Das Neugeschäft mit fondsgebundenen Lebens- (FLV) und Rentenversicherungen (FRV) in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2006 um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Ohne den die hohe Nachfragen bei fondsgebundenen Riester- und Basis-Rentenprodukten hätte der Rückgang sogar bei 28,7 Prozent gelegen. Das zeigt das aktuelle ?FLV Update? von Tillinghast, einem von drei Geschäftsbereichen der Unternehmensberatung Towers Perrin.
?Insbesondere die fondsgebundene Lebensversicherung verliert immer weiter an Bedeutung?, erklärt Marcel Schmitz, Principal und zuständig für den Bereich LV-Produktentwicklung bei Tillinghast. Ihr Rückgang um 81,3 Prozent zeige nochmals, wie stark die Reduzierung der Steuervorteile für Kapitallebensversicherungen den Markt verändert habe. Zugleich sei es den Versicherern aber gelungen, die entstandene Lücke mit innovativen Rentenprodukten zu füllen: Durch den Boom bei Riester- und Basis-Renten wurden 28 Prozent mehr FRV-Produkte verkauft. Der Anteil von Riester- und Basis-Renten am FRV-Geschäft ist dabei seit dem ersten Halbjahr 2005 von rund sieben Prozent auf 32 Prozent gestiegen.
Rentenversicherungen nach dem Riester- und Basis-Prinzip haben vor allem im ersten Quartal 2006 noch von Überhangeffekten aus 2005 profitiert, dem letzten Jahr vor der Einführung der Unisex-Tarife. Dennoch stiegen die Neugeschäftszahlen auch im zweiten Quartal kräftig gegenüber der Vorjahresperiode an.Der Absatz von Riester-Renten stieg im ersten Halbjahr 2006 auf fast das Sechsfache (492,6 Prozent). Dabei legte der Anteil der fondsgebundenen Produkte sogar um 794,3 Prozent zu. ?Somit sind die Riester-Produkte vier Jahre nach ihrer Einführung nun doch noch zu Verkaufsschlagern avanciert?, sagt Dr. Mohammad Majidi, Consultant bei Tillinghast und Autor des FLV-Updates.
Die wichtigsten Gründe dafür sieht Tillinghast in der Vereinfachung des Produktes durch den Gesetzgeber sowie in der Veränderung der Provisionssysteme, die bei zahlreichen Anbietern durchgeführt wurde. Hinzu kommt, dass sich Riester-Produkte auch nach dem ?Schlussverkaufsjahr 2005? für die männlichen Versicherungsnehmer nicht signifikant verteuert haben und deshalb immer noch attraktiv sind. Dies belegt die Tatsache, dass im ersten Halbjahr 2006 jede zweite Riester-Police an einen Mann verkauft wurde.
Die Basis-Rente hat im Vergleich zur Riester-Rente wieder etwas an Boden verloren, dennoch verbuchten die Versicherer einen Zuwachs im Neugeschäft um 112,9 Prozent beziehungsweise um 199,4 Prozent im Sektor der fondsgebundenen Produkte. Die fondsgebundenen Riester-Produkte konnten ihren Marktanteil an allen Riester-Produkten von 30 Prozent (1. Halbjahr 2005) auf nunmehr rund 46 Prozent erhöhen. Bei Basis-Renten ist der Marktanteil der fondsgebundenen Produkte im gleichen Zeitraum von 39 Prozent auf rund 55 Prozent gestiegen. Somit ist fast jede zweite verkaufte Riester- und Basis-Police ein fondsgebundenes Produkt. Der Trend hin zu fondsgebundenen Produkten liegt einerseits an dem niedrigen Rechnungszins für konventionelle Produkte, der Anfang 2007 erneut abgesenkt wird. Andererseits macht der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten die fondsgebundenen Produkte immer attraktiver.
Tillinghast erwartet für das Gesamtjahr 2006, dass das FLV-Neugeschäft wie bereits im ersten Halbjahr etwas unter dem Vorjahresniveau bleibt. Aufgrund der geplanten Rechnungszinssenkung erwartet Tillinghast mittelfristig nochmals einen Anstieg beim Absatz fondsgebundener Produkte. Darüber hinaus dürfte der Wettbewerb zwischen den Anbietern aufgrund der immer weiteren Produktflexibilisierungen zunehmen. Dabei werden verschiedene Formen von Garantien immer wichtiger, weil die fondsgebundenen Produkte die konventionellen zunehmend ersetzen werden. Zahlreiche Produktinnovationen im ersten Halbjahr 2006 bestätigen diesen Trend, resümiert Tillinghast
Die im dreizehnten Jahr durchgeführte Studie untersucht die Gesamtentwicklung der fondsgebundenen Lebensversicherungen (FLV) und fondsgebundenen Rentenversicherungen (FRV) inklusive der Riester- und Basis-Rentenprodukte.