ETF 2.0: Wessen Mehrwert?

Hier liegt auch des Pudels Kern: Wer jenseits von Marktprämien und Faktorrisiken unterwegs sein will, ist vermutlich mit aktiven Fondsmanagement-Ansätzen besser bedient als mit simplen quantitativen Strategien, die häufig simple Ein-Faktor-Modelle darstellen oder – schlimmstenfalls – auf Zufallsbeobachtungen (Data Mining) basieren und keine systematisch erschließbaren Performance-Quellen darstellen.

Mit Verstand Fallstricke vermeiden

Wie lassen sich derartige Fallstricke vermeiden? Es gibt eine gute Nachricht: Es erfordert keine außerordentlichen mathematischen Talente, sondern in erster Linie eine gesunde Portion Menschenverstand.

„Woher kommt die Performance?“, „warum sollte die bisher erzielte Performance wiederholbar sein?“, „unter welchen Bedingungen wurde die Rendite erzielt?“, sind einige Fragen, die Aufschluss über die Robustheit eines Ansatzes liefern können.

Vor allem sollte man die beliebten Backtests, also die Rückrechnungen der Produktanbieter, kritisch hinterfragen. Backtests sind vor allem in der Welt der aktiven Fondsmanager zu Hause. Aber auch in der ETF-Welt haben einige Anbieter unglaubwürdige Backtests produziert. Mit anderen Worten: Die meisten ETF-Index-Backtests waren für die Praxis der Anleger unbrauchbar.

Viele rückwärtig geprüfte Indizes decken „heiße“ Marktsegmente ab, die gerade eine deutliche Outperformance gegenüber dem breiten Markt aufweisen. Kaum ein Produktanbieter wird einen Fonds oder ETF in einer ungeliebten Anlageklasse auflegen. Doch wenn die Vergangenheits-Performance fantastisch ist, ist die nächste Korrektur meist nicht weit. Bei komplexen ETFs ist heute der Spürsinn von Anlegern und Beratern gefragt.

Autor Ali Masarwah ist Chefredakteur bei Morningstar Deutschland.

Foto: Shutterstock

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