Laut Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, haben Investoren im ersten Quartal 2025 verstärkt Positionen in dividendenstarken Unternehmen, Small und Mid Caps sowie Aktien außerhalb der USA aufgebaut. Braun sieht hierin ein Signal für eine tiefergehende Marktrotation: „In einem Umfeld anhaltender Unsicherheit über Handel, Inflation und Zinsen könnten sich gerade jetzt vielfältige Einstiegsmöglichkeiten bieten“, betont der Experte.
US-Aktien: Stabiler Ausgangspunkt trotz Gegenwind
Trotz der jüngsten Rücksetzer bei den „Magnificent 7“, die im ersten Quartal im Schnitt rund 16 Prozent verloren hätten, seien die fundamentalen Voraussetzungen für US-Aktien weiterhin attraktiv. Langfristige Treiber wie hohe Produktivität, starke Gewinnentwicklung und innovationsgetriebene Geschäftsmodelle blieben intakt. Auch neue Champions wie Costco oder Plattformanbieter im Mobilitäts- und Reisesegment würden zunehmend an Bedeutung gewinnen. „Unternehmen, die sich anpassen und strukturelle Veränderungen nutzen können, haben die besten Chancen auf nachhaltigen Erfolg“, so Braun.
Europa: Politischer Rückenwind und strukturelle Neubewertung
In Europa habe der Strategiewechsel hin zu sicherheits- und binnenwirtschaftlich getriebenem Wachstum den Aktienmärkten zusätzlichen Schub gegeben. Insbesondere Industriewerte hätten von steigenden Verteidigungsausgaben profitiert, während Finanzwerte durch das Zinsumfeld und Bewertungsaufschläge Rückenwind bekommen hätten. Deutschland spiele hierbei mit einem neuen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket eine zentrale Rolle. Gleichzeitig bleibe die Marktstruktur in Europa weniger konzentriert als in den USA, was laut Braun „bottom-up-orientierten Investoren attraktive Spielräume eröffnet“. Auch Unternehmen in den Bereichen Dekarbonisierung und grüne Technologien seien gut aufgestellt.
China: Politisches Signal stärkt Innovationsführer
Trotz des belastenden Zollumfelds sende China laut Braun aktuell positive Signale. Die Regierung unter Präsident Xi habe sich jüngst offen zum Unternehmertum bekannt und Innovationsunternehmen öffentlich gestärkt. „Dies ist ein Schritt, der vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre“, erläutert Braun. „Davon profitieren insbesondere technologiegetriebene und binnenorientierte Geschäftsmodelle. Während externe Handelsrisiken weiter bestehen, könnten gezielte Stimulusmaßnahmen die Binnenkonjunktur stützen.“ Braun sieht speziell Chancen im Bereich Dienstleistungen. Vor allem Reise- und Gaming-Unternehmen könnten sich in diesem Umfeld als vergleichsweise robust erweisen.
Fazit: Chancen durch selektive Diversifikation
Braun sieht im aktuellen Umfeld eine seltene Gelegenheit für langfristig orientierte Anleger. Die Kombination aus politischem Wandel, sektoraler Rotation und einer Neubewertung außerhalb von US-Tech schaffe Raum für selektive Engagements. „Es könnte das beste Umfeld seit Jahren sein, um echte Werte jenseits der bekannten Pfade zu entdecken“, resümiert der Experte.