Weltweite Investitionen in Fintechs brechen drastisch ein

Bildagentur PantherMedia / jamesteohart
Die weltweiten Investitionen in Fintechs sind drastisch eingebrochen

Die weltweiten Unsicherheiten haben deutlich spürbare Konsequenzen für Fintechs. So brachen die Investitionen in den Start-Ups global um über 50 Prozent ein.

Die Investitionen in Start-ups aus dem Finanzdienstleistungsbereich sind im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr drastisch eingebrochen. Lagen die globalen Venture Capital-Investitionen von Januar bis Juni 2022 noch 107,8 Milliarden Dollar, sank diese Summe in den ersten sechs Monaten 2023 um über 50 Prozent auf nur noch 52,4 Milliarden Dollar. Das hat der KPMG Pulse of Fintech ergeben.

„Aufgrund geopolitischer Spannungen und globaler makroökonomischer Themen wie einer hohen Inflation und steigenden Zinssätzen herrscht Unsicherheit am Markt. Dazu kommen niedrige Bewertungen und ein anhaltender Mangel an Exits im Technologiesektor. Und auch der Zusammenbruch mehrerer US-Banken Anfang des Jahres dürfte bei vielen Investoren für Zurückhaltung gesorgt haben“, sagt Bernd Oppold, Partner im Bereich Financial Services bei KPMG.

Logistik und „grüne“ Fintechs mit starken Zahlen

Dennoch lassen sich einige Lichtblicke ausmachen. So zogen auf Lieferketten und Logistik fokussierte Fintechs im ersten Halbjahr Investitionen in Höhe von 8,2 Milliarden Dollar an – sogar deutlich mehr als der bisherige Ganzjahresrekord 2019 (5,5 Milliarden Dollar). Auch „grüne“ Fintechs stießen auf reges Interesse: sie konnten 1,7 Milliarden Dollar einsammeln und damit bereits mehr als im gesamten Jahr 2022 (1,5 Milliarden).

Mehrere Milliarden-Deals

Der Löwenanteil der Fintech-Investitionen im ersten Halbjahr entfiel mit 34,9 Milliarden Dollar auf die USA; ebenso fünf der sieben Fintech-Deals des ersten Halbjahres mit mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Darunter sind die Übernahme von Coupa durch Thomas Bravo (8 Milliarden US-Dollar), die VC-Aufnahme von Stripe (6,9 Milliarden US-Dollar) und die vier Milliarden Dollar schwere Übernahme von EVO Payments durch Global Payments.

Quelle: KPMG

In den Regionen EMEA und ASPAC gab es in den ersten sechs Monaten jeweils einen Milliarden-Deal: Das britische Unternehmen Wood Mackenzie wurde von Veritas Capital für 3,1 Milliarden Dollar übernommen, während das chinesische Unternehmen Chongqing Ant Consumer Finance eine VC-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,5 Milliarden abschließen konnte.

Verhaltener Ausblick – KI mit Potenzial

Da ein Ende der geopolitischen und makroökonomischen Unsicherheiten nicht absehbar ist, werden die Investitionen in Fintech-Unternehmen auch im zweiten Halbjahr voraussichtlich relativ schwach bleiben, schätzt KPMG. „Ein Bereich, der allerdings einen starken Anstieg des Investoreninteresses erleben könnte, ist die Künstliche Intelligenz, vor allem die generative KI. Freilich steht deren Anwendung im Finanzdienstleistungsbereich noch ganz am Anfang, doch steckt vor allem in Bereichen wie Cybersecurity, Regtech und Wealthtech diesbezüglich enormes Potenzial“, sagt Oppold.

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