EXKLUSIV

Marktreport Sachwertfonds: ELTIF überholt Publikums-AIF

Der im Februar 2025 gestartete MPE Mid Market Private Equity ELTIF war der erste von der BaFin in Deutschland zugelassene ELTIF. Alle anderen verfügten über eine Zulassung der Finanzaufsicht eines anderen EU-Landes, nahezu ausschließlich in Luxemburg. „Mit unserer deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaft bieten wir Privatanlegern seit 1999 den Zugang zu Private Equity und arbeiten bei der Produktzulassung schon lange gut und konstruktiv mit der BaFin zusammen. Daher legen wir auch den ersten ELTIF in unserem Heimatmarkt auf“, sagte Norman Lemke, Vorstandsvorsitzender von Munich Private Equity, anlässlich des Vertriebsstarts. 

„Mit dem ELTIF können wir unseren Zugang zu den besten Lower-Mid-Market-Managern auch Privatkunden außerhalb Deutschlands anbieten“, so Lemke weiter. Gestartet ist der Fonds zunächst in Österreich, wo MPE eine lange Historie hat, aber zuletzt durch die Regulierung stark eingeschränkt war. Der Fonds ist ähnlich konzipiert wie die bisherigen Dachfonds-AIFs von MPE und wurde zusätzlich an die ELTIF-Vorschriften angepasst. Daneben hat das Unternehmen in Deutschland mit dem global investierenden MPE International 9 weiterhin einen AIF in der Platzierung.

Auch HMW fährt zweigleisig

Zweigleisig fährt auch HMW. Das Unternehmen ist seit vielen Jahren Emissionshaus und Vertrieb der MIG Fonds der MIG Capital AG, die direkt in Beteiligungen an jungen, technologieorientierten Unternehmen in erster Linie im deutschsprachigen Raum investieren. Weiterhin in der Platzierung ist der AIF MIG Fonds 18. Anfang August startete HMW daneben den RockPhant ELTIF 1. Der Fonds unterscheidet sich grundlegend von der MIG-Serie: Er ist als Dachfonds konzipiert und hat keine Mindestanlagesumme. Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) ist nicht MIG Capital, sondern Hansainvest als Service-KVG. HMW fungiert als Fondsberater.

Der RockPhant hat eine Mindesthaltefrist von fünf Jahren. Danach ist die Rückgabe der Anteile grundsätzlich möglich. Damit handelt es sich regulatorisch um einen offenen Fonds. Bei der Zulassung haben sich auch HMW/Hansainvest an die heimische BaFin gehalten. Es sei der erste ELTIF, der in Deutschland als semi-offener Publikums-AIF strukturiert ist, hieß es zum Vertriebsstart. HMW-Vorstand Dr. Matthias Hallweger: „Ohne Mindestanlagesumme, breit gestreut und depotfähig führt RockPhant die Anlageklasse Private Equity in die nächste Dimension. Private Equity für alle. Wir sind stolz darauf, all das mit Hansainvest als starkem Partner an unserer Seite umzusetzen.“

Hansainvest auch Service-KVG bei Hep Solar

Hansainvest ist auch die Service-KVG des ersten ELTIF des Solarspezialisten Hep Solar, in dem Fall mit ihrer Tochtergesellschaft in Luxemburg. Der Hep Solar Invest ELTIF investiert in Photovoltaik- und Speicherprojekte in Europa, Kanada, USA oder Japan. Er hat eine Laufzeit von 99 Jahren und ist damit ein „Evergreen“: Er bleibt also dauerhaft am Markt, eine Beteiligung ist grundsätzlich jederzeit möglich, Rückgaben auch. Die Mindesthaltedauer beträgt 24 Monate bei einer Kündigungsfrist von zwölf Monaten zum Quartal. Mit dem ELTIF will Hep Solar die Emission einzelner Publikums-AIF ablösen.

Nur noch das Vehikel ELTIF hat auch Patrizia derzeit am Markt. Das Unternehmen, das mit Patrizia Grundinvest bislang zu den führenden Anbietern von Immobilien-AIFs zählte, hat im Januar mit Universal Investment Luxemburg als Service-KVG den Patrizia Infrastructure Invest und damit seinen ersten Publikums-ELTIF auf den Markt gebracht. Zum Start hatte Patrizia Grundinvest angekündigt, weiterhin auch Immobilien-AIFs auflegen zu wollen. Aktuell hat das Unternehmen jedoch keinen weiteren Fonds im Angebot.

