Map-Report: So solvent sind die Lebens- und Krankenversicherer

Foto: Neuhausen/Franke und Bornberg
Michael Frank: "Ob die anstehenden Herausforderungen, sei es auf demografischer, regulatorischer oder zinstechnischer Ebene, von allen Anbietern bewältigt werden können, ist zweifelhaft."

Der Map-Report hat die Lebensversicherer und privaten Krankenversicherer erneut einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime unterzogen. Sowohl die privaten Krankenversicherer als auch die Lebensversicherer hinterließen dabei einen soliden Eindruck bei der Eigenmittelausstattung. Nur noch drei Anbieter erreichten ohne Übergangsmaßnahmen die Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht.

Der Map-Report hat die Lebens- und privaten Krankenversicherer erneut einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime unterzogen. Neben der Größe des Unternehmens und der Marktlage im jeweiligen Segment, wurden von den Analysten auch das individuelle Risikoprofil berücksichtigt.

Sowohl die privaten Krankenversicherer als auch die Lebensversicherer hinterließen dabei einen soliden Eindruck bei der Eigenmittelausstattung. Nur noch drei Anbieter erreichten ohne Übergangsmaßnahmen eine Bedeckungsquote von 100 Prozent nicht. Der Zinswende an den Kapitalmärkten zeigt also Wirkung. Spannend ist aber, dass einige Gesellschaften die Übergangsmaßnahmen dazu nutzen, um ihre Solvenzquoten deutlich aufzuwerten.

Solvenzquoten der Lebensversicherer

So liegt die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote in der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) bei 663,6 Prozent. Im Vergleich zum Jahresende 2022 (711,2 %) ist die Kennzahl um rund 48 Prozentpunkte gesunken.

Hauptgrund sei das seit 2022 gefallene Zinsniveau, schreiben die Analysten des Map-Report. Letztlich habe das wieder zu einer Erhöhung der Solvenzkapitalanforderungen geführt. Zusätzlich nehme der Einfluss der bis zum Jahr 2023 geltenden Übergangsnahmen jedes Jahr etwas ab.


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Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit. Den höchsten Wert verzeichnete laut Map-Report die Signal Iduna a.G. mit einer Quote von 1.317,1 Prozent. Auch die R+V a.G. (1.266,8 %), SV Sparkassenversicherung (1.164,3 %), Münchener Verein (1.113,3 %), Provinzial Rheinland (1.102,7 %), und Süddeutsche (1.059,6 %) notierten über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung. Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen haben laut Map-Report die Bayerische BL (192,8 %), Gothaer (278,5 %) und Öffentliche Oldenburg (305,1 %).

Große Spannbreite dank Übergangshilfen

Wie in den Vorjahren haben die Übergangshilfen den Solvenzquoten der Lebensversicherer deutlichen Auftrieb gegeben, maßgeblich beeinflusst durch die Wirkung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Vielfach betrage der Unterschied zwischen der Basisquote (ohne Hilfsmaßnahmen) und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis mehr als 300 Prozentpunkte, bis hin zu 1.100 Prozentpunkten, so der Map-Report. Marktdurchschnittlich lag die Abweichung bei 342,9 Prozentpunkten. Die größten Auswirkungen hatten die Übergangshilfen bei der Signal Iduna a.G., bei der sich die SCR-Quote mit 1.317,2 Prozent um 1.106,9 Prozentpunkte von der Basisquote (210,3 %) unterscheidet, so die Analysten

Marktweit stiegen die Basis-Quoten geringfügig. In der Berechnung ohne Maßnahmen stieg die Solvenzquote des Marktes von 317,4 im Vorjahr auf 320,8 Prozent. Auch bei dieser Kennzahl zeigte sich eine enorme Streuung der Ergebnisse. Die höchste Quote hatte die Europa mit 893,2 Prozent (2022: 820,5 %), gefolgt von der LVM mit 767,5 Prozent (Vorjahr 745,9 %). Die geringsten Werte verzeichneten die LPV mit 11,7 Prozent, Öffentliche Oldenburg mit 87 Prozent und Cosmos mit 91,7 Prozent.

Lediglich drei Lebensversicherer erreichten zum 31. Dezember 2023 die Bedeckungsquote ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen von 100 Prozent nicht. Bei der erstmaligen Berichterstattung nach Solvency II zum Jahresende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, denen es nicht gelang eine SCR-Bedeckung von 100 Prozent zu erzielen. Aber genau für diese Situation wurden die Hilfsmaßnahmen erarbeitet, um den Gesellschaften den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern.

map-report 934: Solvabilität im Vergleich 2014 bis 2023 Bedeckungsquoten

Auch PKV gut gerüstet

Die privaten Krankenversicherer zeigten sich bei ähnlich breiter Streuung der Ergebnisse wie in der Lebensversicherung durchweg solvent. Die Ergebnisse schwanken zwischen 1.047,3 (UKV) und 192,5 Prozent (Ergo). Die Analyse zeigt, dass die PKV dank der Möglichkeiten der Beitragsanpassungen – anders als in der LV – gut gerüstet ist.

