Schroders: Energiewende – ist es für Investments schon zu spät?

Mark Lacey, Schroders
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Mark Lacey, Schroders

Mark Lacey, Head of Global Resource Equities bei Schroders, bewertet die weiteren Wachstumsaussichten für erneuerbare Energien. Seiner Meinung nach ist es wichtig, den langfristigen zyklischen Charakter der Energiewende zu berücksichtigen, und zwar sowohl bei den konventionellen als auch bei den erneuerbaren Energien.

Die Investitionen sowohl in erneuerbare als auch in konventionelle Energien müssen erheblich gesteigert werden, da die Infrastruktur der Energiewende zwischen 2020 und 2050 Investitionen in Höhe von fast 120 Billionen Dollar erfordert. Wir stehen am Anfang einer spannenden Ära. Für Investoren ist das Timing jedoch von entscheidender Bedeutung, und es stellt sich verständlicherweise die Frage, ob es zu früh oder zu spät ist, in den Bereich der Energiewende zu investieren. Der langfristige Prozess der Energiewende spielt sowohl bei den konventionellen als auch bei den erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle. Beide sind bei der Gewährleistung von Energiesicherheit, Stabilität und preiswerter Energie entscheidend.

Wir neigen dazu, den Wandel der Dekarbonisierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien vor allem in der Zukunft zu verorten, obwohl sich dieser Wandel auch schon heute im konventionellen Energiesektor vollzieht.


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Wir stehen am Beginn eines Investitionszyklus, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und fast alle Bereiche der Wertschöpfungskette des Energiemarktes betrifft. Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Welt knapp an Energie wird. Die letzten 10 Jahre haben dazu geführt, dass der globale Energiesektor vor wachsenden Herausforderungen steht:

o Verringerung der Kapazitätsreserven durch Unterinvestitionen
o Eine kritische Notwendigkeit zur Dekarbonisierung angesichts des nicht nachhaltigen Emissionspfads
o Zunehmender Bedarf an unabhängiger Energiesicherheit im Zuge der Deglobalisierung
o Eine Beschleunigung des Wachstums der Energienachfrage sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern

Gegenwärtig werden alleine 500 Milliarden Dollar pro Jahr in fossile Brennstoffe investiert. Letztendlich müssen die Investitionen in den Energiewandlungssektor fast das Fünffache des historischen Investitionsvolumens für fossile Brennstoffe betragen. Gleichzeitig müssen die führenden Unternehmen des konventionellen Energiesektors ihre Geschäftsmodelle anpassen und umstellen, um auch in Zukunft eine dominierende Rolle auf dem globalen Energiemarkt spielen zu können.

Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien entsteht jetzt

Nach Angaben von BloombergNEF (BNEF) wird der Markt für erneuerbare Energien in Bereichen wie Wind- und Solarenergie in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um 200 % wachsen. Bis 2030 könnte sich die Erzeugungskapazität für erneuerbare Energien verdreifachen. Wir glauben auch, dass Wasserstoff ein enormes Potenzial hat, nicht nur als Brennstoff, sondern auch als Speicherquelle. Wenn sich dieses Versprechen bewahrheitet, könnte dies immense Auswirkungen auf unsere derzeitige Auffassung von Stromnetzen haben.

Laut dem Global Energy Perspective 2023 Report von McKinsey wird erwartet, dass der Markt von erneuerbaren Energien aufgrund der weltweit steigenden Stromnachfrage bis 2040 um etwa 150 % wachsen wird. Dies ist eine ungewöhnlich starke Wachstumsrate der Nachfrage, die unabhängig von der Energiewende ist. Die wichtigsten Faktoren dabei sind der Pro-Kopf-Energieverbrauch, das Bevölkerungswachstum, die Nutzung von Rechenzentren und die Elektrifizierung von Schlüsselindustrien.

Darüber hinaus beinhaltet die Energiewende eine Verschiebung der Energiedichte. Kohle ist weltweit der größte Emittent. So stammen In Indien derzeit etwa 75 % des gesamten Strommixes aus Kohle, in China sind es etwa 60 %. Würde man jedoch die Kohleverstromung auf erneuerbare Energien umstellen, wären für die gleiche Stromerzeugung 22-mal so hohe Anfangsinvestitionen erforderlich.

Unsere Sicht der Energiewende im Jahr 2024

Auch wenn die Zinssätze und die monetären Bedingungen im Jahr 2024 wahrscheinlich weiterhin eine entscheidende Rolle spielen werden, glauben wir, dass der eigentliche Treiber für bessere Renditen bei Aktien aus dem Bereich der Energiewende eine Verbesserung des zukünftigen Ertragswachstums ist. Im vergangenen Jahr haben die Konsistenz der Erträge und das Übertreffen der Erwartungen die Performance stark beeinflusst, trotz steigender und volatiler Zinssätze.

Unser Ausblick für das Jahr 2024 deutet auf eine wesentlich bessere grundlegende Ertragslage für Aktien aus dem Energiesektor hin, während gleichzeitig die Aussichten für Aktien der konventionellen Energiewirtschaft immer besser werden. Obwohl wir nicht vorhersagen können, wann der zyklische Gegenwind bei den Erträgen, der den Sektor im letzten Jahr beeinträchtigt hat, nachlassen wird, deuten unsere Analysen und Gespräche mit Unternehmen und Branchenteilnehmern auf eine Verbesserung der Erträge im Jahr 2024 und bis ins Jahr 2025 hin.

Wir möchten betonen, dass wir innerhalb des Energiewandlungssektors selektive Bereiche mit Ertragsrisiken sehen, insbesondere im Bereich Wasserstoff, wo sich die Aktivität verlangsamt, und möglicherweise durch externe Faktoren wie die Unterbrechungen der Lieferketten. Im Großen und Ganzen bieten die Ertragsaussichten in Verbindung mit den unserer Meinung nach attraktiven Bewertungen jedoch ein sehr günstiges Umfeld für Anleger. 

Sorgen über einen verpassten Einstieg in die Energiewende sind also nicht angebracht. Wir sind der Meinung, dass das Fenster immer noch weit offen steht.

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