Immobilien: Denk mal im grünen Bereich

Der Ansatz, energieeffizient zu sanieren, ist zudem ein nachhaltiger. „Angesichts der weiter steigenden Energiepreise liegt die Frage nach Effizienz auf der Hand“, berichtet Johannes Forster, Vertriebsleiter der DS Wohnbau, Öhringen. „Der Mieter wird in Zukunft danach fragen, wie niedrig seine Betriebskosten sind und nicht, wie hoch die Miete ist. Die KfW-Programme für die energetische Gebäudesanierung sind ein Riesenerfolg. Das ist der eigentliche Konjunkturmotor in den letzten Jahren in unserer Branche gewesen“, ist sich Dirk Germandi, Vorstand von Profi Partner mit Sitz in Berlin und München sicher. Darüber hinaus gilt die KfW-Förderung den Anbietern als Qualitätssiegel und Marketinginstrument.

Denkmalschutzanforderungen konkurrieren

Alles im grünen Bereich, also? So einfach ist es dann doch nicht. „Denkmalschutz und Energieeffizienz lassen sich nicht immer zu 100 Prozent vereinbaren“, weiß Kammerer. Eckhard Stiegele, Vorstand des Leipziger Bauträgers Hansa Real Estate berichtet aus der Praxis: „Die neuralgischen Punkte bei einer Kernsanierung sind Dach und Dachdämmung, Fassadendämmung, Dämmung der Kellerdecke, Fenster sowie Heizkörper und Heizungssystem. Diesen Maßnahmen stehen manchmal die Anforderungen des Denkmalschutzes entgegen. Selbstverständlich kann – und soll – eine Jugendstil- und Gründerzeitfassade nicht mit einer Schicht Mineralwolle überdeckt werden“. Kammerer ergänzt: „Eine Innendämmung ist dort immer nur ein Kompromiss.“

Daher gelten für die Branche teils eigene Regeln. In enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz müssen Kompromisse gefunden werden. Ein Nadelöhr im Prozdere, wie Forster weiß. Die Energieeffizienzhausstufe ist ist letztlich nicht nur von der Außenfassade eines Objektes abhängig, sondern auch von der vor Ort zuständigen Denkmalschutzbehörde, die je nach Region teilweise unterschiedlich entscheidet.“ Probleme sind allerdings nicht die Regel. „Glücklicherweise bekommen wir Ausnahmegenehmigungen in Bezug auf die Höhe des Jahresprimärenergiebedarfs bekommen und müssen uns nicht ausschließlich in den Schranken der EnEV bewegen, denn Denkmalschutz geht vor Umweltschutz. Entsprechend entwickeln wir von Fall zu Fall ein individuelles Energiesparkonzept“ berichtet Tobias Danker, Marketing-Verantwortlicher beim Nürnberger Anbieter Terraplan.

Lesen Sie hier, welche Kompromisse wirtschaftlich Sinn machen.

Entsprechend werde ein guter Bauträger versuchen, „Abweichungen durch Mehrleistungen in anderen Bereichen zu kompensieren und ein energetisch effizientes und förderfähiges Haus herzustellen“, ergänzt Voges. Hager fasst zusammen: „Die Effizienzhausstufe ist im Einzelfall von den technischen Möglichkeiten und den Auflagen des Denkmalschutzes abhängig.“ Das Ausmaß der Vereinbarkeit wird individuell durch den jeweiligen Energieberater ermittelt. Preiss bearbeitet momentan mehr als 3.000 Wohneinheiten im denkmalgeschützten Bereich: „Davon sind circa 500 Einheiten Effizienzhäuser 130 und 115 sowie circa 2.500 sogar Effizienzhäuser 100 und 85. Als Faustregel gilt: Je höher der Anteil der Außendämmung, desto höher letztlich der erzielbare Standard.“

Energieeffizient sanieren

Aus Anbietersicht erscheint es – trotz hoher KfW-Förderung – ob der damit verbundenen Kosten kaufmännisch zudem nicht immer sinnvoll, das Maximum an Energieeffizienz anzustreben. „Die Lobbyarbeit der Berufsverbände der Immobilienwirtschaft hat dazu geführt, dass uns Bauträgern vom Gesetzgeber mittlerweile eine ‚EnEV-Fessel’ angelegt wurde, die schon ziemlich eng sitzt. Ob Kosten und Nutzen überhaupt noch in einem sinnvollen Verhältnis stehen, hinterfragen leider nur wenige“, kritisiert Danker. Gefordert ist ein sinnvoller Kompromiss zwischen Kosten für energieeffiziente Sanierung, Nutzerfreundlichkeit und dem Energieverbrauch der Immobilie. Wirtschaftliche Lösungen können nach Ansicht von Kammerer KfW-Effizienzhäuser 100 sein.

Lesen Sie hier, worauf Immobilienkäufer achten sollten.

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