Dadurch wird ein Großteil des Risikos von den Kunden getragen. Insgesamt hat der Markt die SCR-Bedeckung von 521,7 in 2022 auf 527,4 Prozent in 2023 erhöht. Dabei variieren die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen recht deutlich. Von Veränderungsraten wie in der Lebensversicherung ist die PKV aber weit entfernt. Ein sehr hoher Wert in der Krankenversicherung könne auch bedeuten, dass ein Anbieter versuche, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken zu kompensieren, mutmaßen die Analysten des Map-Report.

Acht Jahre für den Umbau

Für den Umbau des Geschäfts gemäß der Solvency II-Vorgaben dürfen die Versicherer zwar Übergangsmaßnahmen nutzen. Diese laufen im Jahr 2032 aus, was die Branche unter Zeitdruck setzt. Acht Jahre erscheinen zunächst als ein vergleichsweise langer Zeitraum. Doch es gilt Milliardenbestände umzuschichten und das braucht Zeit.

„Ob die anstehenden Herausforderungen, sei es auf demografischer, regulatorischer oder zinstechnischer Ebene, von allen Anbietern bewältigt werden können, ist zweifelhaft. Insofern dürfte sich die Konsolidierung vor allem unter den Lebensversicherern weiter beschleunigen“, konstatiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des Map-report.  

Gegenläufige Entwicklungen der Beitragseinnahmen

Neben den Bedeckungsquoten haben sich die Analysten auch die verdienten Beitragseinnahmen vorgenommen. In der Lebensversicherung gingen die verdienten Bruttobeiträge gemäß SFCR-Berichten von 91,4 Milliarden im Jahr 2022 auf 87,73 Milliarden Euro in 2023 zurück. Ein Minus von vier Prozent und das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen Beitragseinnahmen.

Lediglich elf Gesellschaften gelang es die Beitragseinnahmen zu steigern, sechs Anbieter lagen mit bis zu -1 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. Hingegen verloren 60 Versicherer zwischen -1,3 und -42,7 Prozent. Nach der Analyse brachen die Beitragseinnahmen dabei beim öffentlich Sparkassenversicherer SV Sachsen um 42,7 Prozent auf 382,8 Millionen Euro am deutlichsten ein. Ausschlaggebend dafür waren laut SFCR-Bericht der SV Sachsen die geringen Einmalbeiträge.

Dahinter folgen die Ösa mit einem Rückgang von 31,6 Prozent auf 115,7 Millionen Euro, Axa (-28,7 %), Ideal (-25,9 %) und Zurich Deutscher Herold (-23,6 %). Die Rückgänge bei der Axa und Zurich Deutscher Herold basieren vornehmlich auf den Bestandsübertragungen auf die Axa-Tocher Ager Lebensversicherung beziehungsweise Zurich Life Legacy.

Ohne diese Bestandsübertragungen läge der Rückgang bei der Zurich lediglich bei 3,5 Prozent und bei der Axa bei 4,2 Prozent, so der Map-Report. Deutlich zulegen konnten hingegen die noch neue Signal Iduna AG (119,4 %), BL die Bayerische (22,8 %), die Dortmunder (9,0 %) und Swiss Life (5,1 %).

„Der Trend zu Produkten ohne nennenswerte Garantien setzte sich fort und fördert gleichzeitig die Solvabilität. Schließlich werden die Kapitalanforderungen unter Solvency II risikobasiert ermittelt. Sinkt also das Zinsrisiko eines Versicherers, gilt das auch für seinen Kapitalbedarf“, erläutert Reinhard Klages, Verantwortlicher des Map-reports.

Beitragssteigerungen in der PKV

Die privaten Krankenversicherer hingegen haben im Jahr 2023 ihre verdienten Bruttobeiträge um 3,2 Prozent auf 48,4 Milliarden Euro steigern können. Allerdings variieren die Zuwächse auch hier zwischen den einzelnen Marktteilnehmern. Hinzu kommen Einflussfaktoren wie Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung oder auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung. Zudem wirken sich Geburten, Todesfälle und natürlich die oft im Kreuzfeuer der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen aus.

Welche Anteile diese Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer haben, lässt sich den SFCR-Berichten nicht entnehmen, so der Map-Report. Allerdings legte Ottonova als jüngste Gesellschaft ausgehend von einem niedrigen Niveau mit 29,8 Prozent relativ am stärksten zu. Unter dem Top-Dutzend mit über einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen konnten die Hallesche (8,0 %), HanseMerkur (7,8 %), Barmenia (7,2 %), Generali (4,1 %) und Allianz (4,0 %) die Bruttobeiträge relativ am deutlichsten steigern.

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