IVD Nord: Angebotsmieten verzerren das Bild vom Mietwohnungsmarkt

Foto: Bildagentur PantherMedia / Daniel Wagner
Leere Wohnungen sind Mangelware (Symbolbild).

Wer nur auf die Zahlen aus Immobilienportalen blickt, sieht nicht das Ganze: Der IVD Nord kritisiert die einseitige Datenbasis vieler Mietpreisanalysen – und fordert mehr Transparenz bei echten Vertragsmieten.

In der öffentlichen Debatte über steigende Mieten dominieren regelmäßig Zahlen aus Immobilienportalen. Doch diese Angebotsmieten bilden nur einen kleinen, oft verzerrten Ausschnitt des tatsächlichen Mietwohnungsmarktes ab – besonders in Großstädten mit angespanntem Wohnungsangebot wie Hamburg. Darauf weist der IVD Nord hin und plädiert für eine differenziertere Betrachtung.


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„Angebotsmieten aus Immobilienportalen spiegeln lediglich den kleinen Teil des Marktes wider, der überhaupt öffentlich beworben wird“, betont Carl-Christian Franzen, stellvertretender Vorsitzender des IVD Nord. Tatsächlich würden viele Wohnungen – insbesondere in begehrten Lagen – über interne Netzwerke, Unternehmenswebsites, Wartelisten oder soziale Medien vergeben. Diese Vermietungen bleiben statistisch unsichtbar, prägen den Markt jedoch entscheidend mit.

Hinzu kommt: Auch die Art der Vermittlung beeinflusst die Preisstruktur. So sind Wohnungen, die über persönliche Kontakte oder Nachmieterregelungen vergeben werden, häufig günstiger als öffentlich inserierte Angebote. Dennoch fließen nur die veröffentlichten Offerten in die meisten Mietpreisanalysen ein – und damit in politische Entscheidungsprozesse.

Belastbare Daten zu realen Vertragsmieten fehlen

Der IVD Nord kritisiert, dass belastbare Daten zu realen Vertragsmieten fehlen. Besonders bei Neuverträgen gebe es bislang keinen systematischen Zugang zu flächendeckenden Informationen. „Ohne diesen Einblick basieren viele politische Debatten und mediale Darstellungen auf einer schmalen und oft verzerrten Informationslage“, so Franzen. „Dabei wäre es dringend erforderlich, zwischen Angebotspreisen und realen Miethöhen klar zu unterscheiden.“

Ein Beitrag zur Versachlichung kommt aus der Branche selbst: Gemeinsam mit weiteren Verbänden der Hamburger Wohnungswirtschaft – darunter BFW Nord, VNW und Grundeigentümerverband – gibt der IVD Nord alle zwei Jahre eine umfassende Mietenstudie in Auftrag. Sie basiert auf rund 270.000 echten Mietvertragsdaten und zeigt unter anderem die teils erheblichen Abweichungen zwischen Angebots- und Vertragsmieten. Die nächste Ausgabe dieser Studie wird im Herbst erwartet.

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