Banken-Stresstest – Viele Institute müssen kämpfen

Europas Banken sind mittlerweile Widerstandsfähiger als bei noch während der vergangenen Finanzkrise. Das hat der jüngste Stresstest ergeben. Allerdings besteht weiterhin ein Kapitalbedarf von weniger als sechs Milliarden Euro.

Zahlreiche Banken stehen massiv unter Druck.
Zahlreiche Banken stehen massiv unter Druck.

Am kritischsten war die Lage bei der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit einer CET1-Quote von -2,2 Prozent. Dem Stresstest zufolge benötigt das Finanzinstitut rund fünf Milliarden Euro an zusätzlichem Kapital.

Privater Rettungsplan für Monte dei Paschi

Kurz vor der Veröffentlichung der Ergebnisse des Stresstests kündigte die MPS einen Rettungsplan mit J.P. Morgan, der italienischen Mediobanca und sechs weiteren europäischen und US-amerikanischen Großbanken an. Dieser von der EZB und der EBA genehmigte Plan ermöglicht es MPS, ihr Aktienkapital um rund fünf Milliarden Euro aufzustocken und faule Kredite im Umfang von rund 28 Milliarden Euro zu veräußern.

Doch nicht nur die MPS, auch die österreichische Raiffeisen-Landesbanken-Holding (RLH) schnitt im Test schlecht ab. Deren CET1-Quote beläuft sich 6,1 Prozent und liegt damit ebenfalls deutlich unter der Zielgröße von 7 Prozent – demjenigen Wert, den es zu erreichen gilt, um in einem Stress-Szenario zu bestehen. Sieben Banken übertrafen diesen Schwellenwert nur knapp, unter anderem die spanische Banco Popular Espanol (7,01 Prozent), die italienische UniCredit (7,12), die britische Barclays (7,30) und die beiden deutschen Institute Commerzbank (7,42) und Deutsche Bank (7,80).

Die Bedeutung dieser Banken für ihr jeweiliges Domizilland lässt sich ermitteln, indem man den Anteil der risikogewichteten Aktiven am jeweiligen Bruttoinlandprodukt des Landes berechnet (Anteil des RWA am BIP). Während dieser Anteil bei der MPS lediglich 4,4 Prozent und bei Banco Popular sowie der Commerzbank 7 Prozent beträgt, liegt er bei der Deutschen Bank (fast 16 Prozent), Barclays (22), RLH (23) und UniCredit (fast 25) deutlich höher.

Stresstest geht von markanter Konjunkturabkühlung im Jahr 2018 aus

Das Testszenario geht für die Jahre 2016 bis 2018 von einem durchschnittlichen BIP-Rückgang in der Eurozone von 6,8 Prozentpunkten aus (Deutschland -6,6, Frankreich -5,6, Italien -5,9, Spanien -6,7) Für das erste Jahr wurde ein stärkerer Einbruch als während der letzten Finanzkrise (sprich für das Jahr 2008) und für die beiden darauf folgenden Jahre ein schwächerer Rückgang angenommen.

Das Testszenario beinhaltete verschiedene andere Stressparameter. So ging man für Ende 2018 beispielsweise von einer Arbeitslosenrate von 12,4 Prozent aus (Basisszenario: 10,1 Prozent). Bei den Preisen für Wohn- und Gewerbeimmobilien wurde ein Rückgang um 20,2 beziehungsweise 20,4 Prozentpunkten veranschlagt, wobei sich der Preisrückgang bei den Wohnimmobilien je nach Land zwischen 17,4 und 23,8 Prozentpunkten bewegte.

Einige Experten haben diese Annahmen als zu milde kritisiert. Allgemein ist zu sagen, dass Stresstests Schwächen aufweisen, wenn sie wie beim EBA-Test eine Risikogewichtung der Aktiven zulassen. Diese liegen in der Schwierigkeit begründet, die Risikogewichtungen korrekt zu bewerten und zu implementieren, um den angemessenen Kapitalbedarf zu bestimmen. Verschiedene Kommentatoren und Wissenschaftler haben angemerkt, dass die Kapitalanforderungen bei einem Stresstest ohne Risikogewichtung viel höher ausgefallen wären.

Kein Aufatmen an den Finanzmärkten

Trotz der positiven Beurteilung der Ergebnisse durch die EBA kam in den ersten Marktreaktionen die anhaltende Angst vor den weiterhin drohenden Risiken im EU-Bankensektor zum Ausdruck. Nachdem die Aktienkurse von EU-Banken kurzzeitig stark angezogen hatten, fielen sie wieder in den Keller. Der Handel mit UniCredit-Aktien wurde am Montag nach einem Verlust von mehr als 8 Prozent ausgesetzt, und der Titel schloss mit einem Minus von 9,4 Prozent. Während Barclays-Aktien mehr als 2 Prozent an Wert verloren, büßten die Papiere der Deutschen Bank nur 1,8 Prozent. Die Aktien der MPS hingegen legten im Gefolge des angekündigten Rettungsplans am Montagmorgen um mehr als 8 Prozent zu, gingen am Abend jedoch nur noch um 0,6 Prozent höher aus dem Handel.

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Dass die Ergebnisse der Stresstests die Märkte bislang nicht zu beruhigen vermochten, liegt unter anderem maßgeblich daran, dass der Rettungsplan für die MPS Abschreibungen von durchschnittlich 40 Prozent auf ihren faulen Krediten vorsah. Für die Marktteilnehmer scheint dies nun der neue Standard für andere italienische Banken, wie UniCredit, zu sein. Ein solcher Referenzwert hätte deutlich höhere Kapitalanforderungen für diese Banken zur Folge. Aufgrund der geringen Profitabilität und der infolge des „Brexit“ nach unten korrigierten BIP-Wachstumsprognosen für Europa werden die einbehaltenen Gewinne der meisten gebeutelten Banken wohl nicht ausreichen, um die Kapitalanforderungen zu erfüllen. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass verschiedene andere bedeutende Banken der Eurozone ihr Aktienkapital werden aufstocken müssen. (tr)

Foto: Shutterstock

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