Die Goldpreise stehen erneut unter Druck, da die Märkte den erklärten Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel vorsichtig begrüßen. Der Preis für XAU/USD ist unter seinen 20-Tage-Durchschnitt gefallen, einen wichtigen technischen Indikator, der eine Abkehr von sicheren Anlagen hin zu risikoreicheren Optionen wie Aktien widerspiegelt. Der Relative Strength Index (RSI) ist ebenfalls zum ersten Mal seit Mitte Mai, als Gold eine tiefere Korrektur auf 3.120 US-Dollar verzeichnete, unter 50 gefallen.
Trotz des Rückgangs scheint die Bewegung relativ kontrolliert zu sein. Die langfristigen Fundamentaldaten, die Gold stützen, bleiben intakt, auch wenn technische Händler nun die Marke von 3.330 USD als wichtige Unterstützungszone im Blick haben. Ein entscheidender Rückgang unter diese Schwelle könnte einen stärkeren Rückgang und eine Veränderung der Marktstimmung signalisieren.
Die Reaktion des breiteren Marktes auf die jüngsten Militäraktionen des Iran war überraschend verhalten. Der Angriff, der sich gegen eine US-Militärbasis richtete, hätte die Anleger eigentlich verunsichern müssen, doch weltweit herrschte eher vorsichtige Erleichterung als Alarmstimmung. Dies deutet darauf hin, dass der Angriff eher symbolischer Natur war und keine Eskalation darstellte, wodurch seine Auswirkungen auf die Finanzmärkte begrenzt blieben.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass eine Waffenruhe erreicht worden sei, und bezeichnete das Ereignis als „Zwölf-Tage-Krieg“, wodurch er dem Vorfall einen endgültigen Charakter verlieh. Seine Erklärung deutete darauf hin, dass der Konflikt effektiv beendet sei, obwohl viele geopolitische Analysten warnen, dass dies eine zu optimistische Interpretation sein könnte.
Vor der Vereinbarung betonte Trump, dass es keine amerikanischen Opfer gegeben habe, und lobte den Iran für seine vorherige Warnung:
„Ich möchte dem Iran dafür danken, dass er uns frühzeitig informiert hat, wodurch keine Menschenleben zu beklagen sind. Am wichtigsten ist, dass sie alles aus ihrem ‚System‘ herausbekommen haben und es hoffentlich keinen weiteren Hass geben wird. Vielleicht kann der Iran nun zu Frieden und Harmonie in der Region übergehen, und ich werde Israel nachdrücklich ermutigen, dasselbe zu tun.“
Diese Äußerungen sollten zwar die Spannungen beruhigen, könnten aber unbeabsichtigte politische Folgen haben. Das öffentliche Lob eines ehemaligen US-Präsidenten könnte die innerstaatliche Darstellung Teherans schwächen, dass der Angriff eine machtvolle und bewusste Maßnahme war. Stattdessen könnte es als versöhnlich, sogar inszeniert wirken und die Position des Regimes sowohl im Inland als auch in der gesamten Region untergraben.
Dies wirft weitergehende Fragen auf: Sind diese selbstbewussten Erklärungen zur Deeskalation verfrüht? Und wie kann ein so bedeutendes Ereignis – eine direkte Konfrontation, von der viele befürchteten, dass sie zu einem regionalen Krieg eskalieren könnte – im Vergleich zu früheren Krisen eine so zurückhaltende Reaktion hervorrufen?
Die unterschiedlichen Reaktionen weltweit deuten auf einen Wandel der globalen Perspektive hin. Geopolitische Bedrohungen mögen nach wie vor Gewicht haben, aber die Marktteilnehmer scheinen zunehmend zwischen symbolischen Gesten und einer echten Eskalation zu unterscheiden. Ob dieser Waffenstillstand einen echten Wendepunkt darstellt oder nur eine Pause in den Feindseligkeiten ist, bleibt abzuwarten.
Autorin Daniela Sabin Hathorn ist Senior-Marktanalystin bei Capital.com.