Neuer bedeutender Akteur im AIF-Segment

Dass der Publikums-AIF als Verpackung für Sachwerte vielleicht ausgedient haben könnte, ist indes keineswegs ausgemachte Sache. So ist Ende April ein bedeutender Akteur neu in das AIF-Segment gestartet: Pangaea Life Capital Partners, Tochter der Pangaea Life aus dem Versicherungskonzern Die Bayerische. Über den Pangaea Life Institutional Co-Invest US Residential investieren Privatanleger gemeinsam mit institutionellen Geldgebern in Wohnimmobilien im US-Sunbelt. Service-KVG ist auch bei diesem Fonds Hansainvest.

Andere setzen ebenfalls weiterhin auf das Vehikel AIF. „Wir bleiben unserer Strategie treu und planen aktuell keinen ELTIF“, sagte etwa Gordon Grundler, Vorstand der Primus Valor AG, unlängst im Cash.-Interview (siehe Ausgabe 6/2025). „AIFs bieten hohe Transparenz, regulatorische Sicherheit und eine professionelle Verwaltung. Anleger profitieren von klar definierten Investitionsstrategien, einer aktiven Objektentwicklung und einer gezielten Risikostreuung. Gleichzeitig ermöglichen AIFs Investitionen in reale Vermögenswerte wie Immobilien – mit attraktiven Renditechancen“, so Grundler weiter.

Rückgaberecht kann Herausforderung sein

ELTIFs hingegen stehen, sofern sie Anteilsrückgaben zulassen, vor der Herausforderung, dass sie entsprechende Liquidität dafür vorhalten müssen, die dann nicht für den eigentlichen Investitionszweck zur Verfügung steht. Trotzdem besteht das generelle Risiko, dass die Rückgabewünsche nicht oder nicht vollständig bedient werden können, wenn zu viele Investoren gleichzeitig kündigen und das Kapital in den Sachwerten gebunden ist. Dann sind in schlechten Marktphasen, in denen am ehesten eine Rückgabewelle zu erwarten ist, unter Umständen Notverkäufe von Fondsobjekten zur Unzeit und mit entsprechenden Verlusten erforderlich, die dann auch die verbleibenden Anleger mittragen müssen. 

Auch wenn es vielfach als Nachteil empfunden wird, dass bei geschlossenen AIFs die Möglichkeit einer ordentlichen Kündigung nicht zulässig ist und sie damit eine lange Laufzeit haben: Dies kann die Anleger durchaus auch schützen – kündigungswillige vor sich selbst, die anderen vor den kündigungswilligen.

Wie das Rennen zwischen AIF und ELTIF in den nächsten Jahren weitergeht, bleibt also abzuwarten. In Bezug auf die Anzahl der Fonds haben ELTIFs indes einen erheblichen Startvorteil: Sie sind vielfach als „Evergreens“ konzipiert und stehen meistens dauerhaft zur Zeichnung offen. Das heißt: Einmal aufgelegt, kann der Fonds praktisch ewig am Markt bleiben und wird – sofern Cash. die Systematik nicht anpasst – jedes Jahr in der Marktübersicht stehen.

Klassische geschlossene Immobilienfonds weiter beliebt

Ein AIF hingegen ist regelmäßig auf ein konkretes Objekt, ein maximales Volumen oder einen bestimmten Platzierungszeitraum beschränkt. So wurden drei der acht AIFs, die seit Anfang 2025 in den aktiven Vertrieb gegangen sind, bereits voll platziert und stehen nicht mehr zur Verfügung: ILG-Fonds Nr. 44, Hahn Pluswertfonds 182 und Immac Renditefonds 130. Die drei Fonds haben zwei Dinge gemeinsam: Die Investitionsobjekte waren schon vor dem Vertriebsstart bekannt (ein Edeka-Center, fünf Kaufland-Lebensmittelmärkte beziehungsweise eine Pflegeklinik) und alle drei Anbieter sind seit vielen Jahren erfolgreiche Spezialisten in der jeweiligen Assetklasse. Solche klassischen geschlossenen Immobilienfonds erfreuen sich offenkundig weiterhin großer Beliebtheit bei Vertrieb und Kunden.

Deshalb sind diese Fonds indes nicht in der Marktübersicht. ILG hat im Sommer mit dem Fonds Nr. 45 nachgelegt. Auch Hahn hatte einen weiteren Fonds für das dritte Quartal angekündigt, der zum Stichtag aber noch nicht auf dem Markt war. So ist die Cash.-Marktübersicht stets nur eine Momentaufnahme, die AIFs tendenziell umso schlechter aussehen lässt, je erfolgreicher sie im Vertrieb sind. Oder anders ausgedrückt: Bei den Publikums-AIFs ist es ein ständiges Kommen und Gehen. Bei den meisten ELTIFs hingegen heißt es: Kommen und Bleiben.

Dieser Artikel stammt aus Cash. Ausgabe 11/2025.

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