Das aktive Fondsmanagement schlägt zurück

Nach einer langen Phase mit Kapitalabflüssen strömt wieder Geld in aktiv gemanagte Aktienfonds.

Kolumne: Philipp von Königsmarck, Fidelity Woldwide Investment

Philipp von Königsmarck, Fidelity

Seit Anfang 2013 bis ins Frühjahr 2014 haben aktive europäische Aktienfonds Zuflüsse von mehr als 80 Milliarden Euro gesehen. Kein Wunder, denn es gibt aktuell drei wesentliche Entwicklungen, die auf ein aktives Fondsmanagement einzahlen.

Korrelation und Volatilität schwinden

Entwicklung Nummer eins: Der Einfluss der gesamtwirtschaftlichen Faktoren auf die Aktienmärkte schwindet. Denn der weltweite Konjunkturausblick hat sich aufgehellt, während die Schwankungen abnehmen. Auch die Risk-on- / Risk-off-Dynamik der Anleger hat nachgelassen. Das belegt der Volatilitätsindex VIX, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 Index abbildet. Sie liegt seit Anfang 2013 durchschnittlich bei nur 14 Prozent. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre lag die Schwankung bei 20 Prozent.

Die zweite interessante Entwicklung sind die rückläufigen paarweisen Aktienkorrelationen. Sie messen, wie hoch die Tendenz ist, dass sich zwei beliebige Aktien in einem Index im Gleichschritt bewegen. Tatsächlich sind die langfristigen Korrelationen von über 30 Prozent im Jahr 2011 auf inzwischen unter 20 Prozent gefallen.

Auf die Unternehmen kommt es an

Die dritte Entwicklung, die aktiven Managern zugute kommt, ist eine Konsequenz aus den ersten beiden. Es ist der steigende Anteil unternehmensspezifischer Faktoren an der Gesamtrendite. Weltweit machen sie inzwischen 82 Prozent der Kursentwicklung von Aktien aus. Im Jahr 2012 waren es noch 72 Prozent. Mit anderen Worten: Länder- und Branchenfaktoren treten in den Hintergrund. Ein perfektes Umfeld für aktive Stockpicker.

Aber Vorsicht: Aktiv ist nicht gleich aktiv. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Wertentwicklung eines Fonds und seinem Active Share. Das ist der Anteil des Fondsvermögens, der vom Vergleichsindex abweicht. Ein Beispiel: Damit ein Fonds mit einem Active Share von 80 Prozent gegenüber dem Vergleichsindex eine Outperformance von 2 Prozent erzielen kann, müssen die einzelnen Positionen im Fonds im Schnitt eine Überrendite von 2,5 Prozent erreichen. Bei einem Active Share von nur 40 Prozent muss für das gleiche Ergebnis das Alpha der Einzelpositionen bei durchschnittlich 5 Prozent liegen. Das ist naturgemäß ungleich schwerer zu erreichen.

Fazit: Aktuell treten einzeltitelspezifische Unterschiede wieder in den Vordergrund. Makroaspekte hingegen, die den breiten Markt im Gleichschritt bewegen, haben zuletzt an Bedeutung verloren. Das gibt aktiven Fondsmanagern mehr Möglichkeiten, ihren Mehrwert für Anleger unter Beweis zu stellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Vergleichsindex in den kommenden Jahren schlagen, nimmt zu. Dagegen bleiben die Chancen von passiven Fonds, den Index zu schlagen, gleich. Bei genau 0 Prozent. Und abzüglich Kosten liegen sie hinter dem Index – per Definition.

 

Autor Philipp von Königsmarck leitet den Vertrieb über Family Offices und Vermögensverwalter bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment, Kronberg im Taunus, und ist regelmäßiger Cash.-Kolumnist.

Foto: Fidelity Worldwide Investment

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