Nachhaltigkeit: Gesagt, getan?

Als ich unlängst begann, diese Seite mit Leben zu füllen, erreichte mich eine Pressemeldung des größten Vermögensverwalters auf diesem Planet. Darin wurde ein Brief von Laurence Fink, Chef des Finanzkonzerns Blackrock, zusammengefasst, den dieser alljährlich an die Vorstände jener Unternehmen schickt, in die der Vermögensverwalter die ihm anvertrauten Kundengelder investiert.

Frank O. Milewski, Cash.-Chefredakteur

Darin kündigt er eine Reihe von Initiativen an, die den Themen Nachhaltigkeit und ESG, also die Berücksichtung von ethisch-sozialen, ökologischen und Governance-Kriterien, auf die Sprünge helfen sollen. Unter anderem will Blackrock das Portfoliomanagement in Richtung ESG ausbauen und die Nachhaltigkeitsrisiken in den Fonds deutlich reduzieren. Sie werden jetzt vermutlich sagen: „Ja, und? Das haben andere Investmenthäuser längst angekündigt oder umgesetzt.“

Das stimmt. Allerdings hat Fink in seinem Brief eine Aussage formuliert, die ich in dieser Eindringlichkeit bislang noch von niemandem gehört habe: „Der Klimawandel ist für die langfristigen Aussichten von Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor geworden. Investoren erkennen zunehmend, dass das Klimarisiko auch ein Anlagerisiko ist. Schon bald – und früher als von den meisten erwartet – wird es zu einer erheblichen Umverteilung von Kapital kommen.“

Endlich, möchte man sagen, endlich spricht es jemand mal wirklich aus, was uns allen droht, wenn nicht endlich auf allen Seiten nachhaltig gehandelt wird. Viel wurde in den letzten Jahren darüber geschrieben, wie wichtig es ist, ökologisch oder sozialverträglich zu investieren. Viele Studien wurden verfasst, in denen mehr oder minder eindeutig belegt wurde, dass nachhaltiges Investieren keine Rendite kostet, sondern sie eher pusht. Viele Umfragen wurden angeschoben, um die Wünsche potenzieller Anleger und Kunden zu erfahren.

Es sollte nicht ständig der Ruf in Richtung Politik erfolgen

Was indes völlig zu kurz kam war die Einordnung des Themas in einen Gesamtkontext. Schließlich betrifft der Klimawandel nicht nur die Menschen in ihrem Alltag oder die Anleger in ihren Investitionsentscheidungen. Er betrifft insbesondere die Unternehmen, denen allmählich die Geschäftsgrundlage abhanden kommt – mit der Folge, dass Kunden nichts mehr konsumieren und Anleger kein Investitionsobjekt mehr identifizieren können.

Soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Jeder von uns sollte jetzt entsprechend handeln. Vor allem sollte nicht ständig der Ruf in Richtung Politik erfolgen. Es dauert einfach zu lange, bis dort, noch dazu mangelhafte, Rahmenpläne erarbeitet werden, die zudem bereits vor zehn Jahren oder noch länger benötigt worden wären. (fm) 

Foto: Florian Sonntag

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