Wohnimmobilien: Verkäufer profitieren vom Mangel

Die Preisunterschiede auf dem Markt für Wohnimmobilien steigen weiter. Auffällig ist, dass die Grenze nicht mehr ausschließlich zwischen Ost- und Westdeutschland oder Groß- und Kleinstädten verläuft. Die LBS Bausparkasse hat den deutschen Immobilienmarkt analysiert.

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München ist nach wie vor der teuerste Markt für Wohnimmobilien.

Die dynamische Preisentwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt wird sich auch im Jahr 2017 fortsetzen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Frühjahrsumfrage unter 600 Immobilienmarktexperten von LBS und Sparkassen“Markt für Wohnimmobilien 2017″. Sie erwartet bis zum Jahresende Preisanstiege zwischen drei und fünf Prozent.

„Trotz der inzwischen angesprungenen Neubautätigkeit, die perspektivisch eine gewisse Entlastung verspricht, und der in Ballungsräumen bereits erreichten hohen Preisniveaus sehen wir für den Wohnungsmarkt noch keine Beruhigung. Vielmehr müssen sich die Bundesbürger auf Preissteigerungen einstellen, die deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate liegen“, sagt LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann.

Steigende Nachfrage, sinkendes Angebot

„Nach Einschätzung unserer Experten resultieren die Preiserwartungen aus der unverändert hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland bei gleichzeitig knapper werdenden Angeboten im Bestand sowie einer Neubautätigkeit, die sich nicht schnell genug auf die veränderte Marktlage einstellen kann.“

Geprägt werde der Wohnimmobilienmarkt weiterhin durch außergewöhnlich attraktive Finanzierungsbedingungen, eine gute Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung sowie dem weiter steigenden Wohnraumbedarf – auch aufgrund der Zuwanderung.

Basis der Untersuchung ist eine jährliche Umfrage bei LBS und Sparkassen in 402 Land- und Stadtkreisen. Die Immobilienexperten werden jeweils im Frühjahr über ihre Einschätzung zur Angebots- und Nachfragesituation auf dem Neubau- und Gebrauchtwohnungsmarkt sowie über typische Preise – jeweils in mittleren bis guten Lagen – vor Ort befragt.  Erfasst werden damit für rund 960 Städte die aktuellen Preise für frei stehende Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Eigentumswohnungen und Bauland.

Teure Vororte

Enorme Preisunterschiede zwischen den Regionen prägen den deutschen Wohnungsmarkt. Besonders deutlich werde dies bei den Preisen für freistehende Einfamilienhäuser. Diese seien in München mit 1,2 Millionen Euro mehr als zehnmal so teuer ist wie in einzelnen ostdeutschen Mittelstädten. Anschließend folgten Stuttgart (810.000 Euro), Heidelberg und Wiesbaden (790.000 Euro), Freiburg im Breisgau (770.000 Euro) und Frankfurt (745.000 Euro).

Noch teurer könnten Immobilien in attraktiven Umlandgemeinden sein. Den Rekord erreiche der Münchener Vorort Grünwald mit Preisen in Höhe von 1,65 Millionen Euro. Höhere Preise als in den nahegelegenen Städten würden Immobilien auch in den Voralpen Starnberg mit 1,25 Millionen Euro, am Bodensee Konstanz und in Lindau mit 850.000 beziehungsweise 670.000 Euro erreichen.

Doch gibt es auch Großstädte, in denen Immobilien noch vergleichsweise günstig sind. Typische Preise bewegen sich in Leipzig, Hannover, Bremen, Dortmund und Dresden, aber auch in Berlin in einer Bandbreite zwischen 280.000 und 370.000 Euro.

Eigentumswohnungen: Ballungsgebiete erreichen Spitzenpreise

Deutlich niedriger liegen die Preise, nicht nur in den neuen Ländern mit Halle und Magdeburg (160.000 und 180.000 Euro), sondern vereinzelt auch im Norden (Bremerhaven mit 140.000 Euro) und im Westen (Siegen mit 185.000 Euro). In den Mittelstädten markieren Eisleben und Grimma mit jeweils 60.000 Euro das untere Ende der Preisskala.

Bei neuen Eigentumswohnungen registrieren die LBS-Experten überall merklich gestiegene Preise, insbesondere an touristisch interessanten Orten, in Ballungsräumen und Universitätsstädten. Hier erreiche Grünwald mit 7.900 Euro pro Quadratmeter den Spitzenwert, gefolgt von München (7.500 Euro). Weit vor Frankfurt, Stuttgart (5.100 Euro und 5.000 Euro) und Hamburg (4.975 Euro). Bei den Halbmillionenstädten liegen die Quadratmeterpreise in Dortmund, Hannover und Dresden im moderaten Bereich von 3.000 Euro oder sogar darunter.

Mangelware Bauland

Auch die Nachfrage nach gebrauchten Eigentumswohnungen sei gestiegen und habe damit die Preise getrieben. Allerdings sei der Preisunterschied zu einem Neubau (mit meist höherem Standard) unverändert groß. Derzeit betrage der Abschlag für gebrauchte Wohnungen im Vergleich zu Neubauten im Durchschnitt immer noch rund 40 Prozent. In den Groß- und Mittelstädten Nord- und Ostdeutschlands lägen die Quadratmeter-Preise deshalb häufig bei knapp 1.200 Euro, im Süden bei fast 2.500 Euro.

Der größte Mangel auf dem Immobilienmarkt besteht nach Einschätzung von LBS beim Bauland. In den süddeutschen Groß- und Mittelstädten seien Grundstücke mit 480 Euro pro Quadratmeter nochmals teurer als im Vorjahr. Das sei dreimal so viel wie im Norden (150 Euro) und fünfmal so viel wie im Osten (90 Euro).

Spitzenpreise würden in süd- und südwest-deutschen Großstädten wie München (1.800 Euro), Stuttgart (1.050 Euro) oder Nürnberg (700 Euro) registriert. Laut LBS-Preisspiegel ist in vielen Mittelstädten und in mancher Großstadt (Bremerhaven, Chemnitz, Cottbus und Salzgitter) Bauland jedoch für unter 100 Euro pro Quadratmeter am Markt. (kl)

Foto: Shutterstock

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