Innovationsbarometer 2016: Immobilienbranche hat Nachholbedarf

Deutsche Immobilienunternehmen haben sich bisher noch zu wenig auf Marktveränderungen durch Faktoren wie neue Technologien eingestellt. Zu diesem Ergebnis kommt das „Innovationsbarometer der Immobilienwirtschaft“, das künftig jährlich erhoben werden soll.

Viele Unternehmen der deutschen Immobilienwirtschaft beschäftigen sich noch zu wenig mit dem Thema Innovation.

Steigender Transformationsdruck bringt die deutschen immobilienwirtschaftlichen Unternehmen zunehmend unter Zugzwang. Dies ist ein wesentliches Resultat des Innovationsbarometers der Immobilienwirtschaft 2016, das durch das Institute for Transformation in Business and Society (INIT) in Zusammenarbeit mit dem Real Estate Management Institute (REMI) der EBS Universität und mit Unterstützung der Real I.S. AG durchgeführt wurde.

Interviews mit Experten aus den Teilgebieten Investment, Finanzierung und Dienstleistung haben zu dieser Bewertung geführt.

Hoher Druck

Demnach befinden sich die Unternehmen unter einem erheblichen Transformationsdruck, der die Kosten erhöht und interne Ressourcen bindet. Wesentliche Einflussfaktoren seien neue Technologien, sich verändernde Kundenwünsche, steigende Regulierungen durch das gesetzliche Umfeld sowie erschwerter Wettbewerb durch zunehmend gleichartige Produkte.

Das Innovationsbarometer soll künftig jährlich erhoben werden, um die Notwendigkeit zur Anpassung der jeweiligen immobilienwirtschaftlichen Subsektoren zu messen und damit gleichzeitig die Notwendigkeit von Innovationen darzustellen.

Investoren besonders betroffen

„Den höchsten Druck konnten wir bei den immobilienwirtschaftlichen Investoren messen“, sagt Professor Dr. Peter Russo, Director des INIT. „Dicht dahinter folgen Finanzierer, mit etwas Abstand die immobilienwirtschaftlichen Dienstleister.“

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die Etablierung von Internet-Plattformen hätten zudem einen erheblichen Anpassungsbedarf bei Hausverwaltungen oder etwa dem traditionelle Maklergeschäft erwarten lassen. Die damit verbundenen Herausforderungen würden aber nur einen Teil der Dienstleister betreffen, vor allem die im Privatkunden-Bereich.

In den anderen Dienstleistungsbereichen sei der Druck durch Veränderungen von gesetzlichen Regelungen, Technologie und Kundenanforderungen bisher eher schwach wahrnehmbar.

Fremdwort Innovation

Insgesamt zeige die Studie dass der Transformationsdruck und damit die Notwendigkeit von Innovationen zunehme.

„Offensichtlich können zahlreiche immobilienwirtschaftliche Unternehmen den immer stärkeren Veränderungen nicht oder nur unter großen Mühen standhalten, weil sie über Dekaden hinweg gelernt haben, Innovation im besten Fall als die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer bestehenden Produkte und Dienstleistungen innerhalb eines gegebenen Geschäftsmodells zu verstehen“, sagt Russo.

„Nur so ist zu erklären, dass viele Unternehmen mit ihren heutigen Angeboten deutlich über das Ziel hinausgeschossen sind und ihre Kunden mit einer Flut von Produktvarianten und komplizierten Strukturen überfordern.“

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Wirkliche Innovation gehe jedoch weit über die reine Anpassung bestehender Produkte hinaus. „In vielen Fällen führt der Transformationsdruck nur dazu, bestehende Prozesse anzupassen und zu optimieren“, so Schenk. „Hier fehlt dann jedoch die Anders- und Neuartigkeit.“

Regulierung hemmt zukunftsfähige Geschäftsmodelle

Besonders im Subsektor Investment führten gesetzliche Vorschriften wie Basel III oder Solvency II zu Auflagen, die hohe Kosten mit sich bringen. Neue Systeme, Abteilungen und Personal müssten aufgebaut werden.

„Doch nicht nur die Kosten der Regulierung sind dabei die Herausforderungen“, so Jochen Schenk, Vorstand der Real I.S. und Experte für die Sektoren Investment und Finanzierung. „Wir müssen uns neben dem Wandel selbst vor allem damit beschäftigen, dass regulatorische Maßnahmen das innovative Denken innerhalb des Unternehmens nicht ausbremsen.“

Um dem Innovationsdilemma entgegenzutreten, spielten die eigenen Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. „Wir brauchen als Branche Mitarbeiter, die traditionelle Strukturen in Frage stellen, damit die Immobilienwirtschaft langfristig erfolgreich bleibt.“ (bk)

Foto: Shutterstock

 

 

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