Aktienkurse auf Rekordhöhe und enge Credit Spreads prägen derzeit das Bild an den Finanzmärkten. Für Anne Greenwood, Institutional Anleihe-Portfolio-Managerin bei RBC BlueBay Asset Management, sind diese Entwicklungen Ausdruck einer anhaltenden Rallye – wenn auch auf fragiler Basis. Sie betont, dass aktuelle Störfaktoren wie die Insolvenz des US-Autokreditgebers Tricolor oder Betrugsvorwürfe gegen zwei Regionalbanken „nicht systemisch“ seien.
Dennoch beobachtet Greenwood die Situation aufmerksam. Besonders im Bereich der Hochzinsanleihen mit niedriger Bonität, bei Leveraged Loans und im Private-Credit-Segment könne es zu weiteren Spannungen kommen. Auch politische Unsicherheiten, neue Zölle und der anhaltende Stillstand der US-Regierung könnten kurzfristig für Volatilität sorgen.
Unterschiede im Hochzinssegment
Bei US-Hochzinsanleihen zeigen sich laut Greenwood deutliche Unterschiede in den Bonitätsstufen. Während Anleihen mit einem CCC-Rating erste Schwächen aufweisen, etwa bei den Zinsdeckungsquoten, bleiben Titel mit BB- und B-Rating stabil oder verbessern sich sogar. „Das bestätigt unsere Einschätzung, dass sich die Fundamentaldaten für den US-Hochzins- und Investment-Grade-Markt weiterhin positiv entwickeln. Nur im Segment mit der niedrigsten Bonität raten wir zur Vorsicht“, so Greenwood.
Im Markt für Leveraged Loans sieht RBC BlueBay hingegen zunehmende Risiken. Die Ausfallraten in diesem Segment lagen in den vergangenen zwölf Monaten über jenen von Hochzinsanleihen. Greenwood rechnet damit, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Private Credit und BDCs im Blick
Auch das Segment des Private Credit steht im Fokus. Hier nimmt die Besorgnis über Business Development Companies (BDCs) zu, die kleinen und mittelgroßen Unternehmen Kapital bereitstellen. Greenwood ordnet ein: Private Credit umfasse ein breites Spektrum an Strukturen. Risiken erkennt sie vor allem im Direktkreditgeschäft des mittleren Marktsegments und bei BDCs, weniger im klassischen Hochzinsbereich.
Ein Warnsignal sieht sie in der zunehmenden Nutzung von Payment-in-Kind-Finanzierungen (PIK) innerhalb dieser Vehikel. „Dies könnte darauf hindeuten, dass zugrunde liegende Unternehmen nicht in der Lage sind, Einnahmen zu generieren und Zinskosten zu decken“, erklärt Greenwood. Hinzu komme, dass trotz starker Gewinne und hohen Umsatzwachstums viele Unternehmen mit negativer Gewinnmarge arbeiten – ein Hinweis darauf, dass Erträge bislang nicht in ausreichende Cashflows zur Schuldentilgung umgewandelt werden.
 
                


 
													 
										








