PKV unter Druck: Assekurata-Analyse zeigt Ursachen steigender Beiträge

Foto: Assekurata
Abdulkadir Cebi (Bereichsleiter Assekurata Assekuranz Rating-Agentur

Die private Krankenversicherung steht unter wachsendem Kostendruck. Eine Analyse von Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter bei Assekurata, zeigt: Medizinischer Fortschritt, Demografie und Preissteigerungen treiben die Ausgaben in die Höhe: Die Folgen für Beiträge und Rückstellungen sind deutlich.

Die private Krankenversicherung (PKV) sieht sich mit steigenden Leistungsausgaben konfrontiert. Fortschritte in der Medizin, eine alternde Bevölkerung und höhere Preise im Gesundheitswesen sorgen dafür, dass die Kosten Jahr für Jahr wachsen. Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter bei Assekurata, ordnet die Entwicklungen ein: „Für die Unternehmen geht es darum, ihre finanzielle Stabilität dauerhaft zu sichern und zugleich das Vertrauen ihrer Versicherten zu erhalten, auch wenn Beitragsanpassungen unvermeidlich sind.“

Bereits der Jahreswechsel 2024/2025 machte den Kostendruck deutlich, so Cebi. Rund zwei Drittel der PKV-Versicherten waren von Beitragsanpassungen betroffen. Im Durchschnitt stiegen die Prämien um 12,5 Prozent, in einzelnen Tarifen sogar um bis zu 30 Prozent. Haupttreiber sind steigende Ausgaben nach der Corona-Pandemie, mehr stationäre Behandlungen und die allgemeine Inflation. Während die jährliche Kostensteigerung vor der Pandemie bei rund fünf Prozent lag, erreichte sie 2023 bereits neun Prozent und lag 2024 erneut darüber.

Rückstellungen geraten unter Druck

Um Beitragsanpassungen abzufedern, nutzen nach Angaben des Assekurata-Experten Versicherer Rückstellungen für Beitragsanpassungen (RfB). Diese Reserven entstehen aus Überschüssen im Versicherungsgeschäft und in der Kapitalanlage. Ihre Stärke wird über die RfB-Quote gemessen, die 2023 im Schnitt bei 34,5 Prozent lag und 2024 auf etwa 30 Prozent gesunken ist. Und der Trend zeigt weiter nach unten. Unterschiede zwischen den Anbietern sind dabei erheblich: Manche verfügen über Quoten knapp oberhalb von zehn Prozent, andere über mehr als 70 Prozent.


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Cebi erläutert, dass die RfB-Quote nicht nur von Zu- und Abflüssen abhängt, sondern auch vom Verhältnis zu den Beitragseinnahmen: „Werden Rückstellungen entnommen, sinkt das Niveau zunächst, bevor neue Zuführungen es wieder anheben können. Bleiben die Zuführungen hinter den Entnahmen zurück, sinken die Mittel entsprechend.“ Da steigende Beitragseinnahmen den Nenner vergrößern, kann die Quote zusätzlich fallen.

Bedeutung unabhängiger Bewertungen

Für Versicherte seien diese Mechanismen nur schwer durchschaubar. Kennzahlen wie Rohergebnis- oder Überschussverwendungsquote zeigen zwar, wie viel aus den laufenden Geschäften übrig bleibt und an Kunden zurückgeführt wird, doch ihre Interpretation ist komplex. Cebi betont deshalb die Rolle unabhängiger Ratings: „Sie verdichten komplexe Finanzstrukturen zu einem klaren Urteil darüber, wie robust und zukunftsfähig ein Anbieter ist, und bieten Versicherten Orientierung in einem Markt, der für viele nur schwer durchschaubar ist.“

Da PKV-Verträge langfristig angelegt sind und versicherungsmathematisch nach Art der Lebensversicherung kalkuliert werden, schreibt der Gesetzgeber vor, dass 80 Prozent der Überschüsse an die Versicherten zurückfließen müssen. Viele Anbieter gehen darüber hinaus. Entscheidend bleibt jedoch die Entwicklung der Rückstellungen über die Zeit.

Dauerhafte Herausforderung

Cebi macht deutlich, dass steigende Leistungsausgaben keine kurzfristige Erscheinung sind. Vielmehr bleibt es eine zentrale Herausforderung, die Balance zwischen stabilen Beiträgen und einer soliden Finanzlage zu wahren. Unabhängige Bewertungen leisten dabei einen Beitrag, Transparenz zu schaffen und das Vertrauen der Versicherten in ein System zu stärken, das auf langfristige Stabilität ausgelegt ist.

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