Studie: Berichterstattung prägt Wahrnehmung von Generationenkonflikten

Generations im digitalen Medienkonsum
Foto: ChatGPT
Die Studie verdeutlicht, dass mediale Stereotype spürbare Auswirkungen haben.

Medienberichte und Social Media prägen maßgeblich das Bild vom Generationenkonflikt – oft stärker, als reale Erfahrungen es hergeben.

Talkshows, Schlagzeilen und digitale Plattformen zeichnen häufig ein Bild von Generationen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Laut der aktuellen Generationenstudie „Konsens oder Konflikt – wie verstehen sich Generationen?“ des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) beeinflussen Medien die Wahrnehmung dieser Spannungen erheblich. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass Berichterstattung und Social Media maßgeblich prägen, wie Generationenkonflikte wahrgenommen werden. Besonders digitale Plattformen verstärken bestehende Vorurteile und schaffen ein verzerrtes Bild.

Tatsächlich erleben nur wenige Menschen im Alltag echte Spannungen zwischen Jung und Alt. Dennoch sind stereotype Zuschreibungen wie der „unbelehrbare Boomer“ oder die „anspruchsvolle Gen Z“ weit verbreitet. Laut Studie berichten 74 Prozent der Befragten von positiven Erfahrungen im Austausch zwischen den Generationen – vor allem in Familie und Beruf.

„Medien lieben den Konflikt – aber er entspricht nicht der Realität“, betont Isabelle von Roth, Leiterin Strategische Kommunikation des DIA. „Je stärker sich Schlagzeilen auf Gegensätze konzentrieren, desto weniger sichtbar werden die alltäglichen Momente von Verständnis, Respekt und Zusammenhalt.“


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Mit der zunehmenden Digitalisierung verschärfen sich die Wahrnehmungsverzerrungen. Algorithmen filtern Inhalte so, dass sie bestehende Ansichten bestätigen. „Algorithmen sorgen dafür, dass wir nur noch bestätigt werden – Verständigung bleibt auf der Strecke“, warnt der Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas. „Je öfter ich suche, desto stärker erhalte ich Inhalte, die meine Sicht stützen. Das lässt Gegensätze größer erscheinen, als sie tatsächlich sind.“

Maas sieht darin ein tieferliegendes gesellschaftliches Problem. Viele Menschen orientieren sich an jüngeren Altersgruppen, während ältere kaum noch Beachtung finden. „Wir schauen als Gesellschaft immer nach unten. Ein 50-Jähriger fühlt sich wie ein 40-Jähriger und interessiert sich kaum dafür, was ein 70-Jähriger denkt oder erlebt. In den Medien ist das ähnlich: Junge Themen dominieren, während ältere Generationen kaum noch vorkommen.“

Die Studie verdeutlicht, dass mediale Stereotype spürbare Auswirkungen haben. Rund 40 Prozent der unter 30-Jährigen und 35 Prozent der über 60-Jährigen fühlen sich in Medien nicht realistisch dargestellt. Besonders ältere Befragte empfinden sich zunehmend als „unsichtbar“. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Logik sozialer Plattformen, in denen Sichtbarkeit von Klickzahlen abhängt. Die Mehrheit der Befragten wünscht sich daher eine differenziertere Berichterstattung, die den Austausch zwischen den Generationen stärker betont und Gemeinsamkeiten sichtbar macht.

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