Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erwartet auch für das laufende Jahr einen deutlichen Druck auf die Kfz-Versicherungsprämien. Das zeigen Hochrechnungen des GDV auf Basis der Daten aus dem 1. Quartal 2025. Haupttreiber sind laut GDV erneut teure Werkstattleistungen und massiv steigende Ersatzteilpreise. „Wir beobachten seit Jahren, dass sowohl die Werkstattkosten als auch die Ersatzteilpreise viel schneller steigen als die allgemeine Inflation – und sehen jetzt die ersten Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung auch 2025 weitergeht“, moniert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Besonders kritisch sieht der Verband den Designschutz, der Autoherstellern ein faktisches Monopol auf sichtbare Ersatzteile einräumt. „Das hat sich zu einer regelrechten Kostenfalle für Autofahrer entwickelt“, so Asmussen. Trotz einer 2020 eingeführten Reparaturklausel werde echter Wettbewerb erst ab 2045 erwartet. Verantwortlich dafür seien ausuferende Übergangsfristen. Laut GDV stiegen die Ersatzteilpreise zwischen 2014 und 2024 um rund 75 Prozent während die allgemeine Inflation im selben Zeitraum bei lediglich 28 Prozent lag.
Die gestiegenen Kosten hatten die Kfz-Versicherer in den vergangenen beiden Jahren bereits stark belastet: Insgesamt summierten sich die Verluste auf fast fünf Milliarden Euro. Beitragserhöhungen waren die Folge. Für 2025 rechnet der GDV nun mit einer leichten Entspannung: Die Branche könnte insgesamt wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen – allerdings mit Einschränkungen. In der Vollkaskoversicherung könnten die Schaden- und Verwaltungsausgaben weiterhin die Beitragseinnahmen übersteigen, insbesondere wenn die Hagel- und Unwettersaison stark ausfällt.
„Unsere ersten Zahlen zeigen, dass der Preisdruck in der Kfz-Versicherung auch im laufenden Jahr hoch bleibt“, betont Asmussen. Ob und wie stark sich das in höheren Prämien niederschlägt, sei aber Sache der einzelnen Versicherer. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erwarte jedoch, dass Unternehmen die anhaltende Schadeninflation in ihrer Tarifkalkulation realistisch berücksichtigen.
Assekurata: Der Druck hält an
Auch die jüngste Marktstudie von Assekurata zur Schaden- und Unfallversicherung bestätigt den Druck auf die Versicherer. Zwar erwartet die Ratingagentur für 2025 eine leichte Stabilisierung der Combined Ratio in der Kfz-Sparte, sieht aber insbesondere im wettbewerbsintensiven Marktumfeld und bei wetterbedingten Großschäden weiter Risiken. Die Studienautoren verweisen zudem auf die langfristige Herausforderung, Prämienanpassungen gegenüber Kunden durchzusetzen, ohne Marktanteile zu verlieren, insbesondere in digitalen Vergleichsportalen, wo der Preisdruck besonders groß ist.
Sowohl GDV als auch Assekurata sehen die Versicherer in der Pflicht, nicht nur auf kurzfristige Schwankungen zu reagieren, sondern ihre Tarife langfristig an eine strukturell teurer werdende Schadenwelt anzupassen.