Morgan Stanley soll drei Gutachter im Rahmen der Neubewertung des offenen Immobilienfonds „P2 Value“ ausgewechselt haben, nachdem sie den Brüsseler Büroturm Blue Tower um 6,55 Millionen Euro auf 102 Millionen Euro abwerten wollten. Das berichtet die Tageszeitung „Die Welt“ in ihrer heutigen Ausgabe.
Die neu eingesetzten Sachverständigen hätten die Immobilie nur noch mit einem Abschlag von 50.000 Euro bewertet, so die Tageszeitung. Nun beschäftigt sich laut Artikel die BaFin mit dem Vorgehen von Morgan Stanley. Es handele sich um einen einmaligen Vorgang in der 50-jährigen Geschichte der offenen Immobilienfonds, so die Zeitung.
Laut Walter Klug, Geschäftsführer von Morgan Stanley Real Estate Investment, wurden die Sachverständigen im April 2009 indes nur abgesetzt, weil sie nicht die notwendige Unabhängigkeit besessen hätten. Sie sollen mit dem Maklerhaus NAI Apollo kooperieren. Das Investmentgesetz habe keine andere Möglichkeit gelassen als so zu reagieren, so Klug.
Gutachterwechsel nur noch mit BaFin-Zustimmung?
Marktbeobachter reagierten auf die Absetzung der Gutachter mit Unverständnis. Dr. Gernot Archner, Geschäftsführer des Bundesverbands der Immobilien-Investment-Sachverständigen, schlägt für die Zukunft eine BaFin-Lösung vor.“Die vorzeitige Abberufung eines kompletten Sachverständigenausschusses sollte zum Schutze der Anleger künftig nur nach Anhörung der betroffenen Sachverständigen durch die BaFin und mit ausdrücklicher BaFin-Genehmigung statthaft sein“, so der Experte.
Gestern teilte Morgan Stanley mit, keine Anteile des Fonds P2 Value mehr zu verkaufen, nachdem im Oktober vergangenen Jahres bereits die Rücknahme der Anteile ausgesetzt wurde. Grund: Eine Neubewertung des Portfolios habe „signifikante Abwertungen“ ergeben (cash-online berichtete hier). Wie hoch diese genau sind und wann die endgültigen Ergebnisse veröffentlicht werden, teilte Klug gegenüber cash-online nicht mit.
Haben die anderen Fonds auch Abwertungsbedarf?
Ob die erwarteten hohen Abwertungen auch Auswirkungen auf die anderen im Markt erhältlichen Fonds haben, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass der P2 Value erst im November 2005 aufgelegt wurde und die Fondsobjekte insbesondere zu Zeiten überhitzter Immobilienmärkte einkaufte. Daher könnte der Abwertungsbedarf höher sein als bei anderen offenen Immobilienfonds, schätzen Insider.
BVI warnt vor Verallgemeinerung
Der Branchenverband BVI warnt heute laut „Financial Times Deutschland“ (FTD) vor einer Verallgemeinerung. Abschreibungen dieser Art seien bei anderen Fonds nicht zu befürchten so ein BVI-Sprecher gegenüber der FTD. (mo)