Laransa: Chancen beim Öl – antizyklisch einsteigen

Björn Siegismund, Chief Investment Officer der Laransa PWM GmbH, kommentiert die Entwicklungen am Rohstoffmarkt und sagt, warum Ölinvestments Chancen bieten. 

Björn Siegismund, Laransa PWM

Der Preisverfall beim Rohöl hält trotz der jüngsten politischen Unsicherheit an. Nachdem sich der Preis für Rohöl im vergangenen Jahr bereits halbiert hat, notiert das schwarze Gold dieses Jahr erneut über 20 Prozent schwächer. So günstig war Öl zuletzt im Hochpunkt der Finanzkrise 2008. Sendet der weltweit wichtigste Rohstoff damit ein Warnsignal für zukünftiges Wirtschaftswachstum?

„Schieferrevolution“ führte zu Überangebot

Zentraler „game changer“ für die Situation am Öl-Markt war zunächst die massive Expansion der Schieferölgewinnung in Nordamerika. Das Überangebot durch die sogenannte Fracking-Methode führte schließlich 2014 zum Preisverfall. Seitdem ist die Anzahl der aktiven Öl-Bohrtürme vor allem in den USA wieder deutlich rückläufig. Dort fördern allerdings immer noch deutlich mehr Quellen Öl aus den Gesteinsschichten, als vor der „Schieferrevolution“. Eine weitere Ursache für den Preisverfall ist die starke Ausweitung des Angebotes durch die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Länder wie Saudi-Arabien, Irak, Kasachstan und Russland produzieren zu deutlich geringeren Kosten als die USA.

Rückläufiges Angebot nimmt Druck vom Ölpreis

Durch den Druck auf die Preise will sich die OPEC offensichtlich ihre Vormachtstellung beim Rohöl sichern und andere Wettbewerber vom Markt verdrängen. Aber der Zusammenhalt innerhalb dieses Kartells bröckelt. Zum einen drängt mit dem Iran nach dem Wegfall der Sanktionen ein weiterer Niedrigproduzent auf den Markt, der bis zu zwei Millionen Barrel täglich verkaufen will. Zum anderen werden die OPEC-Mitglieder etwa eine halbe Billion US-Dollar weniger Einnahmen aus dem Ölverkauf erzielen, als im Vorjahr. Für viele Staaten reicht der aktuelle Ölpreis nicht aus, um ihre Staatshaushalte auf dem aktuellen Niveau halten zu können. Der dadurch aufgezwungene Abbau der finanziellen Reserven führt bereits zu Missstimmung in vielen OPEC Staaten. Die Machthaber wissen, dass Sparmaßnahmen zu Unruhen in der Bevölkerung führen können und haben davor spätestens seit dem Arabischen Frühling, der vor fünf Jahren begann, großen Respekt. Mittelfristig ist daher gut vorstellbar, dass sich die Kartell-Mitglieder auf eine Senkung der Produktion verständigen können. Zumal bereits ein Teilerfolg sichtbar wird: die Investitionsausgaben sind angesichts des niedrigen Ölpreises international zwischen 25 und 30 Prozent zurückgegangen. Die damit einhergehenden Produktionskürzungen werden sich bald bemerkbar machen.

Niedriger Ölpreis treibt Wirtschaftswachstum

In den letzten 50 Jahren war der Ölpreis ein guter Indikator für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung, allerdings nur als Kontra-Indikator. Fallende Ölpreise haben nie eine ökonomische Verlangsamung korrekt vorausgesagt. Bei jeder globalen Rezession war zuvor ein scharfer Anstieg der Ölpreise zu beobachten. Auf fallende Preise folgte meist eine Phase wirtschaftlichen Wachstums. Hintergrund ist ein starker ökonomischer Zusammenhang. Jeden Tag verbraucht die Welt etwa 88 Millionen Barrel Öl. Eine Verringerung um 20 US-Dollar je Barrel bedeutet also einen Transfer von rund 5,3 Milliarden US-Dollar monatlich zugunsten der Konsumenten. Dies ist ein riesiger globaler Stimulus, der die Nachfrage im kommenden Jahr weiter erhöht.

Mittelfristig aussichtsreiche Investitionsgelegenheit

Die Anpassung von Angebot und Nachfrage ist aktuell noch nicht abgeschlossen. Mittelfristig rechnen wir jedoch damit, dass sowohl der Produktionsüberschuss bei Rohöl abgebaut wird, als auch die Nachfrage bei anziehender wirtschaftlicher Entwicklung steigen wird. Dies bedeutet nicht, dass der Ölpreis zu alten Höhen über 100 US-Dollar je Barrel zurückkehrt. Eine langfristige Notierung unter 45 US-Dollar halten wir jedoch ebenso für unwahrscheinlich. Ein Anstieg über 55 US-Dollar ist wohl ein wahrscheinliches Szenario für das kommende Jahr. Für Anleger, die nicht direkt auf das Rohöl setzen wollen, bietet sich ein Blick auf die Ölproduzenten an. Auch die Aktienkurse solider Ölkonzerne und Unternehmen der Zulieferindustrie sind gehörig unter Druck geraten und bieten nun teilweise sehr attraktive Dividendenrenditen an. Im Rahmen einer diversifizierten Anlagestrategie sehen wir in diesem Bereich interessante Chancen für einen ersten antizyklischen Einstieg.

Foto: Laransa

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