Branchengipfel Sachwertanlagen / Panel 1: „Der Kapitalbedarf ist riesig“

Jörg Busboom auf dem Cash. Branchengipfel
Foto: Florian Sonntag
Jörg Busboom, Ökorenta: „Die Zinsen sind für uns eigentlich ein Glücksfall.“

Auf dem 13. Cash. Branchengipfel Sachwertanlagen geht es im ersten Panel zu „Märkten und Produkten“ um Erneuerbare Energien, Immobilienfonds-Zweitmarkt und Private Equity. Diskutanten: Jörg Busboom (Ökorenta), Lars Harbig (HTB), Sabine Spohr (Hep) und Nico Auel (RWB). Die O-Töne.

Wie ist die aktuelle Situation in Ihren jeweiligen Zielbranchen?

Busboom: In der Assetklasse der Erneuerbaren Energien sieht es gut aus. Der Bedarf an grünem Strom ist hoch und die Unterstützung durch die Politik groß. Der Kapitalbedarf für den Ausbau erneuerbarer Energien ist riesig. In Bezug auf die Assetbeschaffung hat sich die Situation durch die gestiegenen Fremdkapitalzinsen sogar deutlich verbessert. Die Zinsen sind für uns eigentlich ein Glücksfall. Denn in der Vergangenheit haben die Projektierer in der Regel sehr hoch geleveraged und dann das wenige Eigenkapital oft selber aufgebracht. Viele Projekte sind gar nicht in den Markt gekommen, weil sie dem Eigenbestand zugeführt wurden. Durch die gestiegenen Zinsen und auch das veränderte Verhalten der Banken kann heute hingegen meistens nicht höher als 60 Prozent, in der Spitze vielleicht 65 Prozent gehebelt werden. Da wird der Eigenkapitaleinsatz für die Projektierer zu hoch, und somit wird wieder externes Eigenkapital benötigt. Da wir als Investor das Eigenkapital mitbringen, ist es für uns schon seit Ende letzten Jahres eine gute Situation.

Spohr: Die Assetklasse ist ungebrochen interessant. Laut Jochem Marotzke, Direktor des Max-Planck-Instituts ist das 1,5-Grad-Ziel faktisch gescheitert und nicht mehr zu halten. Nach der aktuellen Nature-Climate-Change Studie wäre das CO2-Kontingent dafür innerhalb von sechs Jahren aufgebraucht. Das heißt, wir müssen erneuerbare Energien in jeglicher Form ausbauen, und das ist eben kein rein deutsches Thema. CO2-Ausstoß macht nicht an der Grenze zu Deutschland Halt. Es ist ein globales Thema. Dementsprechend macht es für Hep auch Sinn, global zu agieren und in die Länder zu gehen, die für Investitionen in Solaranlagen attraktiv sind. Mit dem aktuellen Fonds sind wir aktuell hauptsächlich in den USA investiert. Dort werden derzeit hohe Steuervergünstigungen als Anreiz für einen beschleunigten Ausbau gewährt, die Flächenverfügbarkeit ist hoch und wir haben hohe Einstrahlungswerte. Zudem sind wir nun schon seit einigen Jahren mit Tochterunternehmen vor Ort. Doch wir sehen auch den deutschen Markt weiterhin, oder besser wieder, als sehr chancenreich. Wir sichern uns wieder vermehrt Flächen – vor allem direkt bei den Kommunen. Aber auch bei mittelständischen Firmen und den Ausbau ihrer Dächer sehen wir enormes Potenzial. Zudem sind wir aktuell in Japan dabei ein Projekt anzubinden: Einen alten Golfplatz, der zum Solarpark umgebaut wird. Das Projekt soll im neuen Fonds mit angekauft werden, voraussichtlich noch dieses Jahr.

Auel: Wenn wir uns den gesamten Private-Equity-Markt anschauen, sind sowohl die Anzahl der Transaktionen als auch die Deal-Volumina zurückgegangen. Aufgrund der gestiegenen Zinsen liegen insbesondere im Large-Cap-Segment viele Deals auf Eis, weil hier verstärkt mit Fremdfinanzierung gearbeitet wird und beim Exit oftmals auf den Börsengang gesetzt werden muss. Deutlich besser sieht es im Lower-Mid-Market aus, auf den wir uns bei der RWB fokussieren. Die Fremdkapitalquote ist in diesem Segment, das wir in Deutschland klassisch als Mittelstand bezeichnen würden, deutlich geringer. Zudem bleiben den Private-Equity-Fonds auch im derzeitigen Umfeld mehr Optionen für den Verkauf, etwa an größere Fonds, bei denen gewisser Anlagedruck herrscht, oder auch an strategische Investoren. Das ist der Hauptgrund, warum wir in unseren Produkten weiterhin eine kontinuierliche Deal-Aktivität und stabile Rückflüsse verzeichnen.

Welche Auswirkungen hat die allgemeine Marktentwicklung auf die bestehenden RWB Fonds?

Auel: Gegenüber den guten Vorjahren, insbesondere dem Rekordjahr 2021, sind die Rückflüsse aus erfolgreichen Unternehmensverkäufen ebenso wie die Abrufe für Neuinvestitionen etwas zurückgegangen. In unseren Portfolios haben aber dank unseres Fokus auf das untere und mittlere Marktsegment kontinuierlich Transaktionen stattgefunden und die guten Exits haben dazu geführt, dass wir 2023 in 16 Auszahlungen über 145 Millionen Euro an unsere Anleger auszahlen konnten.

Harbig: Im Zweitmarkt für Immobilienfonds haben wir den Vorteil, dass wir unsere Einkaufskalkulation flexibel anpassen können. Das ist kein starres Modell, sondern wir betrachten bei jedem Fonds durch die Discount-Cashflow-Berechnung, also die Prognose der Zahlungsströme und deren Abzinsung, sämtliche Faktoren. Die wesentlichen sind die Dauer des Mietvertrags und die eventuelle Indexierung, was aktuell aufgrund der höheren Inflation ein sehr spannendes Thema ist, sowie das Thema Finanzierung, also vor allem die Höhe des Zinssatzes, die Zinsbindung und die Tilgung. Die Rendite, die wir benötigen, um auf unsere Zielrenditen zu kommen, haben wir dabei nur geringfügig nach oben angepasst. Auf Anlegerseite sehen wir die eine oder andere Verunsicherung durch die geopolitischen Entwicklungen. Das führt aber auch dazu, dass man aktuell an das eine oder andere Investment herankommt, was in der Vergangenheit tendenziell eher nicht möglich war, weil die Kunden nicht verkauft haben. Aktuell haben wir zwei, drei sehr spannende Investments tätigen können in absoluten Top-Fonds. Da können wir aktuell ganz lukrativ einkaufen.

Im Immobilien-Erstmarkt ist zu hören, dass viele Transaktionen gar nicht zustande kommen, weil die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern zu weit auseinander liegen. Ist das im Zweitmarkt nicht so?

Harbig: Nicht so stark. Wenn ich sagen würde, wir haben diese Thematik überhaupt nicht, wäre das nicht korrekt. Aber das Portfolio-Management investiert sehr viel Zeit, um den Anlegern genau zu erläutern, wie wir zu dem aktuellen Kaufkurs kommen. Da muss man sicherlich auch mal eine Runde mehr drehen, aber in der Regel funktioniert das dann und man kommt schon irgendwo auf einen Nenner. Das war sicherlich vor einem Jahr ein bisschen einfacher.

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