Bank of England reagiert auf den Brexit

Die Bank of England hat gestern die Zinsen auf 0,25 Prozent gesenkt. Damit erreichen die Leitzinsen das tiefste Niveau seit bestehen der Notenbank. Diese existiert bereits seit 322 Jahren. Gastkommentar von Toby Nangle, Columbia Threadneedle Investments

Toby Nangle erklärt die konjunkturellen Auswirkungen nach dem Zinsschritt der Bank of England
Toby Nangle erklärt die konjunkturellen Auswirkungen nach dem Zinsschritt der Bank of England

Der Zinsschritt war zuvor gut kommuniziert und daher von den Märkten erwartet worden – trotz der Prognose der Bank of England, dass die Inflation ihr Ziel infolge der schwachen Währung, die in Form von Preissteigerungen an die Haushalte weiter gegeben wird, verfehlen könnte. Die Zinssenkung wird Sparer treffen. Aber gleichzeitig könnte sie den Banken helfen, günstigere Kredite an Unternehmen auszureichen, die investieren wollen.

Auf diese Weise könnte sie den Arbeitsmarkt unterstützen und die Lasten verschuldeter Haushalte mindern. Von größerem Interesse waren für die Märkte die Ausweitung der außergewöhnlichen Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung unter anderem um den Kauf von Unternehmensanleihen, infolgedessen die Renditen langlaufender britischer Staatsanleihen gesunken sind, und das Term Funding Scheme.

Zinserhöhung wurde bereits vorab vorsichtig kommuniziert

Bereits vor dem Statement hatten einige Mitglieder des Monetary Policy Committee (MPC) angedeutet, dass sie die Auswirkungen jeglicher Schritte der Bank of England auf Pensionspläne, Versicherer und Banken im Hinterkopf hätten. Damit wollten sie verhindern, dass die beabsichtige geldpolitische Lockerung letztlich nicht das Gegenteil bewirkt. Das Term Funding Scheme soll offenbar den Druck mindern, der von einer Zinssenkung auf die Banken ausgeht. Dass das MPC die Auswirkungen weiterer Renditerückgänge auf Pensionsfonds als relativ begrenzt ansieht, wirkt mutig. Ihre Einschätzung, dass der Gesamtumfang der Beitragszahlungen in Pensionspläne mit vereinbarten Leistungen in den vergangenen zwanzig Jahren trotz Schwankungen bei den Defiziten stabil gewesen ist, bedarf einer näheren Betrachtung.

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Die Bank of England hat ihre Wachstumsprognose für 2017 von 2,3 auf 0,8 Prozent gesenkt. Das mag bedeutend erscheinen, liegt aber noch immer oberhalb unserer Prognose von 0,5 Prozent. Bemerkenswerter sind vielleicht die Anpassungen bezüglich der Investmentprognosen: Bei den Unternehmensinvestitionen erwartet die Bank für 2016 nun ein Minus von 3,75 Prozent, im quartalsweisen Inflationsbericht war sie im Mai von plus 2,5 Prozent ausgegangen. Die Prognose für 2017 wurde von plus 7,25 Prozent auf minus 2,0 Prozent gesenkt. Toby Nangle ist Leiter des Bereiches Multi-Asset  (EMEA) bei Columbia Threadneedle Investments, London

Foto: Columbia Threadneedle

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