Nach zwei verlustreichen Jahren zeichnet sich für die deutschen Kfz-Versicherer eine Trendwende ab. „Die deutschen Kraftfahrterstversicherer sind auf einem guten Weg, ihre Profitabilität zurückzugewinnen“, sagte Thorsten Steinmann, Deutschlandchef der Hannover Rück, beim Branchentreffen in Baden-Baden. Der Rückversicherer erwartet, dass die Anbieter im kommenden Jahr wieder Gewinne erzielen können – vorausgesetzt, die Prämien steigen weiter.
Hintergrund der vorsichtigen Zuversicht sind die bislang milliardenschweren Verluste der Branche. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gaben die Anbieter in den vergangenen zwei Jahren fast fünf Milliarden Euro mehr für Schäden, Verwaltung und Vertrieb aus, als sie einnahmen. Viele Versicherer reagierten mit deutlichen Preiserhöhungen, konnten damit jedoch 2024 die steigenden Kosten noch nicht vollständig ausgleichen.
Schadendruck bleibt hoch
Die größten Belastungsfaktoren bleiben Ersatzteile und Werkstattkosten. Diese verteuern sich seit Jahren deutlich stärker als die allgemeine Inflation. „Während der Verbraucherpreisindex seit 2015 um rund 30 Prozent zugenommen hat, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um über 80 Prozent“, betont GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der Preisdruck bleibe daher auch bei einer leichten Entspannung der Schadensbilanz bestehen.
Die Hannover Rück geht dennoch davon aus, dass die deutschen Kfz-Versicherer 2024 erstmals seit Jahren wieder einen versicherungstechnischen Gewinn verbuchen können. Der Rückversicherer hat als größter Anbieter für den deutschen Markt einen breiten Einblick in die Preisgestaltung von Unternehmen wie Allianz und Huk Coburg.
Tarifgespräche in Baden-Baden
Beim jährlichen Branchentreffen in Baden-Baden verhandeln Rückversicherer wie Hannover Rück, Munich Re und Swiss Re mit Erstversicherern über die Konditionen für das kommende Jahr. Für die Kfz-Sparte gilt der Austausch als wichtiger Gradmesser für die weitere Preisentwicklung.
Laut Hannover Rück müssen die Erstversicherer „weitere gezielte Preiserhöhungen“ vornehmen, um die Rentabilität zu sichern. Anders als Vergleichsportale, die vor allem die Tarife für Neukunden betrachten, analysiert der Rückversicherer auch die Konditionen für Bestandskunden. Damit bietet er einen umfassenderen Blick auf die Ertragssituation im Markt.
Perspektive für 2025
Auch GDV-Chef Asmussen rechnet mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Er erwartet – wie die Hannover Rück – eine nachhaltige Verbesserung der Ergebnisse, mahnt aber zu Zurückhaltung bei Prognosen. Trotz aller Fortschritte bleibe der Kostendruck in der Kfz-Versicherung „erheblich“.
Die Branche stehe daher vor einer Gratwanderung zwischen Preisstabilität und Kundenakzeptanz. Für 2025 dürfte die Kfz-Versicherung in Deutschland zwar wieder profitabel werden – jedoch ohne Entlastung für die Versicherten. (dpa-AFX)