Zollstreit USA versus Indien: Wer gewinnt, wer verliert

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Zollstreit USA gegen Indien: Welche Sektzoren profitieren

„William Blair Investment Management zu den aktuellen Zoll-Verhandlungen USA-Indien“ analysiert Todd McClone, Partner und Portfoliomanager der William Blair Emerging Markets Strategies, die aktuelle Situation.

Trumps vorgeschlagener Zollsatz von 25 % auf indische Importe sowie eine vage, aber potenziell erhebliche Strafe für Indiens Handel mit Russland markieren eine deutliche Eskalation der Handelsspannungen. Mit 25 % sieht sich Indien nun mit einem der höchsten Zollsätze unter den wichtigsten Handelspartnern der USA konfrontiert, der deutlich über den unter 20 % liegenden Sätzen für Wettbewerber wie Vietnam und Malaysia liegt.


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Allerdings ist diese Ankündigung noch nicht endgültig. Die sechste Runde der Handelsverhandlungen zwischen den USA und Indien wird für die zweite Augusthälfte erwartet, wobei eine endgültige Einigung wahrscheinlich im September oder Oktober erzielt werden wird. Bis dahin dürfte die Unsicherheit anhalten, insbesondere hinsichtlich des Umfangs der Sanktionen für den Handel mit russischem Öl und Waffen, die über Indien hinaus weitreichende geopolitische Auswirkungen haben könnten. Insbesondere für Indien stellt die Strafe für den Umgang mit Russland – über die möglichen Auswirkungen auf die Leistungsbilanz und das BIP-Wachstum hinaus – die Fähigkeit Indiens in Frage, sich in der komplexen geopolitischen Landschaft der vergangenen Jahre zurechtzufinden und davon zu profitieren. In dieser Zeit konnte Indien mit Russland Handel treiben und wurde gleichzeitig weiterhin als wichtiger westlicher Verbündeter wahrgenommen, der zum Ausgleich des Verhältnisses zu China beiträgt. Dies könnte nun ein Ende haben.
 
Aus makroökonomischer Sicht beliefen sich die Exporte Indiens in die USA im Jahr 2024 auf 86 Mrd. USD (über 2 % des BIP) mit einem Handelsüberschuss von 40 Mrd. USD (~1 % des BIP). Auch wenn die direkten Auswirkungen auf das BIP gering sein dürften, sind wir der Ansicht, dass die Ankündigung die Marktvolatilität in einer Zeit erhöht, in der die globale Risikostimmung ohnehin schon fragil ist. Wichtig ist, dass die Wachstumsprognosen für Indien bereits einige zollpolitische Gegenwinde eingepreist hatten.
 
Aus sektoraler Sicht gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen uneinheitlich sein werden. Arzneimittel, Indiens zweitgrößtes Exportgut in die USA, scheinen ausgenommen zu sein, was angesichts der Tatsache, dass Indien etwa 60 % der oralen Medikamente in den USA liefert, von entscheidender Bedeutung ist. Die Elektronikbranche hingegen könnte mit Gegenwind zu kämpfen haben, aber unserer Ansicht nach hat Indien gegenüber China nach wie vor einen relativen Vorteil. Der Dienstleistungssektor, einschließlich der IT-Branche, bleibt vorerst unberührt.
 
Trotz dieser negativen Auswirkungen glauben wir, dass sich die allgemeinen Aussichten für Indien verbessern. Die Geldpolitik ist unterstützend, die Gewinnerwartungen wurden neu justiert, und die Positionierung ausländischer Investoren ist bereits sehr gering, wie die jüngsten Abflüsse zeigen. In diesem Zusammenhang könnte jede endgültige Lösung oder Abschwächung dieser Zölle als positive Überraschung wirken.

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