Frühjahrsgutachten: Aufschwung mit Fragezeichen

Der Aufschwung ist an den deutschen Immobilienmärkten angekommen – zu diesem Ergebnis kommt das Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen. Allerdings warnen die Marktexperten vor übertriebener Euphorie.

haus-index2-shutt_34927417Das im Auftrag der Immobilien Zeitung und des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss erstellte Gutachten bescheinigt der Immobilienwirtschaft eine positive Entwicklung. „Der Aufschwung ist da“, sagt Andreas Mattner, Präsident des ZIA. So würden nach Aussage der Studie günstige Zeiten auf den Immobilien-Investmentmarkt zukommen: Da es weltweit an geeigneten risikoarmen Anlagemöglichkeiten mangele, werde verstärkt Kapital auf dem als sicher geltenden deutschen Markt investiert werden – ein erheblicher Teil davon in die Immobilienwirtschaft.

Aber: „Trotz der positiven Entwicklung muss ich vor übertriebener Euphorie warnen“, so Mattner. Denn hinter den positiven Indikatoren würden einige Fragezeichen stehen. Insbesondere die Basel III- als auch die Solvency II-Vorschriften der EU, die in den nächsten Jahren in nationales Recht umgesetzt werden, könnten die Investitionen in Immobilien negativ beeinflussen.

Das Frühjahrsgutachten betrachtet neben der gesamtwirtschaftlichen auch die Entwicklung auf den einzelnen Märkten für Büro-, Handels- und Wohnimmobilien. Andreas Schulten von BulwienGesa bescheinigt dem Büroimmobilienmarkt positive Aussichten. Die Zahl der Bürobeschäftigten werde weiter steigen, das Risiko von Mietausfällen und Leerstand sinke und das gewerbliche Investmentvolumen pendele sich auf einem normalen Niveau ein. Auch wenn viele Investoren weiterhin Core-Immobilien in A-Städten bevorzugen, kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass sich die oftmals vernachlässigten B-, C- und D-Standorte weitaus besser entwickeln. In den Metropolen Deutschlands würden die Spitzenrenditen 2011 dagegen entweder auf einem stabilen Niveau bleiben oder sinken.

Auch der Handelsimmobilienmarkt entwickelt sich nach Aussage von Manuel Jahn von GfK GeoMarketing erfreulich. Die anhaltende gesamtwirtschaftliche Belebung und eine wachsende Kaufkraft der Deutschen machten ihn zu einem vertrauensvollen Marktumfeld für Investoren. Zudem profitierten Handelsimmobilien von Umschichtungen einiger bürolastiger Anlageportfolios.

Am Wohnimmobilienmarkt ziehen nach Aussage des Gutachtens nach den Wohnungsmieten in den großen Städten auch die in vielen Landkreisen an. Nach Aussage von Harald Simons von empirica werden auch die Kaufpreise folgen. Einer der Gründe sei die Verknappung von Wohnraum. „Der demografische Wandel zeigt seine Auswirkungen“, kommentiert Mattner. Während die Bevölkerung in ländlichen Regionen schrumpfe, steige die Zahl der Haushalte in den Städten kontinuierlich an. Da jährlich weniger Wohnungen fertiggestellt würden als die Zahl der Haushalte steige, entwickle sich der Wohnungsmarkt in Richtung eines Vermietermarktes. „Insbesondere in einigen Teilmärkten in Westdeutschland muss dringend über Anreize in der Wohnungsbauförderung nachgedacht werden“, so Mattner. Außerdem seien einfachere Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratiehürden bei Neubauvorhaben notwendig. (bk)

Foto: Shutterstock

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