Keine Zinssenkung erwartet: Experten sehen Seitwärtstrend bei Bauzinsen

Florian Pfaffinger
Foto: Dr. Klein
Florian Pfaffinger

Die Europäische Zentralbank entscheidet nach der Sommerpause über ihren Leitzins. Von einer Veränderung gehen Experten nicht aus. Gleichzeitig verharren Baufinanzierungszinsen auf stabilem Niveau – und am Immobilienmarkt zeigt sich ein ruhiges, aber nicht sorgenfreies Bild.

Seit Juli pendeln die Baufinanzierungszinsen in einem engen Korridor von rund 15 Basispunkten. Für eine 10-jährige Finanzierung beträgt der repräsentative Zins aktuell 3,34 Prozent. Damit liegen die Werte weiterhin im von Dr. Klein Anfang des Jahres prognostizierten Bereich von drei bis 3,5 Prozent.

Florian Pfaffinger, Mitglied des Expertenrats von Dr. Klein, erklärt die Entwicklung mit einem weitgehend vorhersehbaren Umfeld: „Die EZB übt derzeit weder stimulierenden noch bremsenden Einfluss auf die europäische Wirtschaft aus. Zudem haben sich Konjunktur und Inflation in den vergangenen Wochen weitgehend im Einklang mit den EZB-Prognosen entwickelt, wenngleich die Wirtschaftsdaten für die Eurozone im zweiten Quartal sogar etwas besser ausfielen als erwartet.“


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Auch die Renditen von Bundesanleihen haben Spuren hinterlassen. Als die Bundesregierung im Frühjahr neue Schulden ankündigte, stiegen die Renditen der 10-jährigen Anleihen. „Wir haben in der ersten Jahreshälfte neu herausgegebene 10-jährige Bundesanleihen mit einem Nominalzins von 2,5 Prozent gehabt, seit Juli muss der Bund 2,6 Prozent nominal gewähren“, so Pfaffinger. „Diese leichte Verschiebung nach oben haben wir in den vergangenen Wochen auch bei den Bauzinsen gesehen.“

Zugleich legte die Inflation im August leicht zu. Eurostat meldete für die Eurozone und Deutschland jeweils 2,1 Prozent. Pfaffinger sieht darin noch keinen Handlungsdruck: „Bei einigermaßen robuster Wirtschaft könnte die Inflation gegebenenfalls wieder mehr in den Fokus der EZB rücken – nicht heute, aber möglicherweise in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. Aktuell gehe ich jedoch davon aus, dass wir im September keinen weiteren Zinsschritt sehen werden.“

Immobilienmarkt stabil, Förderung stockt

Der Immobilienmarkt zeigt sich nach Einschätzung von Pfaffinger weitgehend ausgeglichen. Das Angebot habe zuletzt etwas abgenommen, Käufer und Verkäufer stünden sich aktuell auf Augenhöhe gegenüber. „Damit ist die Zeit, in der wir einen Käufermarkt hatten, zunächst vorbei“, sagt er. Für die kommenden Monate erwartet er Preissteigerungen von rund einem Prozent, in gefragten Lagen möglicherweise mehr, in schwächeren Märkten dagegen noch Rückgänge.

Als günstig beschreibt Pfaffinger derzeit den Zeitpunkt für einen Immobilienkauf: Zinsen und Preise seien moderat, die Einkommen vieler Haushalte gestiegen. Kritik äußert er jedoch an der staatlichen Förderung: „Wir haben in Deutschland einen Förderdschungel, der unübersichtlich ist und teilweise am Bedarf vorbeigeht.“ Angekündigte Vereinfachungen bei Neubau- und Modernisierungsförderung sowie ein leichterer Zugang zur Erstimmobilie ließen weiter auf sich warten. „Wir brauchen Förderungen, die einfach, klar strukturiert und nachhaltig sind – und für jeden leicht zugänglich. Die Bundesregierung ist am Zug.“

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