch relevanter. Wir gehen davon aus, dass der Markt selektiver wird – für Investoren mit klarem Fokus und langjähriger Erfahrung am Markt ergeben sich daraus Chancen.
Bedeutet Bodenbildung, dass die Preise lange Zeit auf diesem Niveau bleiben bzw. wann rechnen Sie mit einem erneuten Anstieg?
Grundler: Eine Bodenbildung ist nicht gleichbedeutend mit einer längeren Stagnation. Vielmehr bildet sie den Ausgangspunkt für eine neue Marktphase. Wann die Preise wieder steigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Zinspolitik, Konjunktur, Inflation und regulatorische Rahmenbedingungen. Sollte sich der Zinsrückgang fortsetzen, erwarten wir mittelfristig wieder steigende Immobilienpreise – vor allem in gefragten urbanen Räumen und bei modernisierten Bestandsobjekten. Entscheidend wird sein, ob Investoren antizyklisch agieren und jetzt Positionen aufbauen.
Zuletzt sind die Hypothekenzinsen gegenüber dem Niveau zum Jahreswechsel allerdings wieder etwas angestiegen. Wie wirkt sich das auf den Immobilienmarkt aus und welche weitere Zinsentwicklung erwarten Sie?
Grundler: Kurzfristige Schwankungen bei den Zinsen sind normal. Wichtig ist der übergeordnete Trend – und der zeigt aktuell in Richtung Lockerung. Die Märkte preisen bereits erste Zinssenkungen durch die EZB ein. Auch wenn sich Hypothekenzinsen nicht eins zu eins an den Leitzinsen – welcher ja erst kürzlich bereits zum siebten Mal reduziert wurde auf nunmehr 2,25 Prozent – orientieren, sorgt eine lockerere Geldpolitik langfristig für bessere Finanzierungsbedingungen. Für Käufer und Investoren bedeutet das mehr Planungssicherheit und attraktives Einstiegspotenzial.
Wie reagiert Primus Valor auf die aktuellen Herausforderungen am Markt?
Grundler: Wir setzen bereits seit Herbst 2023 bewusst auf antizyklisches Handeln und nutzen die seit jeher herrschende Marktsituation auch aktuell für gezielte Ankäufe. Während viele Wettbewerber zögern, sichern wir attraktive Objekte zu günstigen Preisen. Unser Fokus liegt auf Bestandsimmobilien mit Entwicklungspotenzial und werthaltiger Stabilität – bevorzugt in wachstumsstarken Mittel- und Oberzentren. Gleichzeitig achten wir auf solide Mieterstrukturen und setzen auf aktive Wertsteigerung durch energetische Sanierung und Modernisierung.
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