In der Landeshauptstadt München hat sich die Krise im Wohnungsneubau weiter verschärft. Zwischen Januar und Oktober 2025 wurden nach einer Auswertung des IVD Süd nur gut 4.000 neue Wohneinheiten genehmigt. Gegenüber dem bereits schwachen Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Rückgang um 28 Prozent. Im Vergleich zum Zehn-Jahresmittel der Jahre 2015 bis 2024 liegt das Minus sogar bei 55 Prozent.
Als Ursachen nennt Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. „Die Flaute im Wohnungsneubau hat sich im laufenden Jahr 2025 fortgesetzt – die Bautätigkeit wird weiterhin durch ein vergleichsweise hohes Zinsniveau, sehr hohe Baukosten, strenge energetische und baurechtliche Auflagen sowie fehlende Fördergelder gebremst.“ In einer wachsenden Region stehe damit einer steigenden Zahl von Haushalten ein schrumpfendes Wohnraumangebot gegenüber.

Auch das Münchner Umland ist von dem Negativtrend erfasst. In nahezu allen angrenzenden Landkreisen wurden im bisherigen Jahresverlauf 2025 deutlich weniger Baugenehmigungen erteilt als im langfristigen Durchschnitt. Besonders stark fallen die Rückgänge in Bad Tölz-Wolfratshausen mit 49 Prozent sowie in Starnberg mit 42 Prozent aus. In Erding und Freising liegen die Genehmigungen jeweils 33 Prozent unter dem Mittelwert.
Deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen
Weitere zweistellige Abschläge zeigen sich in den Landkreisen Dachau mit 28 Prozent, Fürstenfeldbruck mit 21 Prozent und Ebersberg mit 20 Prozent. Damit bleibt der Wohnungsneubau in weiten Teilen der Region deutlich hinter den langjährigen Vergleichswerten zurück.
Eine Ausnahme bildet der Landkreis München. Als bevölkerungsreichster Landkreis der Region verzeichnet er zwischen Januar und Oktober 2025 ein Plus von 16 Prozent gegenüber dem Zehn-Jahresmittel. Prof. Stephan Kippes weist jedoch auf die begrenzte Aussagekraft hin: „Einzelne größere Wohnbauvorhaben, die sich bereits seit Längerem in der Pipeline befinden und im Betrachtungszeitraum schließlich genehmigt wurden, könnten die Genehmigungszahlen jüngst deutlich nach oben gehievt haben. Auch der Landkreis München bleibt insgesamt von der anhaltenden Krise nicht verschont.“
Zusätzliche Belastung kommt durch fehlende Flächenpotenziale. Die im Oktober 2025 gestoppte Konversion der Fliegerhorste in den Großen Kreisstädten Erding und Fürstenfeldbruck gilt als herber Rückschlag für die gesamte Region. Dort hätten in den kommenden Jahren Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen entstehen können.
Bauüberhang verschärft die Lage
Neben sinkenden Genehmigungszahlen gewinnt der Bauüberhang zunehmend an Bedeutung. Gemeint sind Projekte, die zwar genehmigt, aber aus wirtschaftlichen oder marktbedingten Gründen nicht umgesetzt werden. Infolge teurerer Immobilienfinanzierungen, gestiegener Material- und Handwerkerkosten sowie einer schwierigen Absatzlage hat sich dieser Überhang in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Die statistisch erfassten Genehmigungszahlen bilden damit nur eingeschränkt ab, wie viel neuer Wohnraum tatsächlich auf den Markt kommt.
Grundlage der Analyse sind genehmigte Wohnungen in neuen Wohngebäuden. Die Daten stammen vom Bayerischen Landesamt für Statistik und können sich durch Nachmeldungen oder Korrekturen nachträglich verändern., so der IVD.














