Schrumpfregionen können von Zuwanderung profitieren

Im Jahr 2015 haben nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge 441.899 Personen in Deutschland einen Erstantrag auf Asyl gestellt, dies bedeutet einen Anstieg von über 155 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ballungsräume bringt dieser Zuwachs an seine Wachstumsgrenzen, für Schrumpfregionen könnten sich hingegen Chancen ergeben.

Wohncontainer bieten keine dauerhafte Lösung für die Unterbringung in Ballungsräumen.

Mit der Ankunft der Flüchtlinge in Deutschland verschärfen sich die Wohnraumprobleme in den Ballungsräumen. Die Bundesbauministerin will durch Neubau Entlastung schaffen. 350.000 neue Wohnungen werden ihrer Ansicht nach jährlich benötigt um den Bedarf von Bundesbürgern und Zuwanderern zu decken. Der GdW geht von einer Zahl von 400.000 benötigten Fertigstellungen aus. Mehr als 50.000 Asylanträge werden allein in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen gestellt.

Fehler der Vergangenheit vermeiden

In vielen Metropolen liegt der jährliche Bedarf an Wohnungen weit über der tatsächlichen Bautätigkeit, wie auch die Analyse “Der künftige Bedarf an Wohnungen” von Ralph Henger, Michael Schier und Professor Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln zeigt. Demnach müssten allein in Berlin verglichen mit der aktuellen Bauleistung rund 11.000 Wohnungen zusätzlich pro Jahr gebaut werden, in Hamburg wären es 3.500 Wohnungen.

Flüchtlinge in einzelnen Gebäuden unterzubringen oder Großsiedlungen an den Stadträndern zu schaffen und es an sozialer Betreuung fehlen zu lassen seien Fehler der Vergangenheit, die nicht wiederholt werden dürften.

Sinnvolle Nutzung des Leerstandes

Chancen dagegen eröffnet die sinnvolle Nutzung des Leerstandes in den Schrumpfungsregionen, wo die Mieten weit unter denen der Großstädte liegen, so die Analyse.

Eine interne Analyse der aktuellen Mietpreise auf dem Immobilienmarkt des Unternehmens Nuroa zeigt, dass die derzeitigen Durchschnittsmieten in Berlin bei zwölf Euro pro Quadratmeter liegen. In Brandenburg sei es mit sechs Euro pro Quadratmeter gerade einmal die Hälfte.

„Wir müssen vernetzter denken“, unterstreicht Voigtländer. Mit einer ausgebauten Verkehrsinfrastruktur erhielten Schrumpfungsregionen, denen Flüchtlinge bevorzugt zugewiesen werden, neue Chancen. Natürlich bräuchten diese Kreise Unterstützung bei Bildung und Sozialarbeit.

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Eine Möglichkeit, die Integration zu fördern und zugleich gesellschaftlichen Nutzen zu erwirtschaften, läge in der Idee Voigtländers, den Leerstand gemeinsam mit den Flüchtlingen zu sanieren, bevor sie darin einziehen. Damit würde man ihnen gegebenenfalls auch den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern. Gleichzeitig können durch Eigenleistungen die Investitionskosten für die Wiederherstellungen gesenkt werden. Mit der Unterbringung in Schrumpfregionen könnte man gleichzeitig einer befürchteten Ghetto-Bildung entgegenwirken. (kl)

Foto: Shutterstock

 

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