Indienfonds: Gewinn am Ganges

In den nächsten fünf Jahren sollen Staatsbeteiligungen an nicht weniger als rund 60 Unternehmen der Haushaltskonsolidierung und der Finanzierung von Sozialprogrammen geopfert werden. So betrat zuletzt der staatliche Kohlengräber Coal India das Börsenparkett in Mumbai, womit Indien den größten Börsengang des Jahres verzeichnete. Die Investoren gaben sich zuversichtlich und haben die Aktien 15-fach überzeichnet. Nahezu 2,6 Milliarden Euro hat der Verkauf des Tafelsilbers in die Kasse der Administration in New Delhi gespült. Dabei handelte es sich nur um ein Zehntel der Unternehmensanteile. Rund 26 Milliarden Euro ist der 1973 gegründete Kokslieferant mit Sitz in Kalkutta insgesamt wert. Im Geschäftsjahr 2009/2010 verbuchte der Konzern einen Nettogewinn von 1,6 Milliarden Euro.

„Allein wegen des Börsengangs von Coal India sind bis zu 30 Milliarden Euro an ausländischem Kapital nach Indien geflossen“, sagt Sanjiv Duggal, Fondsmanager bei HSBC Investment Funds. Das Gros des Geldes wird nach dem IPO nun wieder abgezogen, dennoch zeigt diese Summe das enorme Interesse der internationalen Kapitalgeber. Duggal geht von mehr als 15 Milliarden Euro aus, die in den ersten neun Monaten 2010 von institutionellen Fondsanlegern aus dem Ausland in Indien investiert worden sind: „Rekordmonat war der September, als vier Milliarden Euro hinzukamen. Insbesondere US-Fonds kaufen sich in großem Umfang in Indien ein.“

Traumrenditen über zehn Jahre

Auch Duggals Aktienfonds konnte bereits reichlich Kapital einsammeln. Nicht weniger als 5,5 Milliarden Euro ist das Portfolio des Marktführers wert. Sein HSBC GIF Indian Equity gehört zu den Flaggschiffen des britischen Bankenkonzerns HSBC und wird von Duggal seit Auflage 1996 bei der Fondstochter HSBC Investment Funds geleitet. Mit durchschnittlich einer halben Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen haben die meisten Indienfonds dagegen noch Luft nach oben.

Von einem Parkplatz für Kapital kann keine Rede sein, die Wachstumsschübe sind immens. Deutlich mehr als 18 Prozent hat Duggal mit seinem Management-Team in der vergangenen Dekade pro Jahr an Rendite erzielt – und das inklusive zwei dramatischer Börsencrashs. Alles gelingt selbst Duggal nicht. Größter Posten im Portfolio ist mit 7,7 Prozent der Autohersteller Maruti Suzuki India Ltd., dessen Aktienkurs in den vergangenen Wochen zu wünschen übrig ließ. „Dabei stimmen die fundamentalen Daten. Der Marktanteil bei Autos beträgt über 50 Prozent, die Absatzzahlen liegen über den Erwartungen und die Gewinne steigen. Der Grund für die mäßige Performance sind die gestiegenen Lizenzgebühren an den japanischen Mutterkonzern Suzuki“, sagt der gebürtige Inder.

Außerdem dürfen ausländische Investoren die Aktie nicht kaufen, weswegen sie nicht von den massiven Kapitalzuflüssen ausländischer Fonds profitieren konnte. Insgesamt reüssiert der indische Aktienmarkt aber, rund 15 Prozent ging es im September bergauf. Duggal: „Die laxe Geldpolitik in den USA pusht Indiens Börse. Auch die heimische Währung Rupie wertet auf.“

Seite 4: Profite mit Containern und Koks

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