Verbraucherschützer: „Provisionen in der Finanzberatung sind ein Problem“

In Brüssel wird über ein EU-weites Provisionsverbot diskutiert.
Foto: PantherMedia/artjazz
In Brüssel wird über ein EU-weites Provisionsverbot diskutiert.

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg schießt in einer Stellungnahme scharf gegen Provisionen in der Finanzberatung. Es würden Fehlanreize gesetzt und keine bedarfsgerechte Beratung angeboten.

„Die uns in unserer Beratung vorgelegten Fälle bestätigen, dass der Verkauf vorbei am Verbraucherbedarf die Regel ist“, so heißt es von Seiten der Verbraucherzentrale. Den Grund dafür haben die Verbraucherschützer gefunden: Es sind Provisionen. Diese werden als Fehlanreiz bezeichnet, die dazu führten, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern keine bedarfsgerechte Beratung erhalten. Dass die Europäische Kommission im Mai einen Vorschlag zum Verbot von Provisionen in der Finanzberatung vorlegen wird, begrüßt die Verbraucherzentrale ausdrücklich. Nun scheint endlich eine politische Lösung in Sicht zu sein.

In Ihrem Statement schert die Verbraucherzentrale alle Finanzberater über einen Kamm und bezeichnet diese stets als „sogenannte Finanzberater“, was wahrscheinlich implizieren soll, dass eine wirkliche Beratung nie stattfindet.

Mit folgender Argumentation: „Wenn die sogenannten Beraterinnen und Berater bei Finanzinstituten wie etwa Banken arbeiten, dann vertreten sie die Interessen ihres Arbeitgebers. Ihr Arbeitgeber will durch die Anlage Geld verdienen und motiviert die Finanzberater deshalb, möglichst teure Anlageprodukte zu verkaufen. Dazu sind die Verkäufer:innen auch bestens geschult. Sie werden gezielt in Methoden der Verkaufspsychologie  ausgebildet und wenden diese an. Mindestens ihre Karriere hängt vom Vertriebserfolg ab, zum Teil werden aber auch Boni gezahlt ja nach Provisionsergebnis. Daneben gibt es auch viele Versicherungsvermittler oder vermeintlich unabhängige Finanzberater und Strukturvertriebe, die ebenfalls Produkte gegen Vertriebsprovisionen auf eigene Rechnung oder für andere Finanzinstitute vermitteln und deren Einkommen direkt oder indirekt von der Höhe der Provisionen aus der Vermittlung abhängen.“

Deshalb würden den Verbrauchern heute zum Beispiel zur Altersvorsorge in erster Linie private Rentenversicherungen verkauft. Da würde die höchste Provision bezahlt, während ein simpler ETF Sparplan so günstig ist, dass kein Anreiz für die Vermittler besteht, diesen zu empfehlen. ETFs sind aber nicht selten auch eine gute und bedarfsgerechte Wahl für Verbraucher, gerade zur Altersvorsorge.

Kleinanleger können sich dann keine Beratung mehr leisten

Das Argument, Kleinanleger könnten sich keine Beratung mehr leisten, wenn Provisionen verboten wären, sieht die Verbraucherzentrale als Scheinargument. „Denn das, was Kleinanlegern heute vorgeblich kostenlos angeboten wird, hat mit einer Beratung nichts zu tun. Was angeboten wird, sind standardisierte Verkaufsgespräche: Verkauft wird nur was Provision bringt. Kleinanleger bezahlen heute über versteckte Kosten und offene Provisionen bereits ein Vielfaches dessen, was angesichts des überschaubaren Beratungsaufwands überhaupt notwendig wäre. Typischerweise bezahlen sie 2.000 Euro für den Abschluss einer Riester Rente. Für ein Verkaufsgespräch, das kaum länger als 30 Minuten dauert, den Smalltalk eingeschlossen.“

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