Von einer Zeitenwende oder einem historischen Umbruch zu sprechen, wäre sicherlich etwas übertrieben. Dafür ist das Segment der Sachwertanlagen für deutsche Privatanleger einfach nicht bedeutend genug. Und doch markiert der Herbst 2025 eine grundlegende Veränderung, die vielleicht eines Tages in der Rückschau als Wendepunkt der Branche angesehen wird: Erstmals weist in der November-Ausgabe von Cash. die traditionelle Marktübersicht der Sachwertanlagen mehr ELTIFs als Publikums-AIFs aus, die sich im vierten Quartal des Jahres in der Platzierung an Privatanleger befinden. Aktuell steht es 32 zu 26 für die EU-Vehikel (siehe Tabelle Seite 3).
Dabei gibt es den ELTIF in seiner heutigen Form erst seit Anfang 2024, nachdem die entsprechende EU-Richtlinie reformiert worden war. Seitdem dürfen diese Fonds das Anlegergeld in fast allen Arten von Sachwerten und Private Markets einschließlich Private Debt (Kreditvergabe) anlegen und grundsätzlich allen Privatanlegern angeboten werden. Inzwischen ist eine Vielzahl solcher Fonds auf den Markt gekommen. Insgesamt 32 ELTIFs von 30 Asset Managern zählte die Redaktion in diesem Jahr zum Herbstanfang (Stand 22. September 2025).
In der Datenbank der EU-Wertpapieraufsicht ESMA finden sich noch weitaus mehr ELTIFs, die in einem Land der EU zugelassen wurden und damit grundsätzlich in allen Mitgliedstaaten angeboten werden dürfen. In der Marktübersicht wurden jedoch nur Fonds berücksichtigt, die gegenüber der ESMA den Vertrieb (auch) in Deutschland gemeldet haben und die sich zudem auf einer deutschen Website des betreffenden Anbieters, von Vertriebspartnern oder -plattformen finden oder deren Vertriebsstart in Deutschland per Pressemitteilung angekündigt wurde. In diesen Fällen ist davon auszugehen, dass sich der Fonds tatsächlich im Vertrieb an deutsche Anleger befindet.
17 der ELTIFs investieren in Private Equity
Dabei dominiert eine Assetklasse deutlich: 17 der ELTIFs investieren in Private Equity, also Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Acht Fonds sind auf Investitionen in Erneuerbare-Energie-Anlagen und andere Infrastruktur ausgerichtet, wobei die Abgrenzung zu Private Equity nicht in jedem Fall eindeutig ist. Fünf der Fonds verfolgen Multi-Asset-Konzepte, jeweils einer kauft Immobilien und vergibt privatwirtschaftliche Kredite (Private Debt).
Letzteres ist für Publikums-AIFs nicht zulässig. Die weiteren Assetklassen der ELTIFs finden sich auch dort, wobei weiterhin eine andere dominiert: Immobilien. Insgesamt sind 26 Publikums-AIF von 21 Asset Managern in der Platzierung. 16 Fonds investieren in Immobilien, davon sechs im Ausland und zehn hierzulande (einschließlich Zweitmarkt). Fünf Fonds sind auf Venture Capital beziehungsweise Private Equity ausgerichtet, die restlichen investieren in anderen oder mehreren Assetklassen.
Dass sich damit ein AIF mehr in der Platzierung befindet als im Vorjahr, ist nicht unbedingt eine gute Nachricht: 14 der AIFs waren auch schon in der Marktübersicht des vergangenen Jahres enthalten. Sie sind also schon mindestens zwölf Monate im Vertrieb. Teilweise entspricht dies den ursprünglichen Planungen, in anderen Fällen wird die lange Platzierungszeit aber auch Ausdruck der – wie vielfach zu hören ist – nach wie vor schwierigen Situation im Vertrieb sein.
AIF-Neuemissions-Aktivitäten weiterhin mau
Die Neuemissions-Aktivitäten jedenfalls sind in diesem Segment weiterhin mau. So hat die Cash.-Redaktion im laufenden Jahr bis Ende September insgesamt lediglich acht Vertriebsstarts von Publikums-AIFs registriert, also im Schnitt weniger als einen pro Monat. Davon war die Hälfte bereits vor dem Jahreswechsel von der Finanzaufsicht BaFin zum Vertrieb zugelassen worden. Die BaFin-Datenbank weist demnach bislang nur vier neue Fonds im Jahr 2025 aus.
Die geringe Anzahl an AIF-Emissionen könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass sich vermehrt auch Häuser aus diesem Segment mit dem Thema ELTIF beschäftigen und dafür Konzeptionskapazität gebunden ist. So finden sich unter den aktuellen ELTIFs vier Fonds von Asset Managern, die bislang nur im AIF-Markt tätig waren. Zwei davon haben jeweils einen ELTIF zusätzlich zu ihrem bisherigen Angebot aufgelegt: Die beiden Private-Equity- beziehungsweise Venture-Capital-Spezialisten Munich Private Equity (MPE) und HMW